Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
nicht besonders viel verträgt. « Mein Lächeln wurde schwächer. »Aber wie viel er auch getrunken haben mag, er hatte den Rest nicht bei sich, und Kveta behauptet, dass sie die Flaschen ebenfalls nicht hat. Das bedeutet, dass diese Flaschen irgendwo herumstehen, sodass jeder sie nehmen und einen Schluck trinken kann.«
Diesmal blieb Berenice wie angewurzelt stehen. Sie sah mich beunruhigt an und kaute mit den Zähnen auf ihrer Unterlippe. Dann drehte sie sich um, winkte ihrer Zofe Godelieve zu sich und beauftragte sie rasch, den Verwalter der Burg über die verschwundenen Flaschen zu informieren. Als die Zofe überraschend zügig davongegangen war, schob Berenice ihre Hand etwas fester in meine Armbeuge und ging weiter. Aber der besorgte Ausdruck blieb auf ihrem Gesicht.
»Das hätte uns gerade noch gefehlt, wenn andere Gäste krank würden, ganz gleich, woher der vergiftete Rum stammt«, sagte sie. »Es hat schon genug Katastrophen gegeben, angefangen mit dem Desaster des gestrigen Abends.«
»Auf dem Jahrmarkt scheint es bis jetzt aber keine Zwischenfälle zu geben«, meinte ich. Wieder stieg mir der Duft von der Bude des Bäckers in die Nase, und ich nahm mir vor, später einen Abstecher dorthin zu machen. »Alles läuft sehr gut.«
Berenice seufzte und schüttelte sich unmerklich. »Sie haben recht. Warum nach Ärger suchen? Es ist ein wundervoller Tag …«
»Allerdings«, warf ich ein.
»… mit viel Sonne und genau dem richtigen Maß an Wind …«
»Genau«, bestätigte ich erneut.
»… und ich kann mich gleich meinem Lieblingssport widmen. «
»Das können Sie tat… Moment mal, wie bitte?«
Berenice zog mich lachend zu der Stelle, wo Bögen in verschiedenen Größen und Formen von dem Bogenmeister der Burg beaufsichtigt wurden. Ich erwartete, dass Berenice sich einen hübschen Kurzbogen aussuchen würde, stattdessen jedoch wählte sie einen Langbogen, der fast so groß war wie sie selbst. Sie spannte ihn mit lässigem Können und überraschender Kraft. Dann ging sie zu den Pfeilen und suchte mit prüfendem Blick einen aus.
»Ich …«
Jeff und Arlis hatten geschwiegen, während wir über den Markt geschlendert waren, aber jetzt hörte ich unverkennbares Kichern aus ihrer Richtung.
»Hat Mylord eine Vorliebe?«, erkundigte sich der Bogenmeister.
Das Kichern verstärkte sich, und als ich einen Blick über die Schulter warf, stellte ich fest, dass nicht nur meine Leibwächter wie Idioten grinsten, sondern auch Berenices Bediensteter sichtlich feixte. Ich seufzte. »Was immer Sie empfehlen …«
»Ist das ein privater Wettbewerb, oder kann ich mitmachen? «, erkundigte sich Prinzessin Rajya.
Zum Teufel! Ich drehte mich in die andere Richtung. Und sah nicht nur Ihre Hoheit, sondern auch Jusson, Thadro, Wyln, Suiden, Lady Margriet, etliche Aristokraten sowie mindestens zehn turalische Soldaten und Königstreue. Lord Idwal und Kveta dagegen waren nicht darunter, und als der Bogenmeister mir einen Bogen in meine plötzlich gefühllosen Hände drückte, fragte ich mich, warum ich mich nicht lieber auf die Suche nach den verschwundenen Rumflaschen gemacht hatte.
»Ihr schießt, Euer Hoheit?«, erkundigte sich Berenice.
Prinzessin Rajyas Zähne blitzten, als sie lächelte. »Ein wenig. «
Berenices Zähne waren ebenso weiß, als sie das Lächeln erwiderte. »Wie wäre es dann mit einem friedlichen Wettkampf zwischen uns dreien …«
Wyln tauchte neben mir auf. »Kann bei diesem Wettkampf jeder mitmachen?«
Prinzessin Rajya und Berenice sahen den Elf verblüfft an. »Also …«, begann Berenice.
»Gut.« Wyln warf einen Blick auf den Bogen, den man mir gegeben hatte. Er hob eine Braue, nahm ihn mir aus der Hand und gab ihn dem Bogenmeister zurück. Dann betrachtete er prüfend die anderen Bögen und suchte einen für mich aus, bevor er selbst einen auswählte. »Drei Versuche, Hase und ich gegen Prinzessin Rajya und Euch, Ehrenwerte Berenice, einverstanden? «
Berenice holte tief Luft, atmete aus, und ihre Mundwinkel hoben sich. »Das klingt ausgezeichnet, Lord Wyln.«
Nach einer kurzen Diskussion beschlossen wir, dass die beiden Frauen zuerst schießen sollten und dass Berenice den Wettkampf eröffnete. Sie pflanzte die Pfeile vor sich in den Boden und stellte sich in der verabredeten Entfernung vor dem Ziel auf, das weit entfernt vor einem Apfelbaum stand. Dann hob sie ihren Bogen und spannte die Sehne. Die Muskeln in ihrem Arm zeichneten sich deutlich unter dem Stoff ihres Kleides ab,
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