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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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betreten, bis die Bäume sich wieder beruhigt hatten. Jetzt sah ich mich nach dem Feuerwandler und dem Berglöwen um, aber sie waren in dem kontrollierten Chaos verschwunden, das der eintreffende Tross verursachte. Dann drehte ich mich wieder zu dem Mob herum. Die Leute hörten mir zu. »Dem Scheußlichen ist es gelungen, alle zu täuschen, aber er ist nicht unbeschadet davongekommen. « Ich fuhr mit dem Finger von meinem Auge bis zum Mund. »Sein hübsches Gesicht ist ruiniert; er hat eine Narbe, die von hier bis dort reicht.«
    »Das passt zu seinem Charakter«, warf einer der Soldaten ein. Zwei andere kicherten. Die anderen Soldaten jedoch wirkten besorgt, und selbst den Königstreuen und etlichen Bewaffneten war sichtlich unwohl. Dass Slevoic am Leben war, auch wenn er eine Narbe hatte, war weit besorgniserregender als ein toter Slevoic. Arlis dagegen ließ sich nichts anmerken, und auch Jeff schien sich mehr dafür zu interessieren, was zwischen dem Koch und Bertram vor sich ging.
    »Seht ihr, selbst Hase sagt, ich wusste es nicht«, erklärte Ryson. »Ich habe Slevoic nicht geholfen, seinen Tod vorzutäuschen. Und ich habe ihm auch nicht zur Flucht verholfen. Ich habe keinerlei Kontakt zu ihm …« Plötzlich brach er ab, und sein Blick richtete sich auf etwas oder jemanden hinter mir. Im nächsten Moment schien auch er sich nur noch für die brodelnden Kochtöpfe zu interessieren. »Seht nur. Das Essen ist fast fertig.« Damit setzte er sich Richtung Kochfeuer in Bewegung. Jeder seiner Schritte verriet grenzenlose Unbekümmertheit. »Da wir morgen früh zeitig aufbrechen, sollten wir vielleicht jetzt essen.«
    Die anderen hatten dasselbe wie Ryson gesehen und lösten sich bereits auf. Einige schlenderten zu den Kochfeuern, andere verschwanden einfach im Dunkeln. Mein Nacken kribbelte, und ich drehte mich um. Suiden, Javes und Groskin ritten vorbei. Ihre Augen glänzten im Zwielicht in den Farben Drachengrün, Wolfsgelb und Panthergold, während sie die sich zerstreuenden Soldaten beobachteten. Dann richteten sie ihre starren Blicke auf mich. Ich hielt den Atem an, aber die drei blieben nicht stehen. Als sie vorbei waren, seufzte ich und ging zu den Koppeln. Ich hoffte, dass die Hauptleute und der Leutnant verschwunden waren, wenn ich dort ankam.
    »Du hast kein Wort von Slevoics Narbe gesagt«, meinte Jeff. Ich sah ihn an, überrascht, dass er überhaupt etwas sagte, ohne dass ich ihn angesprochen hatte. Dann erst dämmerte mir, was er gesagt hatte. »Ich habe auch dir erzählt …«
    »Nein«, unterbrach mich Jeff. »Hast du nicht. Sir.«
    Ich bedachte ihn mit einem finsteren Blick und bemerkte in dem Moment Arlis’ Miene. Sein gewöhnlich düsterer Ausdruck, mit dem er mich und die Welt betrachtete, war einer besorgten Miene gewichen. »Haben Sie nicht, Hase«, sagte er.
    Ich dachte nach. Es konnte tatsächlich sein, dass ich nichts über Slevoics Narbe hatte verlauten lassen. Damals war ich nicht besonders redselig gewesen. Und genau wie der König hatte ich nicht das Bedürfnis, jetzt damit anzufangen. Dann zuckte ich mit den Schultern. »Wahrscheinlich habe ich gedacht, dass der Zustand von Slevoics Gesicht nicht so wichtig wäre.«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte Jeff, drehte sich auf dem Absatz um und ging davon. Arlis zögerte einen Moment, warf Jeff einen rätselhaften Blick zu und ging dann zu den Kochtöpfen. Ich blieb mit meinem Pferd allein zurück, zuckte die Achseln und setzte meinen Weg zu der Koppel fort, bevor ich mich in die Schlange der Soldaten vor der Essenausgabe einreihte.
    Später schlich ich mich satt und zufrieden von den herunterbrennenden Kochfeuern weg und suchte mir den Weg zu meinem Zelt. Ich nahm mir gerade genug Zeit, mich auszuziehen, bevor ich auf meine Pritsche fiel und sofort einschlief. Ich rührte mich nicht bis zum nächsten Morgen, als mich das Rumpeln des Nachschubtrosses weckte, der zu unserer nächsten Lagerstelle aufbrach. Ich lag auf meiner Pritsche und beobachtete schläfrig die Schatten, die die Laternen an den Karren auf die Zeltwand warfen, als mir ein unbekanntes Geräusch auffiel. Ich war schlagartig hellwach, stützte mich auf einen Ellbogen, ignorierte das Flattern der Schmetterlinge und sah mich suchend im Zelt um. Mein Blick fiel auf die wenig aufregenden Gestalten von Jeff, Arlis und Laurel. Aber da, am Fußende meiner Pritsche … Da ich nichts Genaues erkennen konnte, formte ich vorsichtig einen kleinen Feuerball und ließ ihn hochsteigen, damit er

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