Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
Vom Netzwerk:
Er legte mir den Bolzen auf die nackte Schulter, und ich hätte fast gequiekt vor Angst, als alles weiß wurde. Mitten in dem blendenden Weiß glitzerten grüne Augen wie Smaragde. Und blutrote Lippen lächelten.
    Da bist du ja.
    »… macht Ihr da mit Unserem Cousin?«, donnerte Jusson.
    Ich keuchte, blinzelte, und Wylns Gesicht nahm wieder die gewohnte Form an. Hinter ihm sah ich den König, Thadro, Chadde, einige Adlige, Ratsälteste, Königstreue und Finn. Ich wehrte mich, und Wyln ließ mich los, nur um mich wieder aufzufangen, als ich zu stürzen drohte. Ich hielt mich an ihm fest, während ich atmete, zuckte und mein ganzer Körper von einer Gänsehaut bedeckt war.
    »Antwortet Seiner Majestät, Elf!«, knurrte Beollan.
    »Einen Moment war er dort eiskalt«, meinte Wyln und ignorierte Beollan. Er musste den Bolzen Laurel gegeben haben, denn ich sah, wie der Faena ihn auf den Tisch legte. Dann hob Wyln mein Gesicht an, und Flammen erfüllten mein Blickfeld. Ich beugte mich vor in die Wärme.
    »Ich sah auch etwas, das mich anblickte«, erwiderte der Zauberer finster. »Jetzt ist es fort.«
    Man hörte, wie Schwerter gezogen wurden.
    »Halt!«, befahl Jusson, und die Schwerter wurden wieder in die Scheiden gesteckt.
    »Ihr habt dieses Etwas in Hase gesehen?«, erkundigte sich Jusson. Ich hörte Schritte, und das Gesicht des Königs tauchte neben dem von Wyln auf. Der Blick des einen war golden, der des anderen loderndes Feuer. Beide waren schwer auszuhalten, und ich senkte die Stirn auf Wylns Schulter, als die letzten Krämpfe verebbten.
    »Nein«, sagte Wyln. »Nicht in ihm. Aber nah, sehr nah.«
    Diesen Moment wählte mein Magen, um vernehmlich zu knurren.
    Erneut hörte ich Schritte, und Thadros Gesicht tauchte auf Wylns anderer Seite auf. Chadde stand hinter dem Lordkommandeur. »Er hat da unten für drei gegessen, und jetzt ist er schon wieder hungrig?«, fragte Thadro.
    »Etwas hat sich an seine Gabe geheftet«, erklärte Laurel, »und saugt ihn aus.«
    »Ist es dasselbe, das um ihn herumschleicht?«, wollte Jusson wissen.
    Mein Verstand beschwor das Bild einer riesigen Bestie, die an den Grenzen meines Selbst herumschlich, während sie einen Weg hinein suchte, und erneut spürte ich etwas Kaltes in der Bolzenwunde, als würde jemand mit einem eisigen Finger darauf deuten. Ich presste meine Hand auf die Seite und drückte die Wärme meiner Rune gegen die Wunde. Die Kälte wich zurück.
    »Da«, sagte Wyln leise. »Habt Ihr es gefühlt?«
    »Die Pocken sollen es holen, ja«, knurrte Jusson.
    »So sacht«, murmelte Wyln. »Wie die Berührung durch eine Schneeflocke.«
    »Lord Wyln?«, fragte Jeff. »Dieses Etwas, das Ihr gesehen habt, sah es aus wie Slevoic?«
    Es gab einen Rums, und als ich den Kopf hob, sah ich, dass Arlis auf sein Bett gefallen war.
    »Nein«, sagte Wyln interessiert. »Es sah nicht so aus, Corbins Sohn. Warum fragt Ihr?«
    »Weil Rodolfo, einen Moment bevor Ihr ihn erledigt habt, wie Slevoic aussah«, meinte Jeff. »Mit seinen blauen Augen und allem.«
    Das Schweigen schien geradezu zu dröhnen, und Dyfrig, der immer noch am Fenster stand, drehte sich um und starrte auf die Straße.
    »Du wolltest uns das nicht erzählen, Cousin?«, fragte Jusson, während sich etliche andere bekreuzigten bei der Aussicht, dass der Scheußliche von den Toten auferstanden sein könnte.
    »Es ist mir wegen der anderen Ereignisse entfallen, Sire«, sagte ich, während ich versuchte von Wyln wegzukommen. Aber ich stolperte, und der Zauberer hielt mich fest.
    »Es waren wirklich recht anstrengende Tage«, gab Jusson zu. Er ging zum Tisch, nahm den Bolzen hoch und untersuchte ihn. »Gibt es noch etwas, das du vielleicht zu erwähnen vergessen hast? Andere Visionen? Träume?«
    Ich vermutete, dass meine Visionen von Lady Gaia meine neuen Zuhörer sicherlich ebenso wenig begeistern würden, wie sie Dyfrig erfreut hatten, und wollte schon den Kopf schütteln, doch dann hielt ich inne. Es gab Träume. Träume, aus denen ich schweißgebadet erwacht war. Träume, die mich dazu gebracht hatten, mich des Schutzes zu entledigen, den ich besaß. Träume, die in meine Wachstunden hineinreichten.
    Alpträume, die selbst jetzt nur einen Lidschlag weit entfernt lauerten.
    Da bist du ja.
    »Ich habe geträumt, Euer Majestät«, gab ich zu.
    »Ach?«, fragte Jusson. »Was waren das für Träume?«
    »Ich glaube …« Ich holte tief Luft, und der Atem brannte in meiner Kehle. »Ich glaube, ich werde verfolgt, Euer

Weitere Kostenlose Bücher