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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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tatsächlich ein schöner Morgen. Die Berge wurden von der Morgensonne wachgeküsst, und der heller werdende Himmel versprach ein frisches Herbstblau. Es war zwar noch kalt, aber uns wurde bei dem forschen Tempo, das Jusson anschlug, sehr schnell warm. Aber niemand beschwerte sich. Mir die Beine zu vertreten, fühlte sich gut an, und offenbar ging es den Gardisten nicht anders. Sie bewegten sich geschmeidig, und ihre Augen strahlten, während sie sich umsahen. Selbst Jusson genoss den Marsch. Seine Wangen waren leicht gerötet, und seine schwarzen Augen funkelten. Er wirkte wie ein einfacher König bei seinem Morgenspaziergang. Wir hatten die Straßen fast für uns allein, obwohl wir gelegentlich einem Frühaufsteher begegneten. Die meisten hatten Körbe im Arm und waren unterwegs zum Markt. Sie warfen uns müde Blicke zu, als wir uns ihnen näherten, doch dann ruckten ihre Köpfe zu uns herum, als sie begriffen, dass König Jusson IV., umringt von seinen Königstreuen, einer Feuerkugel folgte und auf sie zukam. Die Frauen knicksten hastig, und die Männer verbeugten sich, wenn wir vorbeigingen, und senkten respektvoll die Köpfe. Aber ich bemerkte ihre verstohlenen Blicke und ihr Staunen, wenn sie meinen Zopf, meine Feder und meinen Stab sahen, bevor sie auf die Erdkugel blickten, die über meiner Schulter schwebte. Mehr als einer der Passanten bekreuzigte sich.
    Die Feuerkugel überquerte den Stadtplatz und führte uns am Markt sowie am Theaterplatz vorbei, bevor sie in eine weniger gepflegte Straße einbog. Freston mochte winzig sein, hatte jedoch, wie die meisten Städte und Ortschaften, Viertel, in denen die Armen, die Lasterhaften und Tagediebe lebten oder jene, die von unsäglichem Unglück verfolgt waren. Die Straßen wirkten zunächst etwas schäbiger, dann immer vernachlässigter und schließlich ausgesprochen heruntergekommen. Wir gingen an Gassen vorbei, in denen sich Müll, zerbrochene Laternen, Geländer und Dachziegel stapelten. Bis auf das Rascheln vierbeiniger Tiere waren sie vollkommen leer, obwohl ich gelegentlich Bewegungen in Fenstern und hinter rissigen Türen bemerkte. Wir wurden beobachtet, und unsere Hände lagen auf den Schwertgriffen. Die Sorglosigkeit war dahin.
    Wir setzten unseren Weg jedoch unbelästigt fort und erreichten schon bald den südöstlichen Rand von Freston. Die Stadtmauer erhob sich vor uns, und wir sahen die unterschiedlichen Farben der Steine, da, wo das alte Osttor zugemauert worden war. »Das ist mir bereits bei meiner Ankunft aufgefallen«, sagte Jusson, der die unterschiedlichen Steine musterte. »Warum wurde das Tor geschlossen?«
    »Das weiß ich nicht, Majestät«, erwiderte ich. »Es wurde zugemauert, bevor ich hier eintraf.« Ich sah Jeff an, aber der schüttelte nur den Kopf. Er wusste es ebenfalls nicht. Die heruntergekommenen Häuser wichen verrammelten Geschäften und mit Ketten versperrten Lagerhäusern. Ich betrachtete sie. »Aber nach den Erzählungen der Leute zu urteilen, war dies hier einmal ein sehr lebhafter Ort.«
    Die breiten Straßen und großen Gebäude kündeten von der ehemaligen Pracht dieses Viertels, wie auch die alte Wache, eine Herberge, aus deren Schornsteinen Rauch aufstieg. Ihre Tore standen offen, und der Hof war sauber und ordentlich. Überrascht starrte ich dorthin, denn soweit ich mich erinnern konnte, war sie ebenfalls geschlossen gewesen. Doch in dem Moment bog die Feuerkugel abrupt in eine kleinere Gasse ab, die im Schatten der Stadtmauer lag. Wir folgten ihren Windungen durch den verlassenen Handelsbezirk, bis wir schließlich vor einem verfallenen Lagerhaus ankamen. Die Kugel schoss über das Tor in der Mauer, und wir blieben stehen.
    »Ein merkwürdiger Aufenthaltsort für einen Elfenlord«, bemerkte Jusson nachdenklich.
    »Ja, Euer Majestät«, stimmte ich ihm zu, während ich die baufällige Mauer betrachtete. Dann sah ich zu dem Gebäude dahinter. »Sehr merkwürdig.«
    »Wir können hier draußen herumstehen und weiter spekulieren oder hineingehen und den Grund herausfinden.« Jusson streckte die Hand aus, und sofort traten alle Gardisten vor ihn.
    »Ach, schon gut.« Er deutete auf das Tor. »Macht es auf.«
    Das Tor schwang leicht auf. Viel zu leicht. Statt des Quietschens schlecht geölter Angeln schwang es lautlos nach innen auf einen dunklen, ruhigen Hof.
    »Knochen und blutige Asche«, murmelte Jeff.
    Ich war sehr froh, dass Wyln mich nicht mitten in der Nacht gerufen hatte, und spähte durch das Tor. Die Feuerkugel

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