Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
Juwelen zu zählen. Dann forderte er mich auf, meine Börse zu öffnen, und Chadde fegte sie vom Altar hinein. Beollan ließ anschließend seufzend den Saphir hineinfallen.
Keeve und Tyle seufzten ebenfalls. Sie standen am Altar und sahen zu. »Welche Wohltaten wir damit bewirken könnten, Euer Eminenz«, sagte Keeve, während Tyle murmelte, dass es mehr als genug wäre, um die Dächer der Kirche und des Pfarrhauses zu reparieren.
Dyfrig sah die beiden grimmig an. »Verflucht oder nicht, dieses Gold ist schon allein wegen seiner Herkunft verdammt und würde jedes gute Werk korrumpieren, ganz gleich, wie heilig es auch sein mag.« Der Doyen bemerkte, wie Jusson die beiden Schreiber mit seinem goldenen Blick musterte, und trat schützend vor sie. »Sie wissen sehr gut, wann sie Stillschweigen bewahren müssen, Euer Majestät.« Er richtete den Blick seiner flammend blauen Augen auf sie. »Stimmt das?«
Keeve und Tyle hätten sich fast den Hals verrenkt, so beflissen nickten sie. »Ja, Euer Eminenz«, sagten sie unisono.
»Kümmert Euch um die Euren, Euer Majestät«, fuhr der Doyen fort und ging zu dem zweiflügeligen Portal der Kirche. »Und bekümmert Euch nicht um die Meinen.« Er öffnete die Türen selbst und gab den Blick auf die Menschenmenge frei, die lärmend Einlass begehrte. Die Leute sahen den Doyen und wurden plötzlich still und lammfromm. Dyfrig warf ihnen einen grimmigen Blick zu, bevor er zur Seite trat, um uns hinauszulassen. »Nach der Morgenandacht, Euer Majestät«, sagte er, als wir an ihm vorbeitraten.
»Wie gesagt, ich werde da sein – ich habe nicht vor, irgendwo hinzugehen«, erwiderte Jusson.
Wir liefen durch das Gewühl der Kirchgänger. Als wir sie hinter uns gelassen hatten, verbeugte sich Chadde, versprach, an der morgendlichen Besprechung teilzunehmen, und ging zu dem Rest von Gwynedds Schauspieltruppe, die auf der anderen Seite des Springbrunnens wartete. Jusson wandte sich in die andere Richtung, und schon bald waren wir zu Hause. Wo Cais uns an der Tür begrüßte. Sein vertrautes Gesicht war erneut wunderbar ausdruckslos, obwohl er mit Gwynedd konfrontiert wurde, die in die Junggesellenwohnung seines Königs eindrang. Finn tauchte neben mir auf, noch bevor wir unsere Umhänge abgelegt hatten, und führte mich nach oben, wo uns warmes Essen und ein heißes Bad erwarteten. Danach brachte er mich fürsorglich ins Bett. Ich kam gerade noch dazu, meine Feder unter das Kopfkissen zu legen, als ich auch schon in die angewärmten Decken sank und augenblicklich einschlief.
26
»Ich glaube nicht.«
Ich riss die Augen auf und sah Wyln, der sich über mich beugte und dessen schlanke Hand die meine wie in einem Schraubstock hielt. Es war dunkel im Zimmer, die Kerzen waren erloschen, das Feuer im Kamin zu roter Glut heruntergebrannt. In der Dunkelheit konnte ich nur den Umriss des Gesichts des Elfenzauberers ausmachen, seine Augen sah ich dagegen sofort, denn sie glühten hell in der Nacht. Ich verspannte mich.
In dem Weiler, in dem ich aufgewachsen bin, gab es keine Elfen; die hellhäutigen nördlichen Clans lebten in den Vorgebirgen, während die Dunkelelfen hauptsächlich in den Stadtstaaten an der Küste der Grenzlande zu finden waren. Ab und zu jedoch kam ein Elf durch unseren Weiler, wenn er sich einer Händlerkarawane angeschlossen hatte. Dann sperrten meine Eltern meine Geschwister und mich im Haus ein, bis er wieder fort war. Es gab Geschichten über die Spiele, die Elfen mit Menschen spielten, Geschichten, die davon erzählten, was von Letzteren übrig geblieben war, wenn die Elfen mit ihnen fertig waren.
Trotz der Abenteuer der letzten Monate war ich nie mit Zauberer Wyln wirklich allein gewesen. Ich starrte ihn an, während meine freie Hand unter mein Kissen glitt und nach dem Dolch tastete.
Jeff schnarchte leise, dann drehte er sich in seinem Bett um und legte richtig los. Ich erstarrte, atmete langsam aus und rollte mich auf den Rücken. Mein Herz hämmerte, als mir klar wurde, wie kurz ich davor gewesen war, meinen Cyhn zu erstechen.
»Euer Messer ist in Eurer Truhe«, sagte Wyln. Seine Stimme klang gelassen, aber er ließ meine Hand nicht los. »Finn hat sich Sorgen gemacht, weil Ihr es nicht unter Euer Kopfkissen legtet, wie es offenbar Eure Gewohnheit ist, aber ich habe ihm versichert, dass Ihr es nicht brauchen würdet.«
Also gut, so knapp war es also nicht gewesen. Doch irgendwie machte es das nur schlimmer. »Ich bitte um Verzeihung, ehrenwerter Cyhn «,
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