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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Boden. »Woher glauben Sie, stammt das? Ein Vermögen in Münzen und Juwelen, in Mencks Kleidung eingenäht.«
    Dyfrig erstarrte. »Was?«
    »Sie verachten Hases natürliche Gabe«, fuhr Jusson fort. »Aber für Mencks unaufhörlichen Raubzug haben Sie nur ein Augenzwinkern übrig. Und dabei liegt das noch an der Oberfläche. Ich frage mich, was ich wohl finden werde, wenn ich ein wenig tiefer grabe.«
    Dyfrig blickte auf das Gold und die Juwelen, die zwischen dem Müll auf dem Boden funkelten. »Menck hatte das bei sich?« Er schwankte, als die Wut aus ihm wich. Besorgt trat ich neben ihn, kam seinen Schreibern zuvor und nahm seinen Arm, um ihn zu stützen. Seine Knochen fühlten sich zerbrechlich an.
    »Ein Vermögen, bei dem selbst zwei sehr wohlhabende Lords des Reiches große Augen bekamen und das in den Besitz eines niederen Schließers in einer entlegenen Handelsstadt geraten ist«, sagte Jusson. Er bemerkte Dyfrigs Blässe. »Schockiert, Doyen, oder besorgt?«
    »Ich …« Dyfrig sah Chadde an. »Weiß Gawell davon?«
    »Er wusste es nicht …«, begann Chadde.
    »Dyfrig!«, brüllte Gawell von draußen.
    »Bis jetzt«, beendete Chadde ihren Satz.
    Es überraschte mich, dass der Bürgermeister noch nicht zu uns gestoßen war, und ich warf einen Blick nach draußen. Jedenfalls versuchte ich es. Thadro hatte sowohl die Tür als auch den Raum davor von den Königstreuen abriegeln lassen und Gawell, Ednoth sowie ihre Diener an den Rand des Hofes gedrängt. Aber es war ein kleiner Hof, und weder Jusson noch Dyfrig hatten ihre Stimmen gesenkt. Selbst wenn Bürgermeister Gawell, Meister Ednoth und die anderen nicht alles verstanden hatten, hatten sie genug mitbekommen und wussten nun, dass man bei Mencks Leiche einen beträchtlichen Schatz gefunden hatte. Und sie hatten auch Jussons Spekulationen gehört, wie der Schließer dazu gekommen war.
    »Dyfrig!«, brüllte Gawell erneut. Er schien außer sich zu sein.
    »Ihr werdet Schwierigkeiten haben, wenn Ihr ihn nicht einlasst, Euer Majestät«, sagte Chadde leise. »Allerdings bekommt Ihr auch Schwierigkeiten, wenn Ihr es tut.«
    Dyfrig war zwar noch etwas wacklig auf den Beinen, aber er befreite sich aus meinem stützenden Griff. »Das stimmt, Euer Majestät. Aber vielleicht können wir den Ärger so klein wie möglich halten.« Der Doyen wandte sich an seine Schreiber. »Geht zur Kirche und bringt mir die Utensilien für die Segnung.«
    »Wir sollen Sie verlassen, Euer Eminenz?«, protestierte Tyle und musterte Laurel und Wyln argwöhnisch. »Sie allein mit denen da zurücklassen?« Keeve sah, dass ich Dyfrigs Arm erneut zu stützen versuchte, trat rasch zwischen uns und schob mich weg.
    »Ja.« Dyfrig stieß Keeve zurück und legte beruhigend die Hand auf meine Schulter. »Beeilen Sie sich.«
    Die königliche Garde ließ die beiden Schreiber durch, schloss jedoch die Reihe wieder, bevor Gawell sich ebenfalls hindurchdrängen konnte. Im nächsten Moment hörten wir das Klatschen von Stiefelsohlen, als Keefe und Tyle losrannten.
    »Will mich denn niemand hereinlassen?«, jammerte Gawell, während Ednoth anfing darüber zu lamentieren, dass man Magische in der Leichenhalle duldete, während Mencks naher Verwandter draußen wie ein Bettler am Tor warten musste.
    »Schnell, Hase«, sagte Dyfrig. »Legen Sie Menck wieder auf den Tisch.«
    Bei der Vorstellung, den Leichnam des Oberschließers anfassen zu müssen, überlief mich ein Kribbeln, aber ich näherte mich gehorsam der Leiche und bedeutete Jeff mit einem Winken, mir zu helfen. Wyln hielt mich jedoch am Arm zurück.
    »Tut das nicht«, sagte der Zauberer.
    »Nein, Hase«, sagte Jusson im selben Moment. »Lass die Leiche, wo sie ist.«
    »Euer Majestät!« Dyfrig sah Wyln finster an.
    »Wir können das Durcheinander hier nicht verheimlichen, und ich will nicht, dass jemand behauptet, ich hätte es versucht«, erwiderte Jusson. Dann drehte er sich zu Thadro herum. »Lassen Sie den Bürgermeister herein.«
    Dyfrig sah besorgt zu, wie die Gardisten vor der Tür eine Gasse bildeten und Gawell rasch in die Leichenhalle kam. Seine Schritte waren für einen so korpulenten Mann erstaunlich leicht. Er drängte sich herein, und sein Blick blieb an den Münzen und Juwelen auf dem Boden hängen. Während sich Ednoth, die Diener und die Schließer aus dem Gefängnis um ihn drängten, wandte sich Gawell an Chadde. »Sie haben gesagt«, fuhr er sie wütend an, »dass Mencks Geldbörse gestohlen worden wäre.«
    Ich blinzelte.

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