Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Handgelenken und dem Klacken von Metallringen und Knochen, die sie in ihr Haar geflochten hatten, akzentuiert wurde, zusätzlich untermalt von dem Klingeln der Glöckchen, Muscheln und Perlen um ihre Knöchel. »Man weiß nie, was einen erwartet, wenn man um eine Ecke biegt.« Sie sah mich an. »War es dort auch so, wo Sie aufgewachsen sind?«
»Ja und nein«, begann ich.
»Ach, ich liebe Ihre ausweichenden Antworten!«
Ich lächelte und blickte zu einer Gruppe der Schiffsmannschaft aus den Grenzlanden, die sich um eine der Buden scharte. »In meinem Weiler lebten zwar viele verschiedene Rassen, aber es ging dort eher … ein bisschen engstirnig zu.«
»Tatsächlich?«, erkundigte sich Berenice. »Nach all den Geschichten, die ich über die wilden Grenzlande gehört habe, hätte ich das nicht erwartet.«
»Wenn ein bestimmtes Verhalten nicht bereits von jemandes Ururgroßvater eingeführt worden war, galt es als neumodisch und von daher verdächtig«, antwortete ich. »Die Leute hatten eine sehr klare Meinung davon, wie die Dinge ›richtig‹ gemacht werden mussten. Was einige Ratssitzungen des Weilers ausgesprochen interessant gestaltete.« Der ansässige Doyen ging mit einem Anwohner der Stadt an uns vorbei. Sie hatten beide Becher mit heißen Getränken in der Hand, und die Spuren der letzten Nacht waren noch deutlich in ihren Gesichtern zu erkennen. »Wo wir gerade von Eltern sprechen … Ist es Ihnen gestern Nacht gelungen, ohne Schwierigkeiten in Ihr Gemach zurückzukommen?«
»Ja«, gab Berenice zurück, während sie Wyln und Kveta nachschaute, die durch die Menge schlenderten. Ich fragte mich beiläufig, ob Kveta jetzt endlich ihre Botschaften weitergab. Jedenfalls war der Wölfin nicht anzumerken, dass sie ebenfalls etwas von dem zu sich genommen hatte, was Javes getrunken hatte; sie wirkte gesund und munter, und ihr dickes, glänzendes Winterfell sträubte sich ein bisschen im Wind.
»Und Sie, Mylord? Wie ist es Ihnen mit Prinzessin Rajya ergangen? «
Ich warf einen kurzen Seitenblick auf Berenices sittsames Gesicht, während ich mich bemühte, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen. »Ich bin kurz nach Ihnen ebenfalls gegangen.« Nur leider nicht früh genug.
»Verstehe.« Berenice blickte in eine andere Richtung. »Wie es aussieht, scheint Ihre Hoheit da weitermachen zu wollen, wo sie gestern Nacht aufgehört hat. Sie kommt auf uns zu.«
Ich kämpfte gegen meine aufsteigende Besorgnis an und drehte mich um. Prinzessin Rajya kam tatsächlich auf uns zu. Ihr Wams schimmerte in einer Palette von Herbstfarben, darunter trug sie eine Hose aus einem dunklen Orange. Um ihren Hals lag ein Goldreif, der aus geflochtenem Golddraht zu bestehen schien. An ihren Ohren baumelten dazu passende Ohrringe. Munir ging neben ihr. Er hatte seine graue Robe gegen eine saphirblaue eingetauscht, die mit silbernen Runen und Symbolen bestickt war. Darüber trug er einen dicken schwarzen Mantel, dessen Kapuze er zurückgeschlagen hatte, sodass sein kahler Schädel und die fließenden Tätowierungen zu sehen waren, die auch in dem Blau seiner Robe leuchteten. Der Hexer und die Prinzessin boten einen spektakulären Anblick, und die Menge bildete wohl eher deshalb als wegen der turalischen Leibwache Ihrer Hoheit eine Gasse. Wyln blieb stehen und musterte den Hexer scharf; Munir erwiderte seinen Blick gelassen. Dann sah er mich an, und sein Blick zuckte zu den Luft- und Feuerkugeln, die über meinen Schultern schwebten. Er lächelte und nickte, doch in diesem Moment marschierte Hauptmann Suiden mit Jusson und Lord Thadro vorbei. Sie wurden von Lord Idwal und Lady Margriet eskortiert. Prinzessin Rajya änderte sofort ihre Richtung und näherte sich mit entschlossener Miene ihrem Vater. Ihre Leibwache folgte ihr auf dem Fuß. Munir jedoch wurde von dem Manöver überrascht. Er zögerte einen Moment und blickte zwischen Suiden und mir hin und her, bevor er Ihre Hoheit begleitete.
»Noch mal davongekommen«, sagte Berenice leise.
»Ich bin sicher, dass Ihre Hoheit wieder auf uns zurückkommen wird«, erwiderte ich ebenso leise. Ich dachte mir, dass es besser wäre, woanders zu sein, wenn sie das tat, und sah mich suchend nach einem sicheren Ort um. Im Schwertring kämpften zwei von Idwals Bewaffneten mit stumpfen Schwertern gegeneinander. Sie waren nicht schlecht, und ich sah ihnen einen Moment zu. Doch dann fiel mir eine Person im Schatten auf der anderen Seite des Rings auf. Sie trug unauffällige Kleidung, hatte helle, glatte
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