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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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die beiden Übeltäter vor sich an, sondern die Ratsältesten.
    »Also gut«, meinte der König dann. »Erzählt mir alles, und zwar von vorn.«

41
     
    Wir vergruben Mencks Asche mit dem Rest der Toten an einem Berghang. Es war nicht derselbe Ort, an dem Laurel und ich uns vor sechs Monaten und einem ganzen Lebensalter getroffen hatten; das war eine sonnige, offene Flur direkt über der Baumgrenze gewesen, von der aus man das ganze Tal überblicken konnte. Diese Wiese hier lag tiefer in den Bergen und war von Bäumen mit leuchtendem Herbstlaub gesäumt, was sie zu einem schattigen, geheimnisvollen Ort machte. Hier war einst ein junger Doyen auf Männer aus einer nahe gelegenen Ortschaft gestoßen, die jemanden zu Tode prügelten, dessen einziges Verbrechen darin bestand, kein Mensch zu sein.
    Und jetzt, mehrere Jahrzehnte später, war Dyfrig wieder zurückgekehrt. Er trug seine Kirchengewänder und ordnete seine Utensilien für die Segnung auf seinem tragbaren Altar. Auf dem Boden neben ihm standen mehrere irdene Urnen. Die Gräber waren bereits ausgehoben, und neben jedem Loch lag ein ordentlicher Haufen Erde. Zwei Totengräber standen respektvoll mit ihren Schaufeln daneben, bereit, sie wieder zu schließen. Das Gesicht des Doyen war finster und so verschlossen wie die kleine Lichtung, und das bereits seit mehreren Tagen.
    Andererseits war ich in letzter Zeit auch nicht gerade sonderlich gesprächig gewesen.
    Auf der Flur drängten sich die Leute: Jusson, Thadro, die Königstreuen, Adlige und ihre Bewaffneten, eine Abteilung Soldaten und hohe Offiziere von der Garnison, die Ratsältesten und Ratsherrn, Friedenshüterin Chadde und etliche Soldaten der Stadtwache, außerdem viele einfache Städter, unter anderen Albe der Schmied und seine Gehilfen. Auch Laurel und Wyln waren anwesend, genauso wie Beol lan, Ranulf und Rosea. Es war der zweite Tag ihres fünftägigen Reinigungsritus, und die ehemalige Schauspielerin trug das weiße Büßergewand aus Sackleinen, hatte ihr Haar zu einem schmucklosen Zopf geflochten, war barfuß, und auf ihre Stirn hatte Dyfrig mit Kohle die Rune der andauernden Einsicht gezeichnet. Aber trotz dieses kirchlichen Symbols hatte sich ein sehr großer, freier Kreis um sie herum gebildet, und die Hände der Umstehenden ruhten auf den Griffen ihrer Waffen, bereit, sie beim leisesten Anzeichen von etwas Höllischem zu zücken. Aber Rosea schien diesen gewaltbereiten Argwohn nicht zu bemerken. Sie stand zwischen ihrem Bruder und ihrem Großonkel, verschränkte die Finger und blickte zu den Urnen mit der Asche, bevor sie Dyfrig am Altar musterte und dann zu mir sah. Als sie meinen Blick bemerkte, zuckte der ihre hastig zur Seite.
    Noch jemand, der in naher Zukunft schwerlich vom Sommer singend über die Wiesen tollen würde.
    Um Jusson hatte sich ebenfalls ein weiter Kreis gebildet, aber das hatte nichts mit der Besessenheit durch irgendwelche Dämonen zu tun. Die Ermittlungen über Gawells und Ednoths Missetaten hatten vorhersehbarerweise mit Berichten über kleinere Betrügereien und Fehlverhalten begonnen, die sich immer mehr ausweiteten, als Gouverneur Lord Ormecs angegriffene Gesundheit ihn an der Ausübung seines Amtes gehindert hatte. Zunächst war Jusson unbeeindruckt geblieben. Es war eine nur allzu bekannte Geschichte, und dazu eine, die sich im letzten Frühling in weit größerem Maßstab in Iversly abgespielt hatte, angeführt von dem einstigen engen Freund des Königs, Lord Gherat von Dru. Aber als die Ältesten schilderten, wie sie das Osttor geschlossen hatten, war Jussons Gelassenheit verpufft, und zwar schlagartig.
    »Weshalb haben Sie das gemacht?« Er hatte sich langsam von seinem Stuhl erhoben. Die Ratsältesten sanken in ihren Stühle zusammen, während Gawell und Ednoth verdrossen auf den Boden starrten.
    »Es war ein Brief von Euch, Euer Majestät«, erklärte Chadde gelassen, obwohl ihre Augen glänzten. »Darin wurde verfügt, dass aufgrund der Berichte der Garnison über die Aktivitäten der Banditen das Osttor geschlossen und ein neues Tor geöffnet werden sollte. Der Brief trug Euer Siegel.«
    »Ebner, waren Sie auch darin verwickelt?« Jussons Stimme war ein scharfes Zischen.
    »Nein!« Die Spitzen von Kommandeur Ebners Schnurrbart erhoben sich wie Ausrufungszeichen. »Das Tor war bereits geschlossen, als ich den Befehl über die Garnison übernahm, Euer Majestät.«
    »Das ist vor Ebners Kommando passiert, Euer Majestät«, bestätigte Chadde. »Kommandeur Boschel

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