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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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»Ich war nett zu ihr«, sagte er leise.
    »Archie«, bat Henry. »Du musst jetzt reinen Tisch machen. Hat Gretchen mit dir Kontakt aufgenommen?«
    Archie blickte zu Boden, um zu sehen, ob das Handy aus dem Bett gefallen war. Es war nicht da. »Nein«, sagte er.
    Henry nagte an seiner Unterlippe, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Das Plastik ächzte unter seinem Gewicht. »Debbie ist gestern Abend abgereist«, sagte er und taxierte Archie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Sie und die Kinder. Zu einem ausgedehnten Urlaub. Sie hat mich vom Flughafen aus angerufen.«
    »Sie konnte einen Urlaub gebrauchen«, sagte Archie.
    »Klar«, sagte Henry. »Es ist reiner Zufall, dass sie unmittelbar nach einem Besuch bei dir abgehauen ist.« Er zögerte und kratzte sich im Nacken. »Was ich nicht verstehe, ist, dass nicht alles für dich ist.« Er sah Archie an. »Was immer sie da draußen treibt. Es gibt keinen Zusammenhang.«
    Natürlich. Archie war so auf die Ereignisse auf der Station konzentriert gewesen, dass er den größeren Zusammenhang aus den Augen verloren hatte. Der Parkplatz. Pittock Mansion. Das leer stehende Haus. Augäpfel und alte Leichen. Gretchen tat nichts ohne Plan. Vielleicht sollte Archie hinter diesen Plan kommen. Vielleicht bestand darin das Spiel.
    »Habt ihr den Kopf schon identifiziert?«, fragte Archie.
    »Nein«, sagte Henry. »Männlich. Man hat ihm die Augen entfernt. Der DNA-Test wird ein paar Tage dauern, aber die Blutgruppe stimmt mit einem der Augenpaare von dem Parkplatz überein. Robbins glaubt, dass der Bursche schon ein paar Jahre tot war. Er glaubt, irgendwer hat seine Augen in Formaldehyd aufbewahrt.«
    Es ergab keinen Sinn.
    »Der unbekannte Tote, den Susan gestern gefunden hat.« Henry hielt inne. »Robbins hat mich angerufen. Seine Augen wurden entfernt und ersetzt. Die in seinen Augenhöhlen waren anscheinend ein paar Jahre alt.«
    »Lass mich raten«, sagte Archie. »Sie waren in Formaldehyd eingelegt.«
    »Gretchen hat offenbar eine kleine Augapfelsammlung. Die Leute sammeln alles Mögliche, Einhörner, Gürtelschnallen …« Er spreizte die Finger. »Du hast Glück, dass sie dir nur die Milz genommen hat.«
    »Stimmt«, sagte Archie. »Sie hätte auch mein Einhorn nehmen können.«
    Henry lachte nicht.
    Archie konnte jetzt die Sonne von seinem Bett aus sehen, ein orangefarbenes Kreissegment über dem Horizont. »Sie wollen, dass ich verschwinde, nicht wahr?«, sagte Archie.
    Henry stand auf. »Sie sind um die Sicherheit der Patienten besorgt. Dich eingeschlossen.« Er klappte seine Brille zu, hakte sie im Hemdkragen ein und ließ das Notizbuch in die Tasche seiner Jeans gleiten. »Du kannst bei mir wohnen. Vorübergehend. Bis uns etwas anderes eingefallen ist.«
    Eine hübsche gepolsterte Zelle in New Hampshire vielleicht.
    Henry trat vor Archie und schielte auf ihn hinab. Seine breite Brust hob sich mit einem tiefen Seufzer. »Sag mir, dass wir ihr nicht direkt in die Hände spielen.«
    Archie wusste, was er meinte: Gretchen bringt George dazu, Courtenay zu töten, weil sie weiß, dass das Krankenhaus dann Archie auffordern muss zu gehen.
    »Ich bin nicht derjenige, der in Gefahr ist«, sagte Archie.
    »Gut«, antwortete Henry. »Ich kann dich nämlich nicht beschützen.« Er verschränkte die Arme und warf einen langen finsteren Blick auf Archie. »Wenn du Kontakt zu Gretchen hättest – wenn sie einen Weg gefunden hätte, mit dir zu kommunizieren, oder wenn du andere Informationen hättest, die für die Ermittlung nützlich sein könnten« – er senkte das Kinn und zog eine Augenbraue in die Höhe – »könnte ich einige Ressourcen vielleicht neu verteilen.«
    Archie nickte. Er kannte Henry seit fünfzehn Jahren. Henry hatte mitgeholfen, ihn wieder gesund zu pflegen, hatte über seinen Tablettenkonsum hinweggesehen und ihn überredet, wieder zu arbeiten. Er war derjenige gewesen, der Archie in die Psychiatrie gefahren hatte und während der Aufnahme bei ihm gesessen war. Er hatte sich mit viel mehr herumgeschlagen, als gut für ihn war, und Archie wusste es. Dennoch sagte er nichts.
    Henry sah auf die Uhr und schaute dann einen Moment aus dem Fenster. »Ich muss ein paar Anrufe erledigen«, sagte er. »Rosenberg ist unterwegs hierher, um deine frisch gewonnene geistige Klarheit amtlich zu besiegeln.«
    Einfach so. Zurück ins Leben. »Was unternehmt ihr, um Gretchen zu finden?«, fragte Archie.
    »Wenn du deinen ganzen persönlichen Scheißdreck hinter dir lassen

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