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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Einzigen, die überhaupt nicht auf Chaddes irreführende Bemerkung reagierten, waren Lord Beollan und der Lordkommandeur. Beollan betrachtete gelassen den Bürgermeister und den Kaufmann, während sich weder in Thadros Miene noch in seiner Haltung irgendeine Regung zeigte.
    »Ich habe Lord Hase befragt«, fuhr Chadde fort, »da er und seine Freunde Mencks letzte Opfer gewesen waren. Aber seine Lordschaft war den gesamten Abend über entweder in der Gesellschaft des Königs, des Lordkommandeurs oder des Haushofmeisters.« Sie lächelte knapp. »Außerdem bin ich sicher, dass Lord Hase keinen Bedarf an Mencks Börse hat und ihm als Cousin des Königs auch andere Wege offenstehen, Vergeltung zu üben.«
    Trotz meines Leutnantssoldes war meine Börse keineswegs so fett. Aber selbst wenn nur Luft darin gewesen wäre, hätte ich nichts von dem gewollt, was der Oberschließer besaß. Während Chadde sprach, bemühte ich mich, wohlhabend und verächtlich auszusehen.
    Bürgermeister Gawell nickte. »Unglücklicherweise hatte Menck viele Feinde.« Er deutete auf den unappetitlichen Kleiderhaufen, auf dem zuoberst das Hemd lag. »Ist das alles, was er bei sich hatte?«
    »Ja, Euer Gnaden«, antwortete Chadde. »Sein Umhang und seine Schuhe sind ebenfalls verschwunden. Vermutlich hat sie dieselbe Person, die auch die Börse an sich genommen hat.«
    Gawell seufzte erneut und atmete dann hustend aus. Er trat einen Schritt von den stinkenden Kleidungsstücken zurück, während ihm Tränen in die Augen traten. »Hölle«, sagte Seine Gnaden, zog ein parfümiertes Taschentuch aus seinem Ärmel und hielt es vor seine Nase.
    So viel zur Trauer um einen lieben Verwandten.
    »Hölle trifft es«, meinte Meister Ednoth und warf dem unseligen Menck einen säuerlichen Blick zu. »Es überrascht mich nicht, dass er kopfüber in einer Latrine endete.«
    Und so viel zu einem Trost spendenden Freund.
    »Neben der Latrine, nicht in ihr«, murmelte Beollan, dessen silberfarbene Augen funkelten. »Obwohl die Gäste der Taverne offenbar einen Fehlschuss für ebenso gut halten wie einen Treffer.«
    Chadde nahm ein Bündel von einem der freien Seziertische und schüttelte es aus. Es war ein Leichentuch. Sie schob den Bürgermeister und den Kaufmann sanft beiseite und warf es über die Leiche. Dabei bedeckte sie auch den Kleiderhaufen samt der Beute, die darunter lag. »Meister Laurel und ich sind hier fertig, Euer Gnaden, Meister Ednoth. Aber sowie es hell wird, gehe ich zum Kupferschwein, sehe mich um und befrage den Wirt und die Stammgäste. Vielleicht haben sie etwas gesehen, und möglicherweise erzählen sie es mir sogar.« Als das Tuch zu ihrer Zufriedenheit drapiert war, wandte sie sich an den Bürgermeister. »Haben Sie mit Mencks Frau über die Bestattung gesprochen?«
    Bürgermeister Gawell nickte, das Taschentuch noch vor der Nase. »Ja«, erwiderte er gedämpft. »Ich habe ihr gesagt, sie solle sich keine Sorgen machen; ich kümmere mich um alles. Obwohl ich denke, dass das auch bis morgen warten kann. Es gibt keinen Grund, Dyfrig mitten in der Nacht aus dem Bett zu holen.« Der Bürgermeister warf einen letzten, angewiderten Blick auf Mencks verhüllte Gestalt, bevor er sich umdrehte und hinausmarschierte. Ednoth folgte ihm auf dem Fuß. »Halten Sie mich über den Stand Ihrer Ermittlungen auf dem Laufenden, Chadde«, warf er über die Schulter zurück. »Ich will, dass derjenige, der das getan hat, gefasst und der Gerichtsbarkeit übergeben wird.«
    »Ja, Euer Gnaden.« Sie beobachtete mit ihren kühlen, grauen Augen, wie der Bürgermeister und der Vorsitzende der Kaufmannsgilde sich zurückzogen. »Das werde ich tun.«

9
     
    Laurel bestand darauf, Mencks Leichnam, die Münzen und die Edelsteine mit Schutzzaubern zu sichern, bevor wir die Leichenhalle verließen. Außerdem beharrte er darauf, dass ich ihn begleitete.
    »Ein gewaltsamer Tod, dunkle Künste und verfluchte Schätze, die auf illegalem Weg erlangt wurden«, erklärte Laurel. »Es wäre nicht klug, dies alles unbewacht zu lassen, ehrenwerte Leute. Es wird nur ein paar Augenblicke dauern.«
    Niemand widersprach, nicht einmal Ranulf. Stattdessen half er sogar Chadde, nahm eine der beiden Laternen und trat mit den anderen zu Tür, wo er zusah, wie Laurel die Schutzzauber der Erde über dem Seziertisch wirkte. Als er fertig da, trat der Faena zurück und sah mich an. »Feuer, Hase.«
    Mit dem Gefühl, als würde Menck mich durch sein Leichentuch angrinsen, berührte ich eine

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