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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Jeff und Arlis sich verändert hatten; sie zeigten jetzt unterwürfiges Flehen. Der gleiche Ausdruck spiegelte sich auf den Gesichtern der Königstreuen hinter ihnen. Sie alle hatten die Küche der Herberge genossen. Hilfesuchend sah ich zu Thadro hinüber, doch der Lordkommandeur hatte nur Augen für den Doyen aus Cosdale, der gerade das Portal und die Schwelle des Osttores segnete. Dann richtete ich meinen Blick wieder auf Bertie, der mich mit einem Ausdruck verzweifelter Hoffnung musterte.
    »Ich bin sicher, dass Prinz Suiden das verstehen wird, Zweibaums Sohn«, murmelte Wyln, während Laurel nur zustimmend grollte. Zwei weitere zufriedene Gäste der Herberge.
    Vielleicht fand ich ja eine Möglichkeit, Bertram auf Dauer an die Bergpatrouille auszuleihen. Dann würde Suiden mich nicht auspeitschen lassen, jedenfalls nicht allzu sehr, weil ich ihm seinen Koch weggeschnappt hatte. »Einverstanden«, sagte ich.
    Flavio grinste. »Danke, Mylord. Ihr werdet es nicht bereuen. « Er gab ein Handzeichen, und die Zuschauer bildeten eine Gasse, durch die weitere hünenhafte Männer schritten. Einer schleppte eine riesige Truhe, ein weiterer führte ein stämmiges Bergpony am Zügel. Die anderen trugen große Körbe. Bertram stieg auf das Pony. Seine Augen glänzten vor Aufregung.
    »Die Karren sind dort hinten«, sagte ich und deutete mit der Hand auf die Wagen. Obwohl der Provianttross bereits lange vor Tagesanbruch mit dem größten Teil des königlichen Haushaltes abgefahren war, reisten einige Bedienstete auf leicht beladenen Karren mit uns. Für den Fall, dass Jusson während der Reise ein Schnürsenkel riss.
    Der Hüne mit der Kiste nickte und setzte sich in die angegebene Richtung in Bewegung. Die mit den Körben jedoch gingen weiter auf uns zu. Plötzlich trug der Wind mir verlockende Düfte zu. Ich vergaß unerwartete Köche und verärgerte Hauptleute und sog die Luft ein. Tief.
    »Dies hier soll Euch die Zeit bis zur nächsten Mahlzeit überbrücken helfen, Mylord«, erklärte Flavio. Er wartete nicht auf meine Antwort, was auch ganz gut war, weil ich bereits sabberte. Stattdessen trat er zu seinem Bruder. Er überragte diesen, obwohl der auf seinem Pony saß. »Also, hör auf Seine Lordschaft, Bertie. Tu, was er dir sagt, kapiert?«
    Bertram nickte ernst.
    »Und vergiss nicht, was Mom über scharfe Getränke und schlechte Gesellschaft gesagt hat.«
    Bertram nickte erneut.
    »Wechsle jeden Tag deine Unterhose, sorg dafür, dass dein Bettzeug täglich gelüftet wird, trag in der Sonne immer deinen Hut …«
    Ich folgte der Litanei mütterlicher Ratschläge nur mit halbem Ohr, weil ich zu erkennen versuchte, was sich in den Körben befand. Ich hielt meinen Stab und den Schild in den Händen, andere dagegen waren nicht so gehandikapt. Jeff, Arlis und Laurel nahmen jeder einen Korb, ebenso einige der Königstreuen. Selbst Wyln bekam einen Korb. Er öffnete ihn, und ich inhalierte erneut.
    »Leutnant!«
    Mein Blick zuckte zum Lordkommandeur, der sich im Sattel umgedreht hatte und mich frostig musterte. Bevor er jedoch mehr sagen konnte, johlte die Menge begeistert. Ich sah an ihm vorbei. Die Handwerker trugen gerade die letzten Ziegelsteine ab. Der Doyen aus Cosdale ging durch das jetzt vollständig geöffnete Tor und hob einen Becher mit Wein. Immer noch betend goss er den Wein auf die Schwelle des Tores.
    »Sehr zivilisiert«, erklärte Wyln. Er hatte seine Inspektion des Korbes beendet und verfolgte jetzt die Zeremonie am Tor. »Wir benutzen dafür Blut.« Als er meinen entsetzten Blick bemerkte, fuhr er beruhigend fort: »Von geweihten Tieren oder verurteilten Kriminellen, Zweibaums Sohn. Normalerweise jedenfalls. Obwohl in schwierigen Zeiten auch schon einmal ein Prinz des Reiches auserwählt wird …«
    Sicher. Ich sah zu Thadro hinüber, aber der Lordkommandeur hatte sich bereits wieder umgedreht und blickte nach vorn. Offenbar war der Wein das Zeichen für unseren Aufbruch, denn die Fahnenträger setzten sich in Bewegung. Wir anderen folgten. Die Fanfaren erklangen, die Leute jubelten und schrien, und vom Marktplatz drang das Läuten der Glocken herüber. Der Doyen tauchte immer noch betend einen Ysopzweig in eine Schale mit geweihtem Wasser und besprengte uns damit, als wir an ihm vorbeiritten.
    »Auf Wiedersehen, Bertie!«, überschrie Flavio den Lärm. »Mylord. Gute Reise.«
    Ich blinzelte den Hünen an und sah dann zu Bertie hinab, der auf seinem Pony neben mir hertrabte. Sein Gesicht glühte, als begäbe

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