Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
die zurückgelassen wurden.«
Ich blickte auf das wogende Gras. »Ihr dachtet, Ihr würdet denselben Dreck, der auf dem Boden liegt, hier finden? In mir?«
»Wir mussten sichergehen«, wiederholte Laurel. Seine Federn wehten um seinen Kopf, und seine Perlenketten schwangen im Wind. »Was immer gewirkt wurde, war groß, Hase. Mächtiger als alles, was ich jemals erlebt habe.«
»Ich bin einmal etwas so Starkem begegnet«, sagte Wyln, der immer noch den Horizont absuchte. »Die Beschwörung eines Verdammten. Es hat fünf Meister eine Woche der Vorbereitung gekostet, und dennoch haben sie die Kontrolle über ihn verloren. Es hat sie getötet, ihren Tempel vernichtet und ihre Stadt zerstört.«
»Und wo wart Ihr, als Ihr diesem Dämon begegnet seid, Lord Wyln?« Jussons Augen waren schmale Schlitze.
»Beim Hochkönig von Morendyll und seiner Armee. Wir waren bereit, die Stadt selbst in Schutt und Asche zu legen«, antwortete Wyln. »Zehn Zauberer mussten zwei Tage und zwei Nächte arbeiten, um den Verdammten erneut zu bannen, Ivers Sohn. Bis dahin hatte er sich längst über dem ausgebreitet, was von der Stadt übrig war. Wir nannten es Ujans Verderben. Ujan war der Prinz, gegen den wir kämpften.«
Jusson dachte einen Moment darüber nach. »Ihr meint die Einöde von Jaban?«
»Wird sie jetzt so genannt?« Wyln hatte meine Seele ausreichend inspiziert und sah den König an. »Es war einst ein sehr lebendiger Ort, mitten in einem sehr fruchtbaren Tal.«
»Es ist verfluchtes Land«, erwiderte Jusson. »Was auch immer dort wächst, ist pervertiert oder verkümmert. Und ein Dämon ist der Grund dafür?«
»Und ein Idiot von Prinz, der seine ebenso idiotischen Meister dazu brachte, den Dämon überhaupt zu beschwören«, erwiderte Wyln. Er drehte sich zu mir um, und sein Haar peitschte im Wind. »Es hat mir immer sehr stark missfallen, wenn mein Cyhn mir etwas Schmerzhaftes oder Unangenehmes sagte, selbst wenn es zu meinem Besten war, Zweibaums Sohn. Aber Laurel hat recht, wir mussten sichergehen. Aufgrund Eurer Stärke und Unerfahrenheit zieht Ihr Wesen wie Magus Kareste an. Solche Wesen gieren nach denen, die, wie sagtet Ihr einst?, jung und zart sind, gewürzt von der Gabe.«
Zu jeder anderen Zeit wäre ich erstaunt über Wylns Worte gewesen, die einer Entschuldigung sehr nahe kamen, aber mich interessierten im Moment andere Dinge mehr. »Was hättet Ihr getan, hättet Ihr etwas Falsches vorgefunden?«
»Es geheilt.«
Die Wut, dass sie mich einfach misshandelt hatten, ließ nach, aber stattdessen braute sich Ärger bei dem Gedanken zusammen, dass meine Seele zu einem Schlachtfeld gemacht wurde. Dunkle Wolken zogen am Himmel auf. »Aber hier ist nichts. Außer mir.« Ich runzelte die Stirn. Die Gewitterwolken erreichten uns und schoben sich vor die Sonne.
»Sie wurden durch die Strömung mitgerissen«, erklärte Laurel, der den Sturm verfolgte.
»Eide und Schwüre«, setzte Wyln geheimnisvoll hinzu. Er sah erneut Jusson an, der neben dem Lordkommandeur und der Silhouette des Haushofmeisters stand. »Aber Zweibaums Sohn hat recht. Wir sollten gehen. Wir haben herausgefunden, was notwendig war …«
Ich wartete nicht darauf, dass Wyln zu Ende sprach. Ein Donnerschlag unterbrach die Worte des Elfenzauberers, und alle Gestalten verschwanden schlagartig. Ihre Fußabdrücke im Gras wurden vom Wind verweht. Das alles war mein, und ich wollte verdammt sein, wenn ich das teilte. Auch nicht mit einem Zauberer oder meinem König oder meinen Lehrern in der Gabe, nicht mal mit meinem besten Kumpel. Dennoch sah ich mich gründlich um, drehte mich im Kreis, nur um sicherzugehen, dass ich tatsächlich allein war.
»Hase«, sagte Laurel.
Ich hatte den Kreis vollendet, bückte mich, teilte das Gras und berührte die Erde. Und war überrascht von dem Bewusstsein, das mich durchflutete. Aber es war nur meins, kein anderes. Mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung richtete ich mich auf und bemerkte graue Augen. Erschreckt erwiderte ich Friedenshüterin Chaddes ebenfalls überraschten Blick. Blitze zuckten über den Himmel, der Wind heulte und riss mir Haare aus dem Zopf, als ich meine Lippen fletschte. Dann bemerkte ich, das Chadde nicht eindrang. Sie stand auf der Straße vor dem Lagerhaus, in Begleitung einiger Soldaten der Stadtwache.
»Hase«, wiederholte Laurel nachdrücklicher.
Die Sonne war über den Bergen aufgegangen, und obwohl sie von Sturmwolken verhüllt war, musste ich meine Augen gegen ihren hellen Schein
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