Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
König zu unterbrechen. »Ich meine den Schließer, Menck.«
Laurel sah, dass meine Tasse leer war, und hatte den Teekessel genommen, um sie zu füllen. Doch bei Gwynedds Worten zuckte er so abrupt zusammen, dass der heiße Tee haarscharf an meinem Schoß vorbei auf den Boden platschte. Was jedoch keiner bemerkte, weil alle die Schauspielerin anstarrten.
»Er hat Geschäfte mit Menck gemacht?« Der Mausschädel bewegte sich nicht mehr.
»Der Schließer ist mehrere Nächte hintereinander in unsere Räume im Kupferschwein gekommen, Euer Majestät«, sagte Gwynedd. »Zuerst hielt ich ihn für einen dieser Freier, die ihr Glück bei den Frauen aus unserer Truppe versuchen wollten. Aber obwohl er sie lüstern anglotzte, hat er nur mit Rodolfo und Rosea zusammengehockt. Er und dieser widerliche Zwerg von einem Wirt.«
»Helto«, warf Chadde ein.
»Ja«, bestätigte Gwynedd. »Dann schwamm Rolly plötzlich in Geld, kaufte der Metze Tand, führte sie zum Essen in das vornehme Restaurant hier in der Stadt aus und schenkte ihr dieses lächerliche Samtkleid, in dem sie noch mehr wie eine Hure aussah …«
Als sie Roseas Kleid erwähnte, hob ich den Kopf. »Das Samtkleid?« Meine Stimme klang heiser.
»Ja, Mylord«, meinte Gwynedd und nickte. »Es war grün, mit einem Dekollete, das bis zu ihren Knöcheln reichte.«
»Reiß dich zusammen, Hase«, meinte Jusson, der meine Miene missverstand.
Gwynedd zuckte mit den Schultern. »Junge und dumme Männer waren schon immer Roseas Beute, Euer Majestät.«
Diesmal wollte ich protestieren, begegnete jedoch Wylns scharfem Blick. Vielleicht lag es nicht nur an Thadro, dachte ich. Vielleicht machte Jussons Nähe alle Leute reizbar. Ich schloss den Mund und sank auf meinen Stuhl zurück.
»Also hatte Ihr Bruder plötzlich viel Geld?«, hakte Chadde nach.
Gwynedd nickte. »Aber als ich Rolly danach fragte, sagte er mir, da es nicht aus der Kasse der Truppe stammte, ginge es mich nichts an. Er meinte, er und Rosea würden andere Geschäfte tätigen – andere Geschäfte, ha! Als wenn er jemals von etwas anderem als der Schauspielerei etwas verstanden hätte. Ich erklärte ihm, dass er besser seine Finger und Zehen zählen sollte, wenn er mit diesem lüsternen Schurken Geschäfte machte. Er erwiderte, es wäre jemand anders, jemand mit Einfluss, und dieser Menck wäre nur ein Botenjunge. Er wollte mir nicht mehr verraten, aber ich nahm an, dass die Metze ihn dazu gebracht hatte, sie an einen der vornehmen Lords zu verkuppeln, die in die Stadt strömten.« Sie zuckte mit den Schultern, und ihre Lippen zitterten. »Und jetzt ist er tot.«
»Hat Ihr Bruder außer der Kasse der Truppe irgendetwas mitgenommen, als er verschwunden ist?«, mischte sich überraschend Ranulf ein.
»Nein, Mylord«, antwortete Gwynedd. »Jedenfalls glaube ich das nicht. Seine Truhe und die von Rosea sind noch da, bei uns, meine ich.«
»Wenn die Friedenshüterin sie durchsucht, findet sie vielleicht einen Hinweis darauf, wer der geheimnisvolle Partner Ihres Bruders war«, schlug Ranulf vor. »Es muss ein Einheimischer gewesen sein, wenn er den Schließer als Unterhändler einsetzen konnte.«
Das klang logisch. Ich tauchte aus meinen Grübeleien auf, sah mich um und registrierte Jeffs staunenden Blick, bevor ich den Lord der Gemarkungen anblickte. Ranulf war jedoch so sehr auf Gwynedd konzentriert, dass er die Stirn vor Anstrengung runzelte. Oder vor Schmerz, dachte ich, als ich bemerkte, wie seine Augen leuchteten.
Gwynedd hob die Hand. »Ich habe beide Truhen durchsucht und nichts Ungewöhnliches gefunden, aber Sie können gern selbst nachsehen, wenn Sie wollen. Der Himmel weiß, dass Rolly die Dinge nicht länger braucht, und ich würde die der Metze dem ersten Bettler geben, dem ich begegne.«
»Das wäre sehr interessant«, meinte Jusson. »Vor allem angesichts dieses grünen Kleides.«
Einen Moment funkelten Gwynedds dunkle Augen, und ihre Mundwinkel hoben sich. »Es ist wirklich umwerfend, Euer Majestät. Ich habe nach dem Kleid gesucht, um es zu verkaufen. Dabei habe ich festgestellt, dass wir nicht nur ohne Geld zurückgelassen wurden, sondern dass sie das Kleid und ihren Schmuck mitgenommen hat.« Ihr Lächeln erlosch. »Sie hat alles von Wert mitgehen lassen.«
Dyfrig tröstete Gwynedd erneut, während Chadde Vorbereitungen traf, die Truhen zu durchsuchen und die restlichen Schauspieler zu verhören. Ich dagegen wurde von Laurel abgelenkt, der erneut versuchte, mir Tee nachzuschenken, diesmal
Weitere Kostenlose Bücher