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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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des Meeres und rief mir vage das Bild eines anderen Meeres ins Gedächtnis, eines wütenden, dunklen Meeres. Ich runzelte vor Konzentration die Stirn, als ich versuchte, dieses Bild klarer heraufzubeschwören.
    »Es ist eine Metapher, Hase«, sagte Laurel. »Keine Realität.« Ich wirbelte herum und griff zum Schwert. Meine Hand zuckte jedoch ins Leere. Ich blickte an mir herab. Meine Kleidung war bunt zusammengewürfelt: Soldatenstiefel und Hose, ein Bauernwams mit dem Wappen des Hauses Chause auf dem einen und dem des Hauses Flavan auf dem anderen Ärmel. Darüber trug ich eine Magierrobe mit dem Wappen des Königs. Über meiner Brust hing an einer silbernen Kette ein Medaillon mit dem Sichelmond und den drei Sternen des Hauses des Fyrst. Der Wind umwehte mich sanft, und ich fühlte, wie die Feder über meine Wange strich.
    »Was ist eine Metapher?« Ich sah Laurel an.
    »Das hier«, erwiderte Laurel. Er teilte das Gras mit dem Stab, damit ich den Boden sehen konnte. Dann beschattete er die Augen mit der Hand, und ich konnte seine Rune erkennen. Sie glühte immer noch weiß, aber in der Sonne war ihre Helligkeit erträglich. Da ich keine Handschuhe trug, sah ich, dass meine Rune ebenfalls leuchtete. Aber ihre Hitze hatte nachgelassen, und sie fühlte sich jetzt so warm an wie die Sonne auf meinen Schultern.
    »Und wo ist ›hier‹?«, erkundigte ich mich.
    Laurel ließ seine Hand an meiner Stirn, drehte sich langsam um seine Achse und spähte in alle Richtungen. »Das hängt davon ab, welcher Schule Eure Gedanken verpflichtet sind; Eure Seele, Euer Geist, Euer Herz …«, seine Schnurrbarthaare zuckten, als er kurz lächelte, »oder Eure Leber.«
    »Das hier ist meine Seele?«
    Laurel sah mich an und ließ seine Tatze sinken. »Wie ich sagte, es ist eine Metapher. Nächstes Mal könnte sie sich anders darstellen.«
    »Nächstes Mal!« Meine Miene verfinsterte sich. »Was meint Ihr mit ›nächstes Mal‹?«
    »Ist es gut, Laurel Faena?«
    Ich riss den Kopf herum. Wyln stand uns gegenüber. Aber während der Berglöwe deutlich präsent war, schien der Elfenzauberer ein wenig durchscheinend. Hinter ihm stand, noch durchsichtiger, König Jusson mit gezücktem Schwert. Offenbar hatte er es nicht fallen lassen, als Laurel die Rune anhob. Neben dem König stand, wenig überraschend, Thadro, aber auf der anderen Seite von Jusson flimmerte eine schwache Silhouette, die aussah wie sein Haushofmeister Cais. Und hinter allen ein sehr schwacher Schatten von Jeff, der meinen Eschenstab hielt und mich fassungslos ansah. Andererseits wirkten auch Jusson und Thadro erstaunt. Die Augen des Königs waren kreisrund.
    »Es ist gut«, antwortete Laurel. »Seht selbst.«
    Wyln bückte sich und drückte die Hand auf den Boden. Dann stand er auf und drehte sich ebenfalls langsam um seine Achse. Jusson beobachtete den Elf einen Moment und blickte dann selbst zum Horizont. »Was sucht Ihr?« Auch wenn die Präsenz des Königs eher schwach war, klang seine Stimme kräftig. Sie vibrierte in mir.
    »Etwas, das mit dem Tod des unseligen Schließers gewirkt wurde, ehrenwerter König«, sagte Laurel. »Wir wollen nur sichergehen, dass dieses Wirken nicht den Weg hierhergefunden hat.«
    »Hierher?«, fragte ich. »In mich?« Eine Bö strich über das Gras.
    »Ihr wurdet bereits einmal angegriffen«, antwortete Laurel, während er das Gras beobachtete und die Ohren spitzte.
    »Aber das war vor Mencks Tod.«
    »Es existiert kein Gesetz, wonach Ihr nicht noch einmal angegriffen werden könntet.«
    Das stimmte. Eine Erinnerung stieg in mir hoch, und mein Blick verfinsterte sich. »Habt Ihr deshalb gestern Nacht Eure Tatzen über meinen ganzen Körper wandern lassen? Ihr habt nach Beweisen für Hexerei gesucht?«
    »Wyln und ich haben diese Beschwörung gespürt, und nach Eurem Bericht gestern Abend war ich besorgt, dass sich … etwas in Euch festgesetzt haben könnte, trotz Eurer Bemühungen.«
    Die Windböen wurden stärker. »Habt Ihr dieses Etwas gefunden?«
    »Nein, aber solche Beschwörungen können sehr raffiniert sein«, antwortete Laurel. »Wir mussten sichergehen, dass ich nichts übersehen hatte.«
    »Und das habt Ihr getan, indem Ihr mich angegriffen habt?« Die Böen wurden zu einem stetigen Wind, der über die Steppe rauschte.
    »Durch das Mittel der Überraschung, Hase, ohne dem, was es auch sein mag, eine Chance zu geben, sich zu verbergen, an dem Ort, an dem es gewirkt wurde, um zu sehen, ob Ihr eine Affinität zu den Resten habt,

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