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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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gegen einen Anflug des Gefühls ankämpfte, versagt zu haben. Dabei fiel mein Blick auf Gawell und Ednoth, die mit gebundenen Händen auf dem Boden saßen, umringt von einer Kompanie Soldaten, Königstreuen, Stadtwachen, Bewaffneten und Städtern. Sie alle wirkten so, als hofften sie inständig, dieses niederträchtige Duo würde einen Fluchtversuch unternehmen.
    Rosea stand zwischen Ranulf und Beollan, den Blick starr auf die Urne geheftet, in der sich Mencks Asche befand. Einmal sah sie zu den Leichen hinüber, die auf den Pflastersteinen aufgereiht lagen, aber sie senkte den Blick sofort wieder, und ihr zerzaustes Haar fiel ihr wie ein Schleier vor das Gesicht.
    »Wollen wir diese armen Kerle ebenfalls verbrennen?«, erkundigte sich Dyfrig mit gebrochener Stimme.
    Jusson sah Laurel an. »Müssen wir das, Meister Katze?«
    Ich hatte mein Stiefelmesser an Gawells Umhang gesäubert, und Laurel und Wyln untersuchten gerade die Klinge, während sie sich leise unterhielten. Bei Jussons Frage hob der Faena den Kopf und sah zu der Reihe von Leichen. Hauptmann Javes war zu Ebner und Thadro getreten und half ihnen jetzt, die Toten mit Leichentüchern zu verhüllen. Javes’ Gesicht war ausdruckslos; mir war klar, dass der Hauptmann die meisten, wenn nicht alle Toten gekannt hatte, da sie wie er aus der Königlichen Stadt stammten. »Es wäre weise, ehrenwerter König«, erwiderte Laurel.
    »Also gut.« Jusson seufzte. »Aber wir verbrennen sie nicht wie Müll in einer Abfallgrube. Sie sollen eine ordentliche Feuerbestattung mit allen Zeremonien erhalten.«
    Es folgte eine kurze Diskussion darüber, ob man die verfluchten Münzen und Juwelen in die Urne mit Mencks Asche geben und sie mit ihm bestatten sollte. Doch Jusson legte sein königliches Veto ein. Er meinte, er wäre zwar einigermaßen sicher, dass man die Asche des Oberschließers nicht schänden würde, man dasselbe aber kaum von seiner verwünschten Beute behaupten könnte. »Es gibt genügend Geschichten über Idioten, die trotz aller Warnungen rauben, was sie nicht anrühren sollten, und damit Unheil über sich und andere bringen«, meinte er und starrte finster auf den Schatz, der immer noch auf der Erde lag. Dann warf er einen kurzen Seitenblick auf Gawell und Ednoth. »Wie die beiden zum Beispiel.«
    »Wohl wahr, Euer Majestät«, stimmte ihm einer der Ratsältesten zu. »Und es ist auch kein Problem, Menck zu bestatten, denn er ist durchs Feuer gegangen, und es ist nur noch Asche von ihm übrig. Aber wollen wir dieses widerliche Zeug wirklich in die Erde legen, auf dass der Fluch möglicherweise hineinsickert und Gott weiß was bewirkt?«
    Das wollten wir nicht. Eine feste Holzkiste wurde herangeschafft, und das Gold und die Juwelen wurden zusammengekehrt und hineingeschaufelt. Erneut streute Dyfrig Salz darüber und gab dann noch etwas Weihwasser darauf. Mit einem leisen Zischen stieg Dampf von dem funkelnden Schatz auf.
    »Also gut«, erklärte Jusson. »Was zur pockenverseuchten Hölle soll ich nun damit machen?«
    »Da Wasser diesen Hort verflucht hat, Sire, gebt ihn dem Wasser zurück«, sagte ich zerstreut. »Werft die Kiste in den Banson und lasst sie von dem Fluss zur Südlichen See tragen.« Schweigen antwortete mir und ließ mich hastig aufblicken. Die Leute starrten mich erstaunt an. »Ich meine …«
    »Das ist eigentlich keine schlechte Idee«, gab Laurel zu bedenken.
    »Also gut«, sagte Jusson erneut.
    Die Urne mit der Asche und die Kiste mit dem verfluchten Schatz wurden auf einen Karren gepackt und zur Residenz des Königs geschafft. Die Leichen der Gardisten und Pferdeknechte wurden ebenfalls auf Karren geladen. Der Bestattungszug rollte langsam durch die Straßen, gefolgt von den Bürgern, von denen viele sich während des Zuges von dem Tross lösten und in ihre Häuser zurückkehrten. Aber als wir die Residenz des Königs erreichten, war noch eine beachtliche Menge bei uns. Jusson hielt niemanden davon ab, mit hineinzukommen, sodass Ratsälteste, Ratsherrn, einfache Städter, Adlige und ihre Bewaffneten, Garnisonsoffiziere und Reiter mit dem König die Treppe hinaufstiegen. Sie alle ließen vor Erschöpfung die Schultern hängen, selbst Jusson. Und Wyln. Die Einzige, die wirkte wie immer, war Chadde. Sie trennte diejenigen, die Helto unter Zwang gefolgt waren, von seinen gedungenen Handlangern und Schlägern und schickte Letztere mit einem Kontingent ihrer Wachsoldaten ins Stadtgefängnis. Aber die Übeltäter machten den Eindruck, als

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