Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
gekommen. »Mein Ratschlag wäre, dass Sie ihn wieder zur Truppe abkommandieren, und zwar nicht zu seiner alten Einheit. Unterstellen Sie ihn Suiden. Javes ist ein guter Hauptmann, aber Suiden hat mehr Erfahrung mit Jungs, die ihr Leben versaut haben. Er wird Arlis auf den richtigen Weg bringen.«
»Genau.« Ryson grinste. »Sehen Sie nur uns an. Früher einmal waren wir als Soldaten das Allerletzte, und jetzt reiten wir mit dem König …«
»Ich werde ihn nicht abkommandieren«, erklärte ich.
Groskin und Ryson blieben auf der Treppe stehen und starrten mich an. Ich blieb ebenfalls stehen. »Sie wollen, dass er Ihnen den Rücken freihält?« Rysons Stimme klang einige Nuancen höher.
Ich erinnerte mich an den Marktplatz von Freston und an Arlis, der vor einem improvisierten Altar kniete, mit rot geränderten Augen und blutigem Schwert. Jeff lag neben ihm, bleich und regungslos; um sie herum all die Toten und Sterbenden, das gedämpfte Wehklagen der wenigen Überlebenden, die ihre Familienangehörigen und Freunde in den Armen hielten, die sie gerade in ihrem Wahn getötet hatten, mit dem der Dämon sie geschlagen hatte. Ich schloss die Augen, sah das Bild aber immer noch vor mir, ebenso lebhaft und frisch wie an dem Tag, als es passiert war.
Ich schüttelte den Kopf, öffnete die Augen und stieg weiter die Treppe hoch. »Ich werde mich selbst um Arlis kümmern«, sagte ich ruhig.
Wir betraten schweigend die Große Halle, wo uns Lady Margriet empfing. Im Gegensatz zu ihrem Ehemann hatte sie sich umgezogen und trug jetzt ein weit schlichteres Gewand als vorher. Sie zeigte nicht, ob der Ruß und die Asche, die man in ihr Haus trug, sie störte. Obwohl sie damit beschäftigt war, leichte Verbrennungen und Prellungen zu behandeln, gab sie einem Bediensteten ein Zeichen, als wir auftauchten. Er kam mit einem Tablett voll dampfender Schalen zu uns. Ich nahm jedoch keine. Das Letzte, was ich jetzt wollte, war noch mehr Glühwein. Offenbar hatte Jusson ebenfalls auf Wein verzichtet. Er stand jedenfalls mit leeren Händen neben Thadro, Idwal und Suiden und unterhielt sich mit ihnen. Während ich sie beobachtete, näherte sich ein anderer Diener der königlichen Gruppe und hielt den Männern ein Tablett hin. Der König schüttelte den Kopf und machte sich auf den Weg zur großen Treppe. Lady Margriet eilte hinter ihm her.
»Soll ich Euch heißes Wasser hinaufbringen lassen, Euer Majestät? «, fragte die Lady. Vielleicht war sie ja doch ein bisschen pikiert.
»Für Uns nicht«, erwiderte Jusson und stieg die Treppe hoch. »Aber für Unsere Königstreuen und Soldaten, falls Sie das wollen. «
Ich folgte Jusson die Treppe hinauf, weil ich mir dachte, dass Finn mir Wasser heiß machen konnte; ich wollte mir zumindest den schlimmsten Ruß abwaschen. Offenbar nahmen nur sehr wenige Leute Lady Margriets Erfrischungen in Anspruch, weil uns eine große Gruppe begleitete. Die Adligen trennten sich an der Galerie von uns, und die meisten Soldaten blieben im Geschoss unter den königlichen Gemächern zurück. Wer jedoch im königlichen Quartier nächtigte, folgte uns weiter die Wendeltreppe hinauf, an deren Ende uns Cais mit einer Verbeugung empfing. Ich seufzte, schnallte mein Schwert ab und wollte in mein Zimmer gehen.
»Einen Moment, Cousin.«
Bei Jussons Worten drehte ich mich um und folgte ihm in seine Räume. Er bedeutete mir mit einem Winken, mich zu setzen, während er mit seinem Haushofmeister redete. Ich setzte mich, lehnte meinen Stab an den Stuhl und wartete, während ich trübsinnig die Schmetterlinge beobachtete, die trotz des Lärms bei unserer Rückkehr immer noch auf dem Kaminsims dösten. Obwohl es längst nicht so laut war, wie es hätte sein können. Ich hatte erwartet, dass die Königstreuen und Diener, die den Soldaten in der Etage unter uns weichen mussten, zu uns nach oben kommen würden, aber zu meiner gelinden Überraschung war von beiden nur die erforderliche Zahl hier. Und weder Jeff noch Arlis befanden sich darunter. Offenbar gaben sich meine Leibwächter immer noch ihren Launen hin. Verärgert wollte ich gerade aufstehen, als die Tür aufflog und Thadro und Suiden hereinkamen. Ich erhob mich, aber ein bisschen schneller als ursprünglich geplant.
»Gut«, sagte Jusson, als er den Lordkommandeur und den Hauptmann sah. Dann ging er zu einem Tablett auf dem Tisch und schenkte eine Schale Tee ein. Statt der dunklen Brühe, die ich erwartet hatte, war der Tee hellgelb, und der Duft von Kamille
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