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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Stacheldraht, der ihn umrankt hatte, wickelte sich von ihm ab, immer schneller, glitt hinter dem weißen Hirsch her, als hätte der Gefährte der Lady ein loses Ende um sein Geweih gewickelt. Ranulf setzte sich hin und musterte seine Tatzen, als hätte er sie nie zuvor gesehen.
    Laurel stand mitten in diesem Pandämonium, das Gesicht und die Tatze mit der glühenden Wahrheitsrune ehrfürchtig erhoben. Dann senkte er den Kopf und warf mir einen eindringlichen Blick zu. Seine Schnurrhaare legten sich zurück, als er mir ein Lächeln schenkte, das sehr, sehr viele Zähne zeigte. »Die Lady ruft, und das menschliche Königreich hat geantwortet. Sic!«
    »Ja, sicher«, stieß ich heiser hervor, während Jeff … Er krabbelte an mir hoch, und der weiße Fleck auf der Stirn des Dachses hob sich deutlich von seinem schwarzen Fell ab. Ich versuchte mich aufzusetzen, um weg von Mencks rasch tauendem Leichnam zu kommen. »Luft und Feuer auch. Sie haben auch gerufen.« Ich hörte das Murmeln von Wellen, die an einen Sandstrand schlugen. »Und das Wasser.«
    Laurels Blick wurde sanfter und nachdenklicher. »So ist es.« Er hielt mir die Hand hin und half mir auf. Dann reichte er mir den Stab. »Aber ich sehe hier kein Wasser.«
    »Es hat sich bereits … wieder zurückgezogen«, sagte ich. Ich hörte einen hohen, durchdringenden Schrei, und der Falke sank herab. Ich schwankte unter seinem Gewicht, als er auf meiner Schulter landete. Seine Krallen gruben sich in meine Haut, und ich war froh, dass ich das Kettenhemd trug. Jeff legte eine schwarze Pfote auf mein Knie, um das Gleichgewicht zu bewahren, und versuchte, durch den Wald aus Schienbeinen und Knien etwas zu sehen.
    »Und der Lady sei Dank dafür«, meinte Wyln. »Wir brauchen nicht noch einen Aspekt, der durch die Stadt wütet.« Sein Körper war nicht mehr von Flammen umhüllt. Offenbar halfen ihm die Jahrhunderte der Übung, die Wirkung des Aspekts zu unterdrücken, der in ihn zurückströmte. Jedenfalls äußerlich. Seine Augen jedoch waren nicht mehr dunkel und matt, sondern wirkten wie Blitze, die in einen trockenen Kienspan einschlugen; dabei lächelte er sanft. Was jedoch ebenso unheimlich wirkte wie Laurels wildes Grinsen. »Das alles war wirklich berauschend, Faena«, fuhr Wyln fort, »aber es wird Zeit, dem Einhalt zu gebieten, bevor diejenigen, die davon trunken sind, das ganze Tal in Brand setzen. Oder es sprengen oder niedertrampeln. Ich kann, glaube ich, das Feuer kontrollieren.«
    »Ihr habt recht«, erwiderte Laurel und seufzte bedauernd. »Ich übernehme die Erde.« Er hob den Stab. »Hase, wenn Ihr Euch um die Luft kümmern würdet …«
    Ich hob die Hand. Dyfrig tauchte aus dem Wirbelwind auf, sank leicht zu Boden, und die Glocken an seinem Amtsstab bimmelten. Gleichzeitig flackerten die brennenden Gebäude noch einmal auf und erloschen dann, wie auch die Flammen, die jene mit dem Feueraspekt umhüllten. Jusson schwankte, und einen Moment sah es aus, als würde er schielen. All jene, die verwandelt worden waren, standen wieder in ihrer menschlichen Gestalt vor uns; Arlis war glücklicherweise von meiner Schulter gesprungen, bevor er sich zurückverwandelt hatte. Das heißt, alle bis auf Suiden und Beol lan. Die beiden Drachen hockten sich gegenüber, Suiden auf der Kirche und Beollan auf dem Dach des Rathauses. Der Lord der Gemarkungen spreizte die Schwingen, die grün und dann zartrosa blitzten.
    Wyln und Laurel sahen sich auf dem Stadtplatz um, der wieder normal war, jedenfalls fast, und Laurel senkte seinen Stab. Dann nahm er sanft meine Hand. »Lasst uns sehen«, bat er, und ich öffnete die Faust. Und blinzelte verwirrt. In meine Handfläche waren die Symbole der vier Aspekte eingebrannt, Feuer und Luft auf der einen Seite der Rune, Erde und Wasser auf der anderen.
    Wyln stieß die Luft aus. »Das Werkzeug der Unterwerfung, das sie zu schaffen hofften, hat sich nun als Waffe gegen sie gewendet.«
    »Sie? Wer sind sie?«, erkundigte sich Jusson. Er redete etwas undeutlich, und die Schlachtkrone saß schief auf seinem Kopf. Er wollte zu uns kommen, stolperte jedoch über Menck. Thadro stützte ihn, bevor er fiel. Der kopflose Leichnam des Schließers sah endlich aus wie ein drei Tage alter Kadaver. Aus seinen Wunden drang Flüssigkeit, und ein erstickend süßlicher Gestank stieg von ihm auf. In der Brust des Leichnams steckte mein Stiefelmesser, genau in der tödlichen Wunde, die man ihm zuvor beigebracht hatte. Ich hielt den Atem an, bückte mich und

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