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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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waren. Ednoths Mantel war zerrissen, und in seiner Hose klaffte über dem Knie ein Loch, während in Gawells schmutzigem Wams mehrere Juwelen fehlten. Der Bürgermeister trug jedoch noch seine Amtskette, und das Medaillon hüpfte beim Rennen auf seinem Bauch. Sie blieben unvermittelt stehen, als sie uns sahen, und das Entsetzen auf ihren Gesichtern wich tiefster Erleichterung. Das getrocknete Blut auf Gawells Gesicht hob sich dunkelrot gegen seine bleiche Haut ab.
    »Oh, Gott seid Dank«, stieß Gawell blubbernd hervor. Er rannte zu Dyfrig, und seine schmutzigen, nassen Schuhe klatschten über die Steine. Mit seinen behandschuhten Fäusten umklammerte er die Robe des Doyen. »Gott sei Dank, Sie sind hier!«
    Dyfrig schob Gawell sanft von sich. »Warum? Haben Sie nicht behauptet, ich wäre ein falscher Doyen?«
    »Wir haben uns geirrt«, meinte Ednoth, der den Doyen ebenfalls umklammerte. »Wo ist Ihre Truhe mit den Segnungsutensilien? Wir brauchen Weihwasser. Das wird es aufhalten. Oder Feuer! Entzünden Sie das heilige Feuer, rasch!«
    »Was aufhalten?«, erkundigte sich Jusson.
    Dann hörten wir, wie sich unregelmäßige Schritte näherten, und etwas Weißes blitzte an der Mündung der Gasse auf. Im nächsten Moment schlurfte der Oberschließer Menck auf den Platz.
    »Das«, erwiderte Laurel, während die Reiter der Garnison erstaunt keuchten und alle anderen überdrüssig seufzten.
    Die Verbannung des Dämons hatte offenbar keine Auswirkungen auf das, was den Toten belebte, und als ich mir die Gesichter der Leute im See ins Gedächtnis rief, wurde mir klar, dass Mencks Visage nicht darunter gewesen war. Der Leichnam des Schließers war nach wie vor nackt. Die rituellen Wunden auf seiner Brust waren gefroren und glitzerten rot auf seiner fahlen weißen Haut, auf der sich die schmalen Brandnarben der Schutzzauber deutlich abhoben. Der Kadaver hielt einen Moment inne, während sein Kopf herumruckte, bis er Gawell und Ednoth gefunden hatte. Dann setzte er humpelnd und hüpfend die Verfolgung des Bürgermeisters und des Obersten Kaufmanns fort.
    Ednoth und Gawell schrien auf und versuchten in der Menge unterzutauchen, aber keiner war in der Stimmung, die beiden vorbeizulassen. Der dünne Kaufmann prallte ebenso von der Mauer aus Leibern ab wie der kugelrunde Bürgermeister. Beide stolperten auf den freien Platz zurück, und der tote Schließer taumelte auf sie zu.
    »Aber keiner der beiden kann der Hexer sein«, sagte ich. »Ich habe demjenigen, der versucht hat, mich zu binden, das Handgelenk gebrochen.«
    »Es sind Marionetten, Hase«, wiederholte Laurel. »Erinnert Ihr Euch an Eure Worte? Werkzeuge.«
    Ich warf dem Faena einen finsteren Blick zu. Selbst als Toter hatte er meine Gespräche belauscht.
    »Sie hatten doch schon das ganze Tal in der Tasche«, meinte Ebner, während er zusah, wie Gawell und Ednoth im Zickzack in dem kleinen Viereck herumirrten, das die Soldaten und Städter frei ließen, den Auferweckten auf den Fersen. »Und die meisten Bergdörfer auch. Warum haben sie es da riskiert, exkommuniziert und als Hexer verbrannt zu werden?«
    »Aus demselben Grund wie alle anderen auch, ehrenwerter Kommandeur«, meinte Laurel. »Aus Gier. Sie wollten mehr, und in ihrem Fall wurde ihnen ein Königreich vor die Nase gehalten.«
    »Und sie glaubten tatsächlich, dass sie es bekommen würden?«, fragte Jusson. »Wie dumm. Aber wer hat ihnen nun die Möhre des Königreichs vor die …?«
    »Rettet uns!«, schrie Gawell, ohne darauf zu achten, dass er den König unterbrach.
    »Ihr habt es geschaffen, Verwandtenmörder«, grollte Laurel, als der Bürgermeister und der Kaufmann erneut dem Leichnam auswichen. »Nun vernichtet es auch.«
    »Verstehe«, sagte Jusson in die plötzliche Stille hinein.
    »Menck war seinem Cousin, dem Bürgermeister, schon immer peinlich, Sire«, meinte Chadde. »Auch wenn Gawell Mencks zweifelhafte Beziehungen sehr nützlich fand.«
    »Ich war es nicht!«, distanzierte sich Ednoth rasch von seinem lebenslangen Freund. »Ich hatte mit dem Mord an Menck nichts zu tun.«
    »Ihr hattet sehr viel damit zu tun«, widersprach Laurel. »Ihr habt geholfen, den Schließer zu dem Lagerhaus zu locken, Ihr habt danebengestanden, als er ermordet wurde, und Ihr habt anschließend die Beseitigung der Leiche organisiert.«
    »Laurel weiß plötzlich recht viel über Ereignisse, an denen er nicht teilgenommen hat«, murmelte Wyln argwöhnisch.
    »Vermutlich hat er sie belauscht«, erwiderte ich leise.
    »Er

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