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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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war aufgestanden und holte mit meinem Stab aus, der mir jedoch entrissen wurde. Im nächsten Moment umklammerte Mencks Leichnam meinen Hals mit seiner eisigen Hand, und seine höhnische Fratze füllte mein ganzes Blickfeld aus. Nur war es kein Hohn mehr, der daraus sprach. Das Grinsen des Toten war breiter geworden, reichte in einem viel zu weiten Grinsen von Ohr zu Ohr, und seine Augen glühten grün im Sonnenlicht.
    Der Dämon war zurückgekehrt.
    Ein Rauschen erfüllte meine Ohren, aber es war nicht das Meer. Es war mein eigenes Blut, das ich hörte, als mir das Leben aus dem Leib gequetscht wurde. Während ich mit einer Hand an den Fingern riss, die mich würgten, stieß ich mit der anderen zu, mit der einzigen Waffe, die ich noch besaß, meinem Stiefelmesser. Ich fürchtete, dass diese kleine Waffe kaum Wirkung bei einem Toten zeigen würde, der selbst Schwertern gegenüber unempfindlich war. Doch der kleine Dolch glitt in das gefrorene Fleisch, als wäre es Butter, und das Summen dehnte sich aus, vibrierte durch mich und den Leichnam. Der Dämon und ich starrten uns an. Seine grünen Augen weiteten sich, sein Gesicht wurde verzerrt, und sein Mund öffnete sich in einem lautlosen Schrei der Qual. Als die zuckende Hand des Dämons von meinem Hals glitt, sah ich Ranulf hinter ihm. Er stürmte auf uns zu und hob mit seinen kräftigen Armen die Streitaxt. Das Blatt der Axt beschrieb einen silbrigen Bogen in der Sonne.
    Dann zuckte ein blendender Blitz vor meinen Augen auf, und ich blickte in einen mir bekannten Raum. Ich hatte ihn in meinen Träumen gesehen, es war die Ratskammer. Diesmal jedoch war ich nicht in dem Raum, sondern stand vor einem Fenster und blickte hinein. Doch vielleicht war es kein Fenster. Ich drückte die Stirn gegen das Glas und sah den Rand eines vergoldeten Rahmens. Es war der taube Spiegel, der an der Wand hing.
    Dann nahm ich eine Bewegung wahr und richtete meinen Blick erneut in das Zimmer. Vier Leute standen um den Tisch mit der Halbkugel aus Alabaster. Sie trugen dunkle Roben mit Kapuzen, die ihre Gesichter beschatteten, aber obwohl ich ihre Mienen nicht erkennen konnte, verriet mir ihre Haltung ihre Unruhe, als sie in die Halbkugel blickten. Diese, die zuvor ein gleichmäßiges Licht ausgestrahlt hatte, schimmerte jetzt unregelmäßig, erlosch fast, flammte dann hell auf und wurde erneut dunkel. Risse zeigten sich in dem Alabaster, die mit jedem Pulsieren größer wurden.
    »Kan!«
    Ich blinzelte und riss meinen Blick von der Kugel los. Eine der verhüllten Gestalten deutete auf mich. Ich runzelte die Stirn. Die Stimme kam mir bekannt vor, wie auch die Form des Gesichts, das schwach in dem Schatten der Kapuze zu sehen war. Die anderen fuhren herum, und einer griff nach einem mit Schnitzereien verzierten Knochen, der auf dem Tisch lag. Dabei rutschte sein Ärmel zurück, und mein Blick fiel auf die Schiene und die Bandage um sein Handgelenk.
    Das war dieser verfluchte Hexer, der alles angezettelt hatte.
    Ein dunkles Grollen erfüllte meine Brust. Ich stieß gegen das Glas, fühlte, wie es nachgab. Der Hexer hob den Knochen und zielte auf mich. Aber das Licht flammte noch einmal auf, dann explodierte die Halbkugel. Alabastersplitter flogen durch die Luft, und alles schien sich zu verlangsamen. Die Gestalten am Tisch zuckten zurück, und ihre Kapuzen glitten herunter. Ich sah ihre Gesichter wie hinter einem Schleier, das aufgeschwemmte Gesicht eines Hexers, das graue Haar einer Frau, das feste, runde Kinn einer jüngeren Frau und die gezackte Narbe auf der einen Gesichtshälfte eines anderen Hexers, der mir irgendwie bekannt vorkam. Und der den Kopf hob. Ich sah in blaue Augen, so sanft und freundlich wie der Frühlingshimmel. Slevoic ibn Dru.
    »Der Scheußliche!«, heulte ich förmlich und stemmte mich fester gegen den Spiegel, doch in diesem Moment traf mich die Explosion, riss mich von den Füßen und schleuderte mich zurück. Das Summen in meinem Körper wurde stärker, bis ich das Gefühl hatte, davon zerrissen zu werden. Ich versuchte zu schreien, bekam jedoch nicht genug Luft.
    »Hase!«
    Ich riss die Augen auf und sah Mencks Kopf, ein Stück entfernt, am Eingang der Gasse. Ich lag bäuchlings auf dem Rest des Leichnams und fühlte die Nässe, als er endlich auftaute. Ich versuchte aufzuspringen, fiel jedoch hin und landete auf dem Rücken, während ich meinen Hals umklammerte und schmerzerfüllt nach Luft rang. Leute drängten sich um mich, einschließlich Ranulf. Der Lord der

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