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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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warum?«
    »Warum?« Verdammt. Ich versuchte mir etwas auszudenken, das meine Rune akzeptieren würde, aber meine Gedanken schienen so zäh wie Sirup zu fließen. »Es ist mir einfach eingefallen …« Schmerz explodierte auf meiner Handfläche. Hölle. Ich hatte die Wahrheit zu sehr verbogen.
    Laurel blickte auf seine Rune und legte auch das andere Ohr an, um meine Lüge zu bestätigen.
    »Verstehe«, murmelte Wyln.
    Sie näherten sich mir, und ich wich zähnefletschend zurück.
    »Bleibt mir vom Pelz!«
    »Hase!«, sagte Jeff. »Was machst du da?«
    Ich knurrte ihn an. »Halt die Klappe, verflucht …!«
    »Sie haben eine Göttin gesehen?«, erkundigte sich Dyfrig.
    Ich blinzelte und verstummte mitten im Fluch. Dann merkte ich, dass ich mein Schwert in der Hand hielt. Die blanke Klinge glänzte im Licht, das durch das Fenster ins Zimmer fiel. Ich konnte mich nicht erinnern, es aufgehoben, geschweige denn gezückt zu haben. Es überlief mich kalt, als mir klar wurde, dass ich nicht nur bereit gewesen war, Laurel und Wyln niederzumetzeln, sondern auch Jeff und jeden anderen, der sich mir in den Weg stellte.
    »Sie haben eine Göttin gesehen?«, wiederholte Dyfrig, der offenbar keinen Anstoß daran nahm, dass ich meine Lehrer mit dem Schwert bedrohte. Nicht weil er sehen wollte, wie ich sie angriff, das wohl nicht, sondern weil ihn andere Dinge ablenkten. Zum Beispiel, dass ein getaufter und im Katechismus unterwiesener Sohn der Kirche von einer heidnischen Göttin angezapft worden war.
    Mein Herz schlug dreimal so schnell wie normal. Ich senkte das Schwert, schob es behutsam in die Scheide und verstaute beides umsichtig in meiner Truhe. Dann schloss ich den Deckel und nickte. »Ja, Euer Eminenz.«
    »Was für eine Göttin?«, erkundigte sich Dyfrig.
    Ich blickte zu dem Doyen hinüber und sah die Luftkugel über seiner Schulter. Obwohl der Aspekt kein Wort mit mir redete, hatte er offenbar keine Schwierigkeiten damit, ihm meine Geheimnisse zuzuflüstern. Einschließlich der Tatsache, dass eine Göttin mich besucht und mit mir geplaudert hatte.
    »Welche Göttin?«
    »Lady Gaia, Euer Eminenz«, erwiderte ich. »Die die Erde regiert. Ich habe Sie nicht direkt gesehen …«
    »Was habt Ihr dann gesehen?«, flüsterte Laurel, der mich aus großen Augen anstarrte. Seine Ohren waren gespitzt.
    Ich starrte auf meine Rune. Der Schmerz war ebenso schnell abgeebbt, wie er aufgeflammt war, und hatte nur ein Stechen zurückgelassen. »Einen Wald. Den Wald, der den Hof meiner Eltern umgibt.«
    »Und?«, drängte Laurel.
    »Sie hat zu mir gesprochen …«
    »Und Sie haben zugehört?«, erkundigte sich Dyfrig.
    »Sie sprechen alle mit mir, Euer Eminenz. Jedenfalls Wind und Wasser. Das Feuer hat es noch nicht getan, aber so wie es sich benimmt, ist es vermutlich nur eine Frage der Zeit …« Ich verstummte, als die Flammen im Kamin mit einem Fauchen aufloderten. »Vielleicht hat es auch schon gesprochen, und ich habe nur nicht zugehört«, beendete ich den Satz.
    »Vielleicht«, meinte Wyln mit undurchdringlicher Miene.
    Ich zog die Schultern zusammen. »Na ja, also ich nehme an, dass es dann auch nicht überraschend ist, wenn die Erde mit mir spricht.«
    »Es ist nicht das erste Mal, dass Sie zu Euch gekommen ist, Hase«, meinte Laurel.
    Ich unterdrückte ein Seufzen, als ich bei mir dachte, dass Dyfrig das nun nicht auch noch hören musste, obwohl es stimmte. Ich hatte meinen Eschenholzstab durch eine Vision bekommen, bei der auch der Hof meiner Eltern eine Rolle gespielt hatte. Ich blickte auf den Stab, der in der Ecke lehnte, und fragte mich, warum ich für einen Kampf gegen meine Gabe-Lehrer zum Schwert gegriffen hatte.
    »Nicht das erste Mal?«, setzte Dyfrig an. Seine Stimme klang gepresst vor Ärger, aber Laurel hob die Tatze, auf der die Wahrheitsrune schimmerte, und der Doyen klappte vernehmlich den Mund zu, während er mich argwöhnisch beobachtete.
    »Was hat Die Lady gesagt, Hase?«, wollte Laurel wissen.
    »Sie hat mich einen dummen Jungen genannt und mir befohlen, den Bolzen herauszuziehen. Als ich das tat, hörte der Schmerz auf.«
    »Sie hat Euch befohlen, ihn herauszuziehen«, wiederholte Wyln.
    »Ja, ehrenwerter Cyhn «, bestätigte ich.
    Wyln betrachtete einen Moment den Bolzen. Dann stürzte er sich auf mich, und ich kreischte, während ich versuchte, auf den Schrank zu klettern. Ich griff nach dem Dolch, den ich in der Scheide am Rücken trug, aber bevor ich ihn zücken konnte, hatte der Zauberer mich erwischt.

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