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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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erfolgreich. Ich trank einen Schluck, hielt die Tasse in einer Hand, legte den Ellbogen auf die Lehne des Stuhls, stützte den Kopf in die andere Hand und ließ ihre Stimmen über mich hinwegspülen. Meine Lider wurden immer schwerer.
    »Cousin.«
    Ich zuckte heftig zusammen. Mein Ellbogen rutschte von der Lehne, stieß meinen Stab um, der haarscharf an dem Kohleofen vorbei zu Boden fiel. Ich hielt mich an der Lehne fest, um nicht vom Stuhl zu rutschen, und ruderte mit den Beinen. Meine Tasse flog über Gwynedd hinweg und landete vor Dyfrigs Füßen. Der Tee spritzte vor den Schreibtisch. Gleichzeitig schossen die Flammen fauchend aus dem Kohleofen, woraufhin Laurel zur Seite sprang und dabei etwas von sich gab, das verdächtig nach einem Jaulen klang.
    »Ich bin wach, Sire.« Meine Augen waren jedenfalls weit geöffnet.
    »Das dürften wir jetzt wohl alle sein«, bemerkte Jusson trocken.
    »Diese Flamme war wirklich sehr hoch, Laurel«, meinte Wyln tröstend. »Sie hat Euch doch nicht die Schnurrhaare versengt, oder?«
    Laurel stakste zu dem Kohleofen zurück und stellte den Kessel mit einem vernehmlichen Knall darauf ab. »Statt mich am Schwanz zu ziehen, Zauberer, solltet Ihr Euch lieber um Euren Cyhn kümmern. Hase muss ruhen.«
    »Das stimmt, Meister Katze«, mischte sich Jusson ein, bevor Wyln antworteten konnte. Er legte den Mausschädel auf den Schreibtisch und erhob sich, was uns andere zwang, ebenfalls aufzustehen. »Es war ein sehr langer Tag nach einer sehr kurzen Nacht. Wir brauchen alle etwas Erholung. Wir machen morgen früh weiter.«
    »Ja, Euer Majestät«, meinte Gwynedd. »Aber wo sollen meine Leute und ich bleiben? Trotz Lord Wylns Großzügigkeit ist der Hirschsprung viel zu teuer für uns, und es ist zu kalt, um auf den Feldern zu kampieren.«
    »Wenn Ihr erlaubt, Majestät«, mischte sich Chadde ein. Als Jusson nickte, fuhr sie fort: »Es gibt noch einen anderen Ort, Mistress Gwynedd. Frestons alte Wache. Sie liegt zwar nicht im besten Viertel der Stadt, aber die Herberge ist sauber und ehrbar, die Preise sind annehmbar, und das Essen ist ausgezeichnet.«
    »War das die Herberge, die wir heute Morgen gesehen haben, Friedenshüterin?« Jusson schien plötzlich interessiert. »Drüben am Osttor?«
    »Ja, Euer Majestät.« Chadde machte Platz, damit der König hinter dem Schreibtisch heraustreten konnte. »Die Betreiber haben harte Zeiten durchgemacht, wie alle anderen aus dem Viertel, seit das Tor geschlossen und der Verkehr umgeleitet wurde. Die neuen Besitzer jedoch haben die Herberge wieder zum Leben erweckt.«
    Mein Gesicht glühte, als ich meinen Stab und die Tasse aufhob und letztere auf Dyfrigs Schreibtisch stellte. Dann folgte ich Jusson die Treppe hinab in die Kirche. Sie war leer. Die Schreiber Keeve und Tyle hatten alle hinausgeschickt, um die Abendandacht vorzubereiten. Sie richteten gerade die Bänke ordentlich aus, nachdem sie das Weihrauchfass und die Kerzen bereits auf dem Altar aufgebaut hatten. Rodolfos Leiche blieb hinter dem Altar, aber jemand hatte den bunten Umhang durch ein nüchterneres Tuch ersetzt und die Laternen um die Totenbahre gelöscht, sodass die Leiche jetzt nur noch eine vage Silhouette unter dem dunklen Tuch bildete, von Schatten umhüllt. Trotzdem war der tote Schauspieler zweifellos die Hauptattraktion. Heilige Tage ausgenommen war die Abendandacht eher spärlich besucht, aber jetzt hörte ich bereits das gedämpfte Gemurmel der Menge, die vor dem Portal auf Einlass wartete. Heute Abend waren in der Kirche sicher nur noch Stehplätze frei.
    »Ich komme morgen vorbei und spreche mit Ihnen über die Bestattung Ihres Bruders, Mistress Gwynedd«, sagte Dyfrig, der mit uns zu der Bank ging, wo ich die Mäntel hatte liegen lassen. Die meisten waren weg, weil alle, die uns nicht in Dyfrigs Arbeitszimmer begleitet hatten, schon gegangen waren und ihre Garderoben mitgenommen hatten.
    Beollan wirkte resigniert, als er seinen Mantel hochnahm, aber er war vollkommen trocken. Der Lord von Fellmark hob die Brauen, als er ihn anlegte, und warf mir einen abschätzenden Blick zu.
    »Ja, Euer Eminenz«, erwiderte Gwynedd. Sie hatte ihren verschlissenen Umhang mitgenommen, legte ihn sich jetzt über die Schultern und zog die Schnüre zusammen. »Ich bin da. Wir gehen nirgendwo hin, jedenfalls vorläufig nicht.«
    »Ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns in nächster Zeit irgendwo hingeht«, bemerkte Beollan, der beobachtete, wie sich Ranulf in seinen Pelzmantel mühte. Der

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