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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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mit wehenden Fahnen setzte sich der Tross in Bewegung. Wir verließen den Platz durch ein Spalier von Reitern, die ihre Waffen präsentierten, und ritten dann in einer Prozession durch Freston, damit die Massen uns zujubeln konnten. Es war ein sehr langer Tross, als wir mit Pauken und Trompeten die Stadt durchquerten und zum wieder eröffneten Osttor ritten. Dort erwarteten uns bereits Garnisonskommandeur Ebner, Friedenshüter Chadde, die neu ernannten Stadtväter, Garnisonssoldaten und Stadtwachen, die alle die Abkürzung durch Seitenstraßen genommen hatten. Im Torhaus warteten einige symbolische Ziegelsteine darauf, beseitigt zu werden, und ein mir sehr bekannter, tragbarer Altar war zusammen mit einer ebenso bekannten Kiste neben dem Tor aufgebaut. Aber nicht Dyfrig stand daneben. Er hatte die Stadt lange vor Tagesanbruch mit einem weit kleineren Tross verlassen. Der zum Magus mutierte Doyen traf sich am Sitz des Patriarchen in der Königlichen Stadt mit Kirchenoberen. Er wurde von einem beachtlichen Kontingent Königstreuer eskortiert, denn er hatte nicht nur die Artefakte und Geräte aus dem Besitz des in der Hexerei bewanderten Bürgermeisters bei sich, die er in die Obhut des Patriarchen geben wollte. Außerdem führte er eine Kiste mit verfluchtem Gold und Juwelen mit sich, die er an einer besonders tiefen Stelle des Flusses Banson versenken wollte. Mistress Gwynedd befand sich ebenfalls in seinem Gefolge, weil man hoffte, dass oben erwähnte Kirchenoberen der geistig verwirrten Mimin helfen konnten. Oder sie zumindest vor weiteren dämonischen Einflüssen zu schützen vermochten.
    Bürgermeister Gawell und Meister Ednoth dagegen begleiteten Doyen Dyfrig weder zum Sitz des Patriarchen in der Königlichen Stadt noch in die dortigen Verliese. Sie blieben in Freston, das heißt, Teile von ihnen verblieben hier. Nach einem der schnellsten Verfahren, dessen ich je Zeuge geworden war, hatte Jusson angeordnet, ihre Köpfe über das Königstor zu nageln, das sie mithilfe so vieler Betrügereien gebaut hatten.
    Thadro gab einen Befehl, und der Tross kam zum Stehen. Einer der Doyen aus Cosdale trat in vollem Ornat vor und öffnete die Kiste mit den Werkzeugen der Segnung. Ich bereitete mich auf eine weitere Runde von Reden vor, diesmal in Form von Gebeten. Der Wind, der unsere Fahnen und Banner flattern ließ, zupfte zögernd an meinem Zopf. Ich ignorierte ihn und konzentrierte mich auf den Doyen.
    »Lord Hase.«
    Ich wandte mich dem Berg in Menschengestalt an meinem Steigbügel zu. Neben ihm stand ein schmächtiger Junge. Der Junge schien zu glühen. Er hatte hellblondes Haar, leuchtend graue Augen und eine zarte rosafarbene Haut, was alles einen starken Kontrast bildete zu seiner groben Hose, den Stiefeln, dem dicken Hemd und dem schweren Mantel. Ein breitkrempiger Hut und ein mit Quasten verzierter Schal vervollständigten seinen Aufzug. Ich blinzelte unwillkürlich angesichts dieser Vision von Schönheit, die sich für eine mühsame Reise gekleidet hatte.
    »Ich bin Flavio, Mylord«, sagte der Hüne von Mann, »und das ist mein Bruder Bertram. Hauptmann Suiden hat mit Mutter darüber gesprochen, dass unser Bertie zur Armee geht.«
    »Mistress Inga ist seine Mutter?«, erkundigte ich mich erstaunt. Ich hatte zwar kein Problem damit, dass dieser Berg von einem Mann die Wirtin als seine Mutter bezeichnete, aber es fiel mir schwer zu glauben, dass dieses feengleiche Geschöpf neben ihm vom selben Stamm war.
    Flavio grinste. »Ja. Er schlägt unserem Vater nach.«
    Mein Blick zuckte zu Bertram, und ich versuchte mir Mistress Inga mit einem Ehemann vorzustellen, der ihm ähnlich sah. »Verstehe«, flüsterte ich schließlich.
    »Mutter hat eingewilligt, dass Bertie mit Euch geht.«
    »Oh«, antwortete ich. »Gut. Das ist großartig.« Ich drehte mich im Sattel herum und deutete auf die Bergpatrouille am Ende des Zuges. »Hauptmann Suiden ist dort …«
    »Nein, Mylord«, unterbrach mich Flavio. »Sie hat eingewilligt, dass er mit Euch geht.«
    Mein Arm erstarrte mitten in der Bewegung. »Wie bitte?«
    Flavios Blick glitt über meinen Zopf, bevor er sich auf die Schmetterlinge auf meiner Schulter richtete. »Sie sagte, wenn jemand Bertie zeigen könnte, wie man in der Armee zurechtkommt, dann Ihr.«
    »Hat sie das gesagt, ja?« Ich wartete einen Herzschlag lang und runzelte dann die Stirn, als ich keine bissigen Kommentare hörte. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass die ausdruckslosen Mienen auf den Gesichtern von

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