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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Obwohl Mencks Leichnam auf dem Boden lag, sprach Seine Gnaden zuerst über Geld.
    Chadde wirkte jedoch weder besorgt noch überrascht. »Seine Geldbörse wurde gestohlen«, erwiderte sie gelassen. »Das da war in seine Kleidung eingenäht.«
    Gawells Wangen liefen dunkelrot an, und seine Augen traten aus ihren Höhlen. »Und Sie hielten es nicht für nötig, mir das zu sagen?«
    »Nein«, antwortete Chadde. »Das hielt ich nicht für nötig.«
    »Das reicht!«, brüllte Gawell. »Ich habe genug von Ihnen! Sie sind erledigt! Scheren Sie sich hinaus! Machen Sie, dass Sie hier wegkommen, und verlassen Sie Freston, bevor ich Sie hinauswerfen lasse!«
    »Zuerst wird Unser Cousin im Gefängnis verprügelt und ausgeraubt, und jetzt wird vor Unseren Augen Unsere Beamtin entlassen und bedroht«, meldete sich Jusson ruhig zu Wort.
    Gawells Kopf ruckte zum König, und das Rot wich aus seinen Wangen, bis nur noch rote Flecken übrig waren. »Euer Majestät«, stammelte er. »Ihr habt sie selbst gehört. Sie hat mich belogen!«
    »Nein, das hat sie nicht«, antwortete Jusson. »Sie hat Informationen zurückgehalten, und das ist etwas anderes. Fragt den Faena.«
    Gawell blickte hastig zu Laurel hinüber, aber der ignorierte den Bürgermeister. Die Katze hatte den Steintisch zu Ende untersucht und prüfte jetzt die Wand unter einem der leeren Fackelhalter, wo weißer Raureif den grauen Stein überzog. Ich trat näher zu Wyln. Der Zauberer legte seine Hand auf meine Schulter und beobachtete Laurel, genau wie ich und Jeff, der dabei um uns herumlugte.
    »Die Hüter des Königlichen Friedens sind ohnehin den Bürgermeistern keine Rechenschaft schuldig«, mischte sich Thadro ein. »Sie erstatten dem Gouverneur der Provinz Meldung.«
    »So ist es«, stimmte Jusson zu.
    »Aber wir haben keinen Gouverneur«, meinte Gawell. »Jedenfalls nicht mehr, seit Lord Ormec gestorben ist.«
    »Sie haben keinen Gouverneur«, stimmte Jusson erneut zu. »Das bedeutet jedoch nur, dass diejenigen, die bis dahin Ormec Bericht erstattet haben, Uns Meldung machen, bis Wir einen neuen Gouverneur ernennen. Das gilt auch für Unsere Friedenshüter. Sie wissen das doch sicherlich, da Sie seit … wie lange, seit neunzehn Jahren? … Bürgermeister sind.«
    Die roten Flecken verblassten, und Gawells Gesicht wurde bleich, aber bevor er antworten konnte, mischte sich Ednoth ein. »Verzeiht ihm, Euer Majestät. Gawell ist natürlich aufgebracht wegen des Todes seines Verwandten … He!«
    »Entschuldigung«, sagte Laurel, als er sich an Ednoth und Gawell vorbeidrängte. An der Tür blieb er stehen. »Bitte tretet zur Seite, ehrenwerte Leute.«
    Das Rot kehrte in Gawells Wangen zurück. »Unverschämter Magischer!«, stieß er hervor, während Ednoth sagte: »Was für eine Respektlosigkeit, Euer Majestät.« Aber beide verstummten schlagartig, als Laurel sie mit glühenden Augen ansah.
    »Zur Seite!«
    Ednoth und Gawell traten zurück, und ihre Hände zitterten, als sie sich bekreuzigten. Doyen Dyfrigs Miene verfinsterte sich, aber sein Gesichtsausdruck schlug um, als er die Tür anstarrte. »Was ist das?«, fragte er und wollte zu Laurel treten. Ich hielt ihn jedoch zurück.
    »Nicht, Doyen«, sagte ich. »Geht nicht näher heran.« Ich konnte den Raureif auf dem Türrahmen sehen, der sich wie Aussatz von dem dunklen Holz und den Eisenbändern abhob.
    »Ist das Frost?« Jusson runzelte die Stirn.
    »Es sieht so aus.« Laurel streckte eine Kralle aus und schob die Tür zu, bis sie nur noch einen Spalt geöffnet war. Das Eis bedeckte die Rückseite fast vollständig, dick, weiß und uneben, wie geschmolzenes Wachs. Mencks Leichnam war gegen die Wand geschoben und einklemmt worden, als wir die Tür geöffnet hatten, und wurde jetzt aus seinem Gefängnis befreit. Er fiel auf den Rücken, der Kopf rollte zur Seite, und der Blick der höhnischen Augen richtete sich geradewegs auf mich.
    »Der Himmel beschütze uns!«, flüsterte Doyen Dyfrig.

15
     
    »Ein Auferweckter«, sagte Wyln und zog mich aus Mencks Blickfeld. Dabei hinterließ seine Hand eine Feuerspur. Aber er hätte sich gar nicht so beeilen müssen, weil ich bereits selbst reagierte. Kühnheit auf dem Schlachtfeld war schön und gut, aber ich brauchte meine Männlichkeit nicht bei einem Blickwettbewerb mit einer mehrere Tage alten Leiche mit frischen Augen zu beweisen. Der Rest des Leichnams wirkte ebenfalls noch recht gut erhalten: Es gab keinerlei Anzeichen von Totenstarre, und die Stichwunden glitzerten

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