Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
stumm, stand auf, ging zu dem Tisch und schenkte sich eine Schale Tee ein. Statt zu seinem Stuhl zurückzukehren, blieb er stehen und starrte mit abwesender Miene in die Schale. »Vor zweiundvierzig Jahren, Euer Majestät, bin ich als Bettler an Euren Hof gekommen.«
Jussons harte Miene wurde etwas weicher. »Nach Unserer Erinnerung war das damals etwas anders, Hauptmann Prinz.«
»Als Bettler, Euer Majestät«, beharrte Suiden und sah den König an. »Ich hatte kein casim , keinen Einfluss, kein Geld, und meine einzige Mitgift war der Zorn des Amir. Und dennoch habt Ihr mich aufgenommen, trotz der Proteste des damaligen turalischen Botschafters und gegen den Einspruch Ihrer Majestät Königin Herleve.«
Jusson war sichtlich amüsiert. »Unsere königliche Mutter hat einen ziemlichen Aufstand veranstaltet, stimmt’s?«
»Einen kleinen, Sire«, bestätigte Thadro.
»Der Dienst für Euch ist mein Heim, und Ihr seid mein Lehnsherr«, fuhr Suiden fort. »Wie ich bereits sagte, sind die Wünsche und Bedürfnisse anderer bedeutungslos. Ich habe es gelobt, oder, wie Hase zu sagen pflegt: Sic!«
Einen Augenblick war nur das leise Knistern des Feuers im Kamin zu hören, das sich in dem Summen der Feuerkugeln über meinen Schultern zu wiederholen schien. Trotz der Wärme in dem Raum fröstelte ich. »Sic!«, flüsterte ich.
»Wie bezeugt wurde«, murmelte Thadro. Seine blaugrauen Augen leuchteten.
Jusson lächelte kurz. »Die Unterredung mit Ihrer Hoheit morgen dürfte sehr interessant werden.«
»Ihr trefft Euch nach Eurer Besprechung mit Kveta noch mit Prinzessin Rajya, Euer Majestät?« Suidens Gesicht war ausdruckslos.
»Ja, obwohl sie es noch nicht weiß.« Jusson unterbrach sich und blickte zur Tür. Einen Herzschlag später hörte ich Schritte von mehreren Leuten, die die Treppe hochstiegen. Cais tauchte aus Jussons Schlafgemach auf, ging zur Tür und öffnete sie. Javes stand davor. Der vermisste Hauptmann trat ein und stolperte über die Schwelle, wurde jedoch von den beiden Königstreuen, die die Tür bewachten, aufgefangen, bevor er fallen konnte. Er befreite sich aus ihrem Griff, zog seine Uniformjacke glatt und verbeugte sich. Wobei er fast vornübergefallen wäre.
»Euer Majestät.« Er sprach sehr langsam und deutlich.
»Javes«, begrüßte Jusson ihn. Der König stand auf und ging mit raschen Schritten zur Tür. »Wo haben Sie gesteckt, Mann?«
»Keine Ahnung … irgendwo«, erwiderte Javes. Dann sah er mich an und blinzelte langsam. »Hallo, Hase. Sie sehen schrecklich bunt aus.«
Jussons Sorge schlug in Überraschung um. »Sie haben getrunken. «
»Ich habe über meinen Onkel Jakub geredet«, antwortete Javes. »Der Bruder meiner Mutter, wisst Ihr noch? Nicht der meines Vaters. Onkel Kuba kommt aus dem Qarant, wie Mama. Damas, eine Tochter des Geschlechts. Onkel Kuba auch. Aber ist ein Sohn, keine Tochter. Ist ein wichtiger Unterschied.« Während Javes angestrengt darüber nachdachte, entfernte er sich ebenso behutsam von der Tür, in der jetzt Wyln und Laurel standen. »Habe jemand anderen getroffen. Hab den Kater umgehauen. Tut mir leid, echt leid. War aber trotzdem ein Guter. Hat mir die Treppe hochgeholfen.«
»Wir haben ihn in den Kasernen herumirren sehen, Ehrenwerter König«, erklärte Laurel. »Er hat dort nach seiner Patrouille gesucht.«
»Sie waren nicht da.« Javes wirkte immer noch verblüfft. »Und die Kasernen auch nicht. Hat jemand sie gestohlen?«
»Es gab ein Feuer, das rasch gelöscht wurde, Wolfs Sohn«, antwortete Wyln beruhigend. »Eure Männer sind in Sicherheit. «
»Gut«, nuschelte Javes. »Aber sie können gar nicht schlafen. Ist alles niedergebrannt.« Er runzelte wieder die Stirn, dann hellte sich seine Miene auf. »Sie können bei mir biwakieren. Hab ein Riesenbett und reichlich Platz.«
»Sie liegen bereits in guten Betten«, erwiderte Jusson trocken. »Wohin Sie sich auch schleunigst begeben sollten.«
»Ja, morgen ist ein großer Tag. Konferenzen und was weiß ich noch.« Javes schwankte und versuchte, seinen Blick auf Wyln und Laurel zu konzentrieren, als sie an ihm vorbei in den Saal traten. Er griff nach seinem Lorgnon, verfehlte es aber. »Sie haben morgen auch einen großen Tag.«
»Tatsächlich?«, erkundigte sich Wyln amüsiert.
»Die Wölfin hat Nachrichten für Sie. Fragen Sie Hase, der weiß …« Javes stieß auf und sah sich erstaunt um. »Oh, ich muss schon sagen. Mir ist ziemlich schlecht, was?«
»Das ist nicht sonderlich
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