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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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verirrten. Als ich Wyln half, die Teppiche hinten am Sattel festzubinden, wehte der Wind über den Hof und wirbelte Hühnerfedern auf.
    »Hör auf damit«, murmelte ich der Luftkugel über meiner Schulter zu.
    Die Kugel schwebte vor mich, und in ihrem vertrauten Summen schwangen eine Vielzahl von Obertönen mit, sodass es wie das Läuten einer Glocke klang. Aber von dem Wind auf dem Hof kam kein solches Summen. Ich blicke an der Kugel vorbei auf die Federn, die durch die Luft wirbelten. Die Kälte verstärkte sich, und mir lief eine Gänsehaut über den Rücken.
    Im selben Moment quoll eine schwarze Rauchwolke aus der Küchentür. Thadro, der Chadde geholfen hatte, die Geldkassette der Taverne auf ihrem Pferd zu befestigen, drehte sich um und warf Wyln einen finsteren Blick zu, den der Zauberer ungeduldig erwiderte.
    »Was ist denn jetzt?«
    »Es sind die Kochtöpfe, Sir«, sagte Arlis zu Thadro, als der Gestank von verbranntem Essen uns einhüllte.
    »Ach das«, meinte Wyln. »Das ist nicht mein Werk, Eorl-Kommandeur.«
    Plötzlich schlugen Flammen aus den Fenstern des Schankraums. Das Glas platzte in der Hitze, und die Pferde scheuten und bäumten sich auf.
    »Das war ich«, erklärte Wyln. Im selben Moment loderten Flammen aus den Fenstern im ersten und zweiten Stock sowie aus den Schornsteinen. Der Elf beruhigte sein Pferd, sodass er aufsteigen konnte, und lächelte auf uns herab. »Wir sollten verschwinden, bevor die Stallungen ebenfalls brennen.«
    Thadro stieg mit finsterer Miene in den Sattel seines Pferdes und führte uns im Trab vom Hof. Laurel sprang mit langen Sätzen neben uns her. Der Lordkommandeur ritt Arlis’ Pferd, während ich auf dem von Jeff saß. Das verdankte ich dem Privileg meines Ranges. Jeff saß hinter Chadde und Arlis hockte hinter Ranulf auf dessen mächtigem Ross. Ich zog meine Füße ein wenig hoch, als wir durch die Federn ritten, aber sie lagen jetzt regungslos auf dem Boden. Das war vorhin nur eine verirrte Bö gewesen, sagte ich mir, als wir den unebenen Pfad erreichten. Ich warf einen Blick über die Schulter zurück zur Taverne, die jetzt vollkommen von Flammen eingehüllt war. Das Wirtshausschild schaukelte heftig in der glühenden Zugluft.
    »Ein bisschen anmaßend, alles einfach niederzubrennen, findet Ihr nicht, Elf?«, fragte Beollan. Die Taverne verschwand hinter einer Biegung, aber wir hörten das Fauchen der Flammen.
    »Nein«, gab Wyln zurück.
    »Schon gut, Lord Beollan«, mischte sich Thadro überraschend ein. »Die Taverne wäre sowieso zerstört worden. Ich wäre mit einigen Königstreuen hergekommen und hätte sie selbst niedergebrannt. Das hier erspart mir den Ausflug.« Er sah Wyln an. »Obwohl es schwierig werden könnte, wenn die Flammen sich auf den Wald und die Höfe dahinter ausbreiten würden.«
    »Also bitte.« Wyln klang fast ein bisschen beleidigt.
    Thadro lächelte und ähnelte plötzlich wieder dem gelassenen Kommandeur von letztem Frühling. »Ich bitte um Verzeihung, Lord Wyln«, sagte er und setzte sich tiefer in den Sattel.
    Die Schatten wurden länger, als wir uns Freston näherten. Ich spürte sehr deutlich die Kälte des Nachmittags und zog meinen Umhang fester um mich. Ich freute mich schon auf die Residenz des Königs, wo hoffentlich heiße Kamine und eine warme Mahlzeit auf uns warteten. Was ich zuvor gegessen hatte, war längst verdaut, und mein Magen gab ein klägliches Knurren von sich. Allerdings vermutete ich, dass wir alle müde und hungrig waren. Thadro saß zwar gerade im Sattel, aber ich bemerkte die Erschöpfung auf seinem Gesicht. Dann fiel mir ein, dass der Lordkommandeur die ganze Nacht wach gewesen war. Ebenso wie Laurel und Arlis. Und wir anderen, die wir ein bisschen hatten schlafen können, sahen auch nicht besser aus. Selbst der ewig junge Wyln hatte eine Falte auf der Stirn, obwohl das daran liegen mochte, dass er die rege Betriebsamkeit am Stadttor musterte. Das war zu dieser Tageszeit eher ungewöhnlich. Zunächst sah es aus wie dichter Verkehr. Doch als wir näher kamen, erfüllte wütendes Stimmengemurmel die Luft. Dann bemerkten die Menschen uns, und das Gemurmel schlug in Geheul um.
    »Da ist er! Der mörderische Hexer!«
    »Ich glaube, sie meinen Sie, Lord Hase«, merkte Beol lan an.
    Ich seufzte müde. »Nein, wirklich?«

21
     
    »Die Audienz mit Bürgermeister Gawell und Meister Ednoth verlief nicht sonderlich fruchtbar«, meinte König Jusson. Seine goldenen Augen glänzten in den Strahlen der untergehenden

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