Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
zwar nicht so viel, wie das, was sich in Mencks Kleidung befunden hatte, aber von dem Gold und den Juwelen hätte sich ein junger Offizier der Königlichen Garde zwei oder drei wirklich prachtvolle Pferde kaufen können, und dazu einen Stall mit Weiden, um sie unterzubringen. Es wäre sogar noch genug für Sporen übrig geblieben, für silberne Sporen.
»Damit könnte ich mir ein Theater in Gresh kaufen«, meinte Gwynedd, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Und zwar mitten im Theaterviertel, mit einer Marmorfassade, roten Samtvorhängen und einer großen Freitreppe zur Empore.« Die Schauspielerin starrte das Gold und die Juwelen an, die auf dem Altar aufgehäuft lagen, und ein verträumter Ausdruck verklärte ihr Gesicht. »Oder noch besser, ich könnte mir eines in Cosdale kaufen, in dessen Grundstein der Name der Truppe eingemeißelt wäre.«
»Es ist mehr als genug, um jedem das Leben zu versüßen«, meinte Chadde und stieß finster mit dem Finger an einen Diamanten. »Ich glaube jedoch nicht, dass dies hier zu dem gehört, was aus dem Totenhaus verschwunden ist.«
Jusson, Wyln, Laurel und ich holten gleichzeitig Luft, um etwas zu sagen.
»Sie haben recht«, kam Beollan uns zuvor. »Es ist anders.« Er nahm einen Saphir und legte ihn auf seine Handfläche. »Es ist nicht verflucht.«
Gwynedd blinzelte verwirrt, und der träumerische Ausdruck auf ihrem Gesicht verschwand. »Verflucht, Mylord?«
Offenbar war das das Einzige an Mencks Tod, das wir hatten geheim halten können. Bis jetzt. Beollan sah von dem Saphir hoch, als es plötzlich so ruhig wurde, dann dämmerte ihm, was er gerade verraten hatte. Seine Wangen röteten sich. »Ich meine …«
»Noch etwas, worüber wir sprechen müssen, Euer Majestät?« Dyfrigs Augen blitzten.
»Es hat alles dieselbe Herkunft, Eminenz«, erwiderte Jusson gelassen. »Ob es in Säume und verborgene Taschen eingenäht oder in Ihrem Opferstock versteckt wurde.«
Dyfrig rammte seinen Amtsstab auf den Boden, und die Glöckchen bimmelten protestierend. »Nehmt das nicht auf die leichte Schulter, Euer Majestät. Ich habe die Boshaftigkeit der Münzen und Juwelen im Totenhaus mit eigenen Augen gesehen, und jetzt sind sie wer weiß wo …«
»Ich bin mir der Ernsthaftigkeit dieser Angelegenheit vollkommen bewusst, Euer Eminenz«, unterbrach Jusson ihn kühl.
»Während Flüche und bösartige Mächte zu Ihrem Fachgebiet und dem der Faena-Katze gehören, mache ich mir mehr Gedanken darüber, was wohl für einen so hohen Preis verkauft wurde … und wer diesen ungeheuren Preis bezahlen konnte.« Seine Augen schimmerten immer noch golden, als er jetzt Dyfrig ansah, und passten so gar nicht zu seiner ruhigen Stimme. »Denken Sie doch nach! Wenn das nicht zu dem Schatz des Schließers gehört, was sagt Ihnen das dann?«
Einige von Laurels Puzzlestücken schienen sich plötzlich zusammenzufügen, und ich hob den Kopf und sah den König mit großen Augen an. »Eine Verschwörung, Sire.«
»Genau«, pflichtete Ranulf mir bei. Er sah nicht gerade zerknirscht aus wegen seines Missgeschicks, aber er wirkte auch nicht erholter als vorher. Seine Stimme war genauso angegriffen wie der Rest von ihm, als er erneut einer Meinung mit mir war. »Oder mindestens zwei oder mehr Leute, die bestochen wurden, um für dasselbe Ziel zu arbeiten.« Er schob ebenfalls einen Edelstein über den Altar, einen blutroten Rubin. »Von denen einer offenbar kalte Füße bekommen hat.«
»Sehr gut, Cousin, Bainswyr«, erklärte Jusson. »Sehr, sehr gut.«
Gwynedd stand regungslos neben mir und hatte die Lippen fest zusammengepresst, damit ihr nichts entschlüpfte. Aber trotz ihrer Mühe, sich unsichtbar zu machen, fand Jussons Blick sie. Das Lächeln, das er ihr schenkte, war ebenso freundlich wie das von Wyln. »Aber es war ein langer Tag, und wir sollten uns alle zur Ruhe begeben«, erklärte der König. »Friedenshüterin Chadde und zwei meiner Königstreuen werden Ihre Truppe zu dieser alten Wache begleiten, Mistress Gwynedd, aber es würde mich freuen, wenn Sie mein Gast wären. Ich versichere Ihnen, dass mein Haus ebenso sauber und ehrbar ist.«
Einen Moment blitzte Angst in Gwynedds Augen auf, die jedoch verschwand, als sie lächelte und in einem tiefen Hofknicks versank. »Danke, Euer Majestät. Ich fühle mich sehr geehrt.«
Dyfrig weigerte sich, die Münzen und Juwelen zu behalten, was sich gut traf, da Jusson nicht die Absicht hatte, sie hierzulassen. Der König wies Chadde an, Münzen und
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