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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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wieder, und ihre mandelförmigen Augen zogen sich vor Belustigung zusammen. »Ich kann mich an ihn erinnern«, meinte sie dann. »Er war immer so viel unterwegs, auf dem Meer, bei Hofe oder bei seinen anderen casimi. Aber wenn er nach Hause kam, bin ich zu ihm gelaufen. Er hat mich hochgehoben und mich auf seine Schultern gesetzt. Ich war so hoch oben, dass ich glaubte, ich könnte fliegen. Meine Mutter machte das nervös … Er war schließlich ein Mann, und was wusste er schon von Kindern? Aber Abbin hat Manon mit einem Kuss beruhigt, und dann war alles gut. Es war alles gut, bis er wieder wegging.«
    Groskin, Ryson und ich rührten uns nicht, als Ihre Hoheit in Erinnerungen an Suidens Leben zu Hause in Tural versank.
    »Eines Tages dann«, fuhr Prinzessin Rajya fort, »kam er nach Hause, und es gab keine Ritte auf seinen Schultern und keine Küsse. Ich warf einen Blick auf sein Gesicht und lief davon, versteckte mich in meinem Zimmer unter meiner Schlafcouch. Aber das nützte nichts. Ich konnte immer noch hören, wie sich Manon und Abbin anschrien. Ihr Streit schien ewig zu dauern, und ich schlief darüber ein. Als ich aufwachte, war er fort, und ich sah ihn nie wieder.« Ihr Lächeln veränderte sich, wurde wieder spöttisch. »Ich habe sehr lange geglaubt, der Grund dafür wäre, dass ich nicht geblieben war, um auf seinen Schultern zu reiten.«
    »Das solltet Ihr ihm sagen, Hoheit«, erwiderte ich schließlich leise, während ich zusah, wie die letzten Lichter in der Stadt erloschen, als die Bewohner endlich ins Bett gingen. Vermutlich spukten noch die Bilder von irgendwelchen Raufereien in ihren Köpfen.
    »Vielleicht mache ich das«, antwortete die Prinzessin. »Falls ich ihn dazu bringen kann, mit mir zu sprechen.« Sie stemmte die Hände auf die Zinnen. »Können Sie mir wenigstens sagen, ob er sich wirklich in einen Drachen verwandelt hat?«
    »Allerdings.« Ich vermutete, dass diese Information öffentlich bekannt war. »Dreimal. Zweimal hier und einmal in Elanwryfindyll.«
    »Oh«, hauchte Suidens Tochter. Munirs Blick wurde noch eindringlicher. »Also ist es wahr. Wie sah er aus?«
    »Schwarz mit goldgeäderten Schwingen, voller Feuer und Rauch«, antwortete ich.
    »Schwarz und Gold, und seine Augen sind grün«, sinnierte die Prinzessin. »Die Farben seines casim. « Sie strich mit den Händen rastlos über den Stein. »Wie hat der Fyrst ihn aufgenommen, als er in Elanwryfindyll war?«
    »Herzlich und mit großem Respekt«, erwiderte ich. »Die Grenzlande begegnen Drachen mit sehr viel …«
    Eine ihrer rastlosen Hände berührte meine, und als ich den Kopf drehte, begegnete ich ihrem dunklen Blick. Ich verstummte.
    Prinzessin Rajya lachte erneut leise auf, und ihr Parfum erfüllte die Luft, drang in meinen Kopf. »Ich versichere Ihnen, das tun wir auch …« Ihre Stimme verklang, als hätte sie jetzt erst bemerkt, wie nah beieinander wir standen. Sie öffnete leicht den Mund, und ihre ebenmäßigen, weißen Zähne schimmerten hinter ihren Lippen. Ihr Atem strich warm und süß über mein Gesicht, als sie den Kopf zu mir hob, und in ihren Augen, die immer größer zu werden schienen, spiegelte sich der Nachthimmel. Ich beugte mich vor …
    Es donnerte, als eine gewaltige Welle gegen die Steine des Ufers prallte. Ich zuckte zusammen und blickte mich nach dem Geräusch um, das viel näher geklungen hatte, als es eigentlich sein konnte. Gleichzeitig schlug der Wind um, und die Parfumwolke verschwand, verdrängt vom salzigen Duft des Ozeans. Ich sah die Prinzessin wieder an und richtete mich mit einem Ruck auf, als meine Lippen fast die ihren streiften. Hastig wich ich zurück und stieß gegen Ryson.
    »Wisst Ihr, es ist schon spät, und ich sollte zurückkehren, bevor man einen Suchtrupp losschickt!«, stieß ich hastig hervor.
    »Einen Suchtrupp?«, erkundigte sich Prinzessin Rajya. »Hält Ihr König Sie an einer so kurzen Leine?«
    Ich blieb stehen. »Sie ist nicht kürzer als die Leine, an welcher der Amir Euch führt, Hoheit«, konterte ich.
    Prinzessin Rajyas herausfordernder Blick wich einem Lächeln, das ihre Augen blitzen ließ, während Munir hinter ihr spöttisch eine Braue hob.
    »Ah.« Die Prinzessin lachte leise. »Ich glaube, ich werde meine Zeit hier sehr genießen.«
    »Das freut mich, Euer Hoheit.« Mir brach der kalte Schweiß aus. Ich trat um Groskin und Ryson herum und wich noch weiter zurück. »Aber jetzt … Es war ein langer Tag.« Viel zu lang.
    »Das war er«, stimmte Prinzessin

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