Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
Kräften am Ende.
Mir schoss durch den Kopf, dass Dyfrigs Robe nass geworden sein musste, als er mit Rodolfo gekämpft hatte. Ich ging zu meiner Truhe und wühlte darin herum. In diesem Moment ging die Tür auf, und Finn tauchte mit einer sauberen Uniform über dem Arm auf. »Ich dachte, Sie wollten sich vielleicht umziehen, Mylord«, sagte er und kam herein.
Ich lächelte, schnallte meinen Schwertgurt ab und legte ihn auf den Truhendeckel. »Da haben Sie ganz richtig gedacht, Finn. Danke.«
»Gern geschehen, Mylord«, sagte Finn und breitete die Uniform dann sorgfältig auf meinem Bett aus. Dann half er mir, den zerfetzten Wappenrock auszuziehen. »Stimmt es, dass Sie von einem Bolzen getroffen wurden? Vielleicht sollten wir das Kettenhemd ebenfalls ausziehen, damit ich Ihre Wunde behandeln kann.«
»Nein, das machen wir nicht«, antwortete ich. »Dafür ist keine Zeit …«
»Tut es, Hase«, sagte Laurel, ohne den Blick von dem Bolzen zu nehmen. »Ich möchte mir die Wunde genauer ansehen.«
Seufzend erlaubte ich Finn, das Kettenhemd und das Wams zu entfernen. Kaum hatte ich mich ihrer entledigt, nahm ich sie, um sie zu inspizieren. An der Stelle, wo der Bolzen eingeschlagen war, gab es eine leichte Deformation an den Kettengliedern, die zu dem Riss im Wams passte, wo die Spitze durchgedrungen war. An dem Kettenpanzer war kein Blut, aber an dem Wams war etwas, kaum mehr als bei einer kleinen Schnittwunde vom Rasieren. Ich sah nach unten und konnte erkennen, wo der Bolzen mich getroffen hatte. Die Haut war ein wenig aufgeplatzt und rot, und es gab einen Bluterguss von der Wucht des Aufpralls. Aber nichts davon war so schlimm, dass die Schmerzen mich hätten lähmen können.
Finn musste das Gleiche gedacht haben, denn er runzelte die Stirn und streckte die Hand nach der Wunde aus. Ich wich ihm aus. Mir bei Hemden und Rüstung helfen zu lassen, war eine Sache, sanfte Berührungen eine andere. Außerdem hatte ich genug von Leuten, die sich Freiheiten mir gegenüber herausnahmen. Der kleine Diener blinzelte und errötete. »Ich … ich habe eine Salbe, Mylord«, meinte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht.« Dann blickte ich zum Fenster hinüber, wo das Trio immer noch angeregt plauderte. Ich hatte lange genug auf den Faena gewartet und wollte das Wams wieder anlegen, aber Finn nahm es mir aus der Hand und ging damit zum Kamin, bevor ich ihn aufhalten konnte. Dort musterte er das Wams und das Kettenhemd im Licht des Feuers. Ich wollte ihm folgen, wurde aber von Jeff aufgehalten.
»Sei nicht dumm«, sagte er, während er aufstand und Schwerter und Dolche in seinen Gürtel und die Scheiden schob. »Der König wird warten, bis du dich um deine Verletzungen gekümmert hast.« Er zuckte mit den Schultern. »Außerdem weiß ich sowieso nicht, was diese plötzliche Hast soll. Nur weil keiner von der Garnison hier ist, bedeutet das nicht, dass ihnen etwas passiert ist.«
Ich sah ihn nur an.
Jeff grinste schief. »Also gut, ich bin albern. Aber ich kann mir eben nicht vorstellen, dass Suiden etwas passiert.«
Das konnte ich allerdings auch nicht. »Er ist nicht unbesiegbar«, sagte ich trotzdem.
»Ja, das stimmt.« Jeff seufzte. »Auch wenn er so wirkt.«
»Ich weiß«, gab ich zu. »Ich habe gerade an die Zeit gedacht, als wir während der Patrouille durch das Dorf Omeagh geritten sind und all diese Banditen auf uns warteten. Suiden hat nicht mal mit der Wimper gezuckt.«
Es knackte, als Arlis den Kopf hob und uns mit seinen blutunterlaufenen Augen anstarrte. Ein Verdacht durchzuckte mich. »Ich frage mich allerdings, woher sie wussten, dass wir kamen«, setzte ich hinzu.
Arlis zuckte zusammen.
»Sie haben es sicher von den Dorfbewohnern erfahren«, meinte Jeff, dem das kleine Zwischenspiel entgangen war. »Ich wollte schon immer wissen, woher diese Banditen überhaupt gekommen sind. Man kann kaum glauben, dass es so viele gescheiterte Existenzen in allen Nördlichen Gemarkungen gibt, ganz zu schweigen von den Bergen über Freston …«
Es knackte mehrfach, als Arlis aufzustehen versuchte. Aber er fiel auf das Bett zurück, weil seine Beine unter ihm nachgaben.
Ich schob den Gedanken, wie Schmuggler über den Dienstplan der Bergpatrouille informiert sein konnten, vorläufig beiseite. »Vielleicht solltest du hierbleiben, Arlis«, sagte ich.
»Nein«, widersprach er.
»Du hast seit zwei Nächten nicht mehr geschlafen«, fuhr ich fort. »Es ist nicht gut, erschöpft in einen Kampf zu ziehen.«
Arlis
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