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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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immer noch rot. Über die Wunden zog sich ein dünnes Netz, das ein Gittermuster auf der kalkweißen Haut bildete. Ich betrachtete es. Das Muster passte ziemlich genau zu den Linien der Schutzzauber, die Laurel und ich gestern Abend gewirkt hatten. Ich bekreuzigte mich. Mir war plötzlich sehr kalt.
    Doyen Dyfrig musterte finster die Feuerspuren, aber die Aufmerksamkeit aller anderen war ausschließlich auf den toten Schließer gerichtet. Laurel beugte sich vor und untersuchte die dunklen Linien, ohne den Leichnam zu berühren. Plötzlich bewegte sich die Leiche erneut, sie drehte den Kopf und richtete ihren boshaften Blick jetzt auf den Faena. Laurels Schnurrhaare legten sich an, als er die Lefzen hochzog, und seine Nackenmähne richtete sich auf.
    »Alle raus!«, grollte er rumpelnd. »Sofort.«
    »Gehorcht ihm.« Jusson hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, und die Königstreuen trieben alle aus dem Totenhaus. Im Hof drehte ich mich um und sah, wie die Gruppe um den Bürgermeister hinausgescheucht wurde, Gawell unter Protest, Ednoth dagegen mit gekränkter Würde.
    »Was war das?«, erkundigte sich Dyfrig erregt, als er neben mir stehen blieb. »Was ist Menck zugestoßen?« Er versteifte sich, und seine Stimme wurde schärfer. »Und was macht Ihr da, Faena?«
    Chadde und Laurel hatten als Letzte die Halle verlassen, und die Friedenshüterin verschloss die Tür hinter uns. Laurel ritzte mit einer Kralle eine Rune in das Holz der Tür. »Ich wirke einen Schutzzauber, Ältester«, erwiderte er. »Ich versiegele das Haus.«
    Ich hatte diese besondere Rune erst einmal gesehen, und zwar während meiner kurzen Ausbildung bei Magus Kareste. Sie war in einen Stein gemeißelt gewesen, der auf einem Bestattungshügel in der Nähe von Magus Karestes Turm lag. Man hatte mir gesagt, die Rune sorge dafür, dass der Bewohner dieses Grabes darinblieb und nicht herumwanderte. Außerdem mahnte man mich, an bestimmten Nächten zu bestimmten Jahreszeiten auf keinen Fall auch nur in die Nähe dieses Grabes zu gehen – trotz des Schutzzaubers.
    Erneut überlief mich ein Schauder.
    Laurel war mit der Tür fertig, trat zu den Fenstersimsen und ritzte die Rune unter jedes Fenster. Er ging um das ganze Gebäude herum, bis er wieder zur Eingangstür kam. »Wyln«, sagte er.
    Wyln streckte seine Hand aus. »Euer Schwert, Zweibaums Sohn.«
    Ich fragte mich zwar, was der Feuerzauberer mit meinem Schwert wollte, gehorchte aber und gab es ihm. Ich wollte ihm folgen, als er damit zu Laurel ging, aber die beiden hielten mich auf.
    »Nein, Hase«, sagte Wyln.
    »Bleibt beim Ältesten Dyfrig«, befahl Laurel gleichzeitig. »Die Toten haben viel zu viel Interesse an Euch gezeigt.«
    Mir sollte es recht sein, und ich trat schnell zu Doyen Dyfrig zurück.
    »Zu viel Interesse vonseiten der Toten?« Gawell hatte seine Furcht offenbar überwunden und versuchte sich durch die Königliche Garde zu drängen. »Ihr seid derjenige, der zu viel Interesse daran zeigt, Magischer! Das ist eine List, die mich von meinem Verwandten fernhalten soll, dessen Leiche entweiht wurde …«
    »Jetzt also ist es Ihnen endlich aufgefallen!«, unterbrach Thadro ihn.
    »Schweigt, Bürgermeister«, befahl Jusson, während Gawell empört keuchte. »Meister Laurel und Lord Wyln zeigen ebenso viel Interesse an dem Schließer wie Sie, aber keines an den Münzen und Juwelen. Ich dagegen habe großes Interesse an beidem, also wird die Totenhalle und alles, was sich darin befindet, unter mein Edikt gestellt.«
    »Wie der Thron es verkündet, so auch die Kirche«, mischte sich Dyfrig ein, der immer noch erschüttert war. Er klopfte mit dem Stab auf den Boden, dass die kleinen Glöckchen bimmelten. »So sei es!«
    »Nein!«, jammerte Gawell.
    »Versiegelt vom König und vom Priester«, übertönte Laurel den Bürgermeister. »Wie auch versiegelt von Ihr, Die Die Erde Ist. Sic!« Der Faena berührte die Rune an der Tür, die daraufhin aufleuchtete. Danach flammten sämtliche Runen rund um das Haus unter den Fenstern auf, und das Summen ihrer Macht ließ meine Knochen vibrieren und den Boden unter mir erzittern, als sie sich in der Erde verwurzelten.
    »Meine Güte«, sagte Dyfrig leise. Seine Miene verriet ehrfürchtiges Staunen. Er drehte sich halb gereizt, halb erwartungsvoll zu Wyln um. Doch statt die Rune zu berühren, hob der Zauberer mein Schwert hoch. Die Klinge erstrahlte immer heller, bis Funken über ihre Schneide zuckten. Dann schleuderte er die Waffe in die

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