Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Jusson prompt. »Wir dürfen doch hoffentlich annehmen, dass du nicht verlassen wurdest, weil du die Gastfreundschaft Unseres Gastgebers ausgenutzt hast, Cousin.«
Ich brauchte einen Moment, bis ich verstand, was Jusson meinte. »Nein, Sire«, erwiderte ich errötend. »Wir waren die ganze Zeit über in Gesellschaft.«
»Ob die Dienerschaft nun Anstandswauwau spielt oder nicht, ich bin sicher, dass Berenice vor jedem unerwünschten Annäherungsversuch von Hase sicher ist, Euer Majestät«, mischte sich Thadro ein. »Und vor denen anderer Männer wahrscheinlich auch.«
»Lord Huegon schien von ihr fasziniert zu sein«, gab Jusson zu bedenken. »Andererseits mag er Frauen, die mehrere Bierkrüge tragen können, während sie gleichzeitig bei einer Rauferei noch Köpfe zusammenschlagen können.«
Jussons und Thadros Kommentare bestürzten mich. Berenice konnte zwar nicht mit dem guten Aussehen ihrer Eltern mithalten, aber sie war keineswegs abstoßend. Ganz im Gegenteil. Ich erinnerte mich daran, wie sie sich zu mir gebeugt hatte, an ihr Gesicht im Schatten und an das Funkeln ihrer wundervollen, dunklen Augen. »Sie ist nicht so schlecht, Euer Majestät«, sagte ich, während mein Gesicht sich noch mehr rötete.
»Ich habe schon Schlimmere gesehen«, kam Suiden mir zu Hilfe. »An Sra Berenice ist nichts, dem ein bisschen Stil und Geschmack für Kleidung nicht abhelfen könnten.«
»Na, also, Cousin«, sagte Jusson. »Damit kannst du Lady Berenice den Hof machen. Biete ihr Hilfe bei der Auswahl ihrer Garderobe an.«
»Jawohl, Sire«, antwortete ich schwach.
»Ich weiß nicht, Euer Majestät«, warf Thadro ein. »Die Welt verträgt vielleicht keine zweite Person, die ebenso prachtvoll gewandet ist wie Hase.«
»Ha, allerdings!« Jusson grinste. Er leerte seine Schale, beugte sich vor und schenkte sich nach. »Also, Cousin, erzähl Uns, was Lady Berenice wollte. Und wenn du die Tochter Unserer Gastgeber nicht belästigt hast, warum hat sie dich dann nicht von einem Diener hierherbringen lassen? Hatte das vielleicht damit zu tun, dass du mit einer Luftkugel losgegangen und mit mehreren Feuerkugeln zurückgekehrt bist?«
Jusson, Thadro und Suiden hörten aufmerksam zu, als ich meine Abenteuer von der Promenade berichtete. Ich ging davon aus, dass sie nicht unbedingt wissen mussten, dass Berenice und ich uns fast geküsst hätten, also ließ ich diesen Teil aus und schilderte direkt den Vorfall mit dem akrobatischen Lauscher. Suiden runzelte die Stirn, als Ihre Hoheit in meiner Erzählung auftauchte. Dass ich sie auch beinahe geküsst hätte, überging ich ebenfalls. Die Miene des Hauptmanns verfinsterte sich jedoch deutlich, als ich von Prinzessin Rajyas Fragen berichtete. Aber er unterbrach mich nicht, sodass ich ungestört unser Zusammentreffen mit Kveta schildern konnte, bevor die anderen etwas sagten.
»Das alles ergibt keinen Sinn«, erklärte Thadro, als ich fertig war. »Wir sind vor allem hier, weil Idwal Entschädigung für das gebrochene Eheversprechen von Lady Hilga erwartet und verlangt, dass Hase seine Tochter heiratet. Und selbst wenn er seine Meinung geändert haben sollte, was Lady Berenice ja unverblümt angedeutet hat, warum hat sie Hase dann zu einem vertraulichen Tete-a-tete entführt?«
»Gute Frage«, meinte Jusson. »Eine weitere Frage ist, wer da wen ausspioniert hat und wer eine Entdeckung so sehr fürchtet, dass er es lieber riskiert, sich bei der Flucht den Hals zu brechen?«
»Wir konnten die Person leider nicht genau erkennen, Euer Majestät«, warf ich ein.
»Das haben Wir begriffen«, antwortete Jusson. »Also stellen Wir diese Frage zugunsten einer anderen zurück.« Er sah Suiden an und hob eine Braue. »M’Hlafakyri?«
»Ich habe es vielleicht falsch ausgesprochen«, gab ich zu bedenken.
»Die Aussprache war gut genug«, antwortete Suiden. »Der volle Ausdruck lautet: Hlafakyri i’alDraconi.«
»Drachenlord der Drachenlords?«, spekulierte Jusson.
»Wörtlich übersetzt, ja«, bestätigte Suiden. »Aber Drachenkönig wäre eine bessere Übersetzung.«
»Verstehe«, meinte Jusson.
»Der Titel bedeutet mir nichts, Euer Majestät«, setzte Suiden an.
»Aber er bedeutet Ihrer Hoheit etwas«, gab Jusson zurück. »Es ist zwar nur eine Spekulation, aber Wir würden behaupten, dass er auch dem Amir etwas bedeutet. Und weiterhin würden Wir vermuten, dass er auch einigen Angehörigen der Mannschaft dieses Schiffes etwas bedeutet, die Sie unbedingt sehen wollten.«
Suiden blieb
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