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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Gemarkungen stützte sich auf seine Streitaxt. Aber er und die meisten anderen hatten mir den Rücken zugekehrt und blickten über die Dächer zu den Bergen. Eine Tatze tätschelte meine Wange, und als ich hochblickte, sah ich, wie Laurel sich über mich beugte und die Lippen bewegte. Ich konnte ihn jedoch nicht verstehen, weil ein Fauchen alles andere übertönte. Das war jedoch nicht die Nachwirkung des Würgens, sondern es war der Wind. Es klang wie ein gewaltiger Steinschlag, ein knirschendes, gewaltiges Rumpeln wie von einer ungeheuren Flut, das immer lauter wurde, als es sich uns näherte. Der Wind fegte über den Platz und schleuderte die meisten wie Puppen umher, während er andere in seiner Wut mit sich riss. Dyfrig schwebte in der Luft, halb Wind, halb Mensch, den Amtsstab der Hand, während er dagegen ankämpfte, von seinem Aspekt verschlungen zu werden. Der Wind formte sich zu einem Trichter und raste in meinen Körper. Das Tosen eines Hurrikans erfüllte mich.
    Dann hörte ich ein anderes Rumpeln, ein unterirdisches Dröhnen. Hände legten sich auf meine Schultern. »Beherrscht es, Hase!«, brüllte Wyln.
    Was soll ich beherrschen?, wollte ich fragen, aber ich brachte nur ein Krächzen zustande. Das Grollen wurde lauter, und der Boden begann zu beben, sodass die Münzen und Juwelen zu tanzen begannen. Einen Moment später loderten Flammen aus den Spalten zwischen den Steinen, zuckten an den Gebäuden hoch und darüber hinaus, bildeten einen Flammenteppich bis in den Himmel, während feurige Lanzen in die fuhren, die den Aspekt besaßen. Albe der Schmied, Kresyl der Bäcker, Wyln, Jusson und noch andere wurden von Flammen umhüllt. Ich sah, wie Jusson mitten im Feuer sein Schwert mit beiden Händen vor sich hielt und den Kopf senkte.
    »Ach, verfluchte Hölle!«, schrie Jeff inmitten der erschreckten Schreie. Die Feuersäule, die über dem Totenhaus gelodert hatte, fuhr durch die Gasse. Diejenigen, die Ednoth festgehalten hatten, zerstreuten sich und flüchteten, während die Flammen über die Münzen und Juwelen auf mich zuglitten. Die Welt wurde gelb und weiß, als das Feuer in mich strömte.
    Das Fauchen erstarb, und an seiner Stelle machte sich die Stille von Wäldern breit. Aber es war nicht der halb kultivierte Wald meiner Kindheit. Dies hier war die Ruhe eines Waldes mit uralten Bäumen, geheimen Tälern und verborgenen Grotten, die heilige Becken hüteten. Es war ein wilder, heiliger Ort.
    »Lieber Gott!«, flüsterte Arlis und bekreuzigte sich. »Beschütze und rette uns.«
    Ein riesiger weißer Hirsch mit einem mächtigen, ausladenden Geweih trat auf den Platz. Er ging zu mir, und die beiden Schmetterlinge landeten auf seinen Hörnern. Laurel verbeugte sich ehrfürchtig vor ihm. Der Hirsch senkte den Kopf und hauchte mir ins Gesicht. Als ich in seine Augen sah, welche die Farbe des nächtlichen, vom Mond beschienenen Himmels hatten, sog ich die Erde ein, Geburt, Leben, Wachsen, Sterben. Dann hob der Hirsch den Kopf und lief mit klappernden Hufen davon.
    Erneut herrschte einen Moment Stille, bis ein Brüllen die geradezu heilige Ruhe zerriss. Ein Drache, schwarz mit goldgeäderten Flügeln, erhob sich in der Hitze, die von den brennenden Gebäuden ausging. Suiden. Doch ihm antwortete ein zweites Brüllen, und ein weiterer Drache erhob sich in die Luft. Er hatte silberne Augen, und seine hellen Schuppen leuchteten im Sonnenlicht rötlich. Die beiden Drachen umkreisten sich und stiegen immer höher in den blauen Himmel hinauf.
    »Beollan!«, schrie Ranulf, doch sein Schrei verwandelte sich in das Brüllen eines Bären, das im nächsten Moment im Lärm anderer Tierlaute unterging. Ein Falke glitt über unseren Köpfen dahin, tiefer als die Drachen, aber ebenfalls kreisend, und ließ sich mit ausgebreiteten Flügeln von der Hitze emportragen. Greife mit blaugrauen Augen spreizten ihre gefiederten Schwingen, blieben jedoch am Boden und umringten die Fackel, die der König war. Chadde ging vorbei, den zeremoniellen Knüppel in der einen und eine von Licht umflutete, ausbalancierte Waage in der anderen Hand. Neben ihr lief ein grauer Wolf mit gelben Augen. Die Friedenshüterin packte Gawell, der sich gerade davonstehlen wollte, während der Wolf, Hauptmann Javes, mit klackenden Klauen losrannte, zum Sprung ansetzte und auf dem Rücken des flüchtenden Ednoth landete.
    Und der Bär … er stand auf den Hinterbeinen, hatte die Augen weit aufgerissen, deren rotes Glühen langsam erlosch, und der

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