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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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ging. Und Gawell hat mir bereits gesagt, dass er ihn gestern Abend nicht gesehen hat.«
    Ich dachte an Chaddes irreführende Bemerkung im Totenhaus und fragte mich, ob sie Seiner Gnaden, dem Bürgermeister, glaubte. Dann erinnerte ich mich an den höhnischen Schließer und die Herberge. Ich hatte offenbar gezuckt, denn alle drehten sich zu mir herum.
    »Ja, Cousin?«, fragte Jusson.
    »Glauben Sie, dass er von einer Frau hierhergelockt wurde, Friedenshüterin Chadde?« Meine Stimme klang kühl.
    »Es scheint jedenfalls sehr wahrscheinlich, Mylord«, erwiderte Chadde. »Warum sollte er sonst seine Freunde zurücklassen? Angesichts von Mencks Machenschaften hätte er in jedem anderen Fall zweifellos seine Macht zeigen und sich gleichzeitig schützen wollen.« Die Friedenshüterin schüttelte den Kopf, als sie aufstand. »Es muss ihn ziemlich überrascht haben, als er entdeckte, was da auf ihn wartete.«
    »Allerdings«, pflichtete Jusson ihr bei. »Was wollen wir jetzt unternehmen? Wir können dieses Etwas nicht hierlassen, damit am Ende noch ein Ahnungsloser darüberstolpert.« Ihm kam ein Gedanke, und er runzelte die Stirn. »Kann es benutzt werden, um noch mehr Hexerei zu wirken?«
    »Nicht ohne die entsprechenden Rituale, Ivers Sohn«, sagte Wyln. »Und die können überall vollzogen werden.« Er hatte sich etwas abseits gehalten, trat jetzt jedoch zu der Gruppe bei dem dunklen Etwas. »Aber Ihr habt recht, es sollte nicht hierbleiben, weil es sonst nur weiteres Übel anzieht.«
    Mich überkam plötzlich die Vision, wie sich dunkle Fäden und Tentakel durch die Risse und Spalten von Freston schlängelten, um hier ein Fest zu feiern. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.
    »Und so zu einer Abfallgrube voller Verderbnis würde«, meinte Jusson und gab damit meine Gedanken wieder. »Nun, ich habe nicht das geringste Bedürfnis, dass dies hier als Jussons Verderben bekannt wird. Wie werden wir es los?«
    Laurel hatte die hohen Fenster betrachtet und winkte bei den Worten des Königs Arlis zu sich, der neben Thadro stand – und sich nicht rührte. Ich runzelte die Stirn. »Arlis …«
    »Kümmern Sie sich um den Faena, Gardist Arlis«, sagte Thadro im selben Moment.
    Arlis salutierte vor Thadro und ging zu Laurel, der ihn sofort aus dem Lagerhaus schickte. Kurz darauf kehrte er jedoch zurück und reichte Laurel einen großen Brocken Mauerwerk. Nachdem er alle Umstehenden ein Stück zurückgescheucht hatte, wog Laurel den Stein einige Male und schleuderte ihn dann in eines der Fenster. Er zertrümmerte die Scheibe, deren schmutzige Scherben klirrend zu Boden fielen und zerbarsten. Sonne flutete in das Lagerhaus. Der dunkle Fleck schien zu kochen, bevor er zu einer ölig schwarzen Rauchwolke verpuffte. Auf dem Boden blieb nur eine runde, flache Pfanne zurück. Es war eine einfache, ganz normale Pfanne. Meine Mutter hatte mehrere dieser Art und pflegte Aufläufe darin zuzubereiten. Diese hier war bis zum Rand mit klarem Wasser gefüllt, das ganz ruhig in der Sonne schimmerte.
    »Wasseraspekt«, erklärte Wyln.
    »Ja«, pflichtete Laurel ihm bei. »Die Wunden des Unglücklichen waren gefroren.«
    Es war nichts übermäßig Schlimmes an der Pfanne oder dem Wasser, aber während Laurel und Wyln sprachen, wich ich unwillkürlich zurück, bis ich gegen Jeff stieß, der hinter mir stand.
    »Es ist die Pervertierung des Aspekts, die Ihr fühlt, Zweibaums Sohn«, erklärte Wyln. »Ujans Meister haben Feuer für ihre Beschwörung benutzt. Ich war nahe genug, um das zu spüren, und es fühlte sich an, als schnitte mir ein Rasiermesser ins Herz.«
    Ich riss den Blick von dem funkelnden Wasser los und wollte gerade erwidern, dass ich nichts gespürt hatte, weder die Beschwörung noch den Ritualmord an Menck, als ich Chaddes interessierten Blick bemerkte. Ich blieb stumm.
    »Erde oder Feuer?«, fragte Laurel Wyln.
    »Feuer«, entschied Wyln. »Es hat reinigende Wirkung.« Er streckte die Hand aus, und seine Feuerkugel flog hinein. »Nun Ihr, Zweibaums Sohn.«
    Ich erinnerte mich daran, wie meine Feuerkugel Abstand zu mir gehalten hatte, und fragte mich, ob sie meinem Ruf gehorchen würde. Doch als ich meinen Handschuh auszog und die Hand ausstreckte, zuckte sie sofort in meine Handfläche.
    »Auf mein Zeichen schleudert Ihr sie auf die Pfanne«, sagte Wyln. Er hob die Hand, zählte, und bei drei warfen wir die Feuerbälle in das Wasser. Es kochte und zischte, bevor es ebenfalls verpuffte, diesmal in einer weißen Dampfwolke.

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