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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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erlosch, dann beruhigte sich das Meer und ließ nur Schaum und Perlen unter dem Vorbau zurück.
    »Verschwunden«, flüsterte Beollan, dem erneut die Tränen über die Wangen strömten. »Beide verschwunden.« Als die Tränen auf die Stufe fielen, funkelten sie. Ich sah hin, zitternd vor Nässe und Kälte. Es waren Diamanten.
    Wie durch ein Wunder konnte Dyfrig einen Funken aus seiner Zunderbüchse schlagen und entzündete die Kerze. Dann stützte er sich mit den Händen auf dem Altar ab und ließ müde den Kopf hängen.
    »Eingetaucht in Wasser, und doch sind wir nicht ertrunken«, sagte eine tropfnasse Chadde und sah mich an. »Was sind Sie?«
    »Was er immer schon gewesen ist«, erklärte Jusson heiser, während er sein tropfnasses Haar zurückstrich. »Der Meine. Gott steh uns bei!«
    »Der Unsere«, verbesserte ihn Wyln und wischte sich das Meerwasser vom Gesicht. Er klang wieder wie immer, nur seine Hände zitterten. »Und zudem jemand, der ganz allein vollbracht hat, für das es zehn vereinte Meister der Gabe brauchte. Was habt Ihr getan, Hase?«
    »Nichts.« Meine Stimme brach ebenfalls, als ich mich erschöpft auf die Stäbe stützte. »Es war der Aspekt, der sich zurückholte, was ihm genommen worden war.« Ich zögerte und beschloss dann, nichts über Metaphern und Visionen zu erzählen. Ich war nicht sicher, ob ich überhaupt darüber nachdenken, geschweige denn mit anderen darüber reden wollte. Dann dachte ich an das, was hinter mir auf dem nassen Boden lag, und schloss die Augen. Trotzdem entschlüpfte mir eine Träne, die warm über mein kaltes Gesicht lief. Sie blieb Salzwasser, als sie auf die Steintreppe fiel.
    »Typisch, sich das bis zum letzten Moment aufzusparen, Hase«, hörte ich Jeffs Stimme hinter mir.
    »Hört nicht auf damit«, meinte Laurel. »Wir sind noch nicht fertig.«
    In diesem Moment tauchte die Kavallerie auf, und ein Strom von bewaffneten Reitern ergoss sich donnernd auf den Platz.

39
     
    Ich wirbelte staunend herum. »Jeff?«
    Ich war nicht der Einzige, der ungläubig glotzte. Überall sprangen Leute herum, schrien und schluchzten – etliche wegen des plötzlichen Auftauchens der Reiter aus der Garnison, aber weit mehr deswegen, weil die, die noch vor einem Moment tot oder sterbend dagelegen hatten, sich jetzt triefend aufrichteten. Jusson stellte unter Beweis, dass er wahrhaftig aus königlichem Holz geschnitzt war, denn er begriff sofort, was da vor sich ging. Er schob rasch sein Schwert in die Scheide und lief, Chadde auf den Fersen, dorthin, wo sich Thadro und die Königstreuen staunend erhoben. Mehr als einer von ihnen warf mir einen Blick zu, in dem eine Art benommener Erkenntnis schimmerte.
    Wylns skeptischer Blick dagegen war auf Laurel gerichtet. Es gab viele Geschichten von Erd-Meistern, die, von den Toten wiedergekehrt, sich als etwas gänzlich anderes entpuppt hatten, als sie vorher gewesen waren. Etwas noch Finstereres als Nekromanten. Aber bevor Wyln etwas sagen konnte, stieß Beollan ihn achtlos zur Seite. »Ranulf!« Der Lord von Fellmark stürmte die Treppe hinab zum Altar, wo sein frisch wiedergeborener Neffe sich ebenfalls aufrappelte. Ranulf war vollkommen menschlich und splitternackt. Beollan riss sich den Umhang von den Schultern und legte ihn über den stämmigen Lord der Gemarkungen, aber er war nicht groß genug und klaffte in der Mitte auf, wodurch er das Gemächt des Bärenlords umrahmte.
    Aber keinen von beiden schien das zu kümmern, als sie sich gegenseitig auf den Rücken schlugen. Ranulfs Gesicht war immer noch ausgemergelt, und seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, obwohl er wie blöde grinste.
    Andererseits, Jeff und ich benahmen uns auch nicht gerade wie Muster an Zurückhaltung und Anstand. Ich schrie auf, sprang hoch und Jeff in die Arme, und wir klammerten uns aneinander, hüpften auf und ab, tanzten und lachten. Jeffs nasse Uniform quietschte feucht unter meinen Händen, und die Stäbe, die ich nach wie vor hielt, klackerten wie wild. Ich spürte eine Hand, sah hoch und bemerkte, wie Arlis uns beide umarmte. Ungeachtet des nassen Wappenrocks legte er seine Stirn auf meine Schulter. Er zitterte am ganzen Körper. Nur Wyln blieb, wo er war, während er nach wie vor Laurel scharf betrachtete.
    »Wo wart Ihr, Faena?«, erkundigte sich der Zauberer.
    »An einem sicheren Ort«, erwiderte Laurel. Sein braunes Fell war dunkel vor Nässe, und die Federn klebten an seinem Kopf. Er ließ sich seinen Stab von mir zurückgeben. »Wo keiner von uns

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