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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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und wieder Polizist sein willst, werde ich dich mit Freuden ins Bild setzen«, sagte Henry. »Bis dahin bist du Zivilist. Und deine Aufgabe besteht darin, am Leben zu bleiben.« Er begann wegzugehen, dann schien er es sich anders zu überlegen und drehte sich noch einmal um. »Ich weiß, du verheimlichst mir etwas«, sagte er.
    Archie bewegte sich nicht.
    Henry sah ihn noch einen Moment an, dann machte er kehrt und verließ den Raum.
    Im nächsten Moment ließ sich Archie auf Hände und Knie fallen und schaute unter sein Bett. Kein Handy. Er stand auf und strich mit der Handfläche über den Bettbezug, um einen verräterischen Buckel zu erspüren. Nichts.
    Es war fort.
    Archie sank am Fuß des Betts auf den Boden. Seine einzige Verbindung zu Gretchen, und er hatte sie verloren.
    Er saß immer noch auf dem Boden, als Frank mit einem Fleck Eidotter auf dem Pyjama ins Zimmer geschlurft kam.
    Er sah Archie nicht an. Sagte nicht Hallo. Erwähnte den Umstand nicht, dass zwei Leute vor wenigen Stunden auf der Station gestorben waren.
    Frank.
    Archie stand auf und ging an Franks Bett vorbei in ihr gemeinsames Badezimmer. In dem Bad gab es nichts außer einer Dusche, einem an die Wand geschraubten Waschbecken, einer Toilette und einem Metallspiegel. Keine Badewanne. Debbie hätte es gehasst.
    Archie stand eine Minute mit den Händen in den Hüften und klopfendem Herzen im Badezimmer und wartete. Dann schaute er zu dem Metallspiegel auf und sagte zu seinem eigenen verzerrten Spiegelbild. »Hey, Frank. Schau dir das mal an.«
    Frank war ein großer, schwerer Kerl, aber er war schlaff. Sobald er ins Bad spaziert kam, schlug Archie die Tür mit einem Fußtritt zu, packte ihn an den Schultern und stieß ihn gegen die Wand. Frank verdrehte die Augen in Richtung Tür.
    Es gab keine Überwachungskameras in den Badezimmern. Es würde ein paar Minuten dauern, bis jemand nachschauen kam. Vielleicht länger.
    Archie drückte mit seinem ganzen Gewicht gegen Frank und senkte die Stimme zu einem Knurren. »Wo ist es?«, sagte er.
    Auf Franks Stirn standen bereits Schweißperlen. Er zog das Kinn ein kleines Stück zurück. »Was?«, fragte er.
    »Das Telefon«, zischte Archie. »Es war in meinem Bett. Und jetzt ist es weg.« Er beugte einen Ellbogen und drückte den Unterarm gegen den Dotterfleck auf Franks Brust. »Was hast du damit gemacht?«
    Franks Mund ging auf, und die Zungenspitze presste sich zwischen den Lippen hindurch. »Ich kriege keine Luft«, sagte er.
    Er hatte echte Angst, und Archie ließ ein bisschen locker. Er wollte Frank einschüchtern, aber keinen Anfall auslösen. Archie schob den Mund direkt an Franks Ohr. »Ich brauche dieses Handy«, sagte er. »Es ist wichtig.«
    Frank sah ihn ängstlich an. »Ich wollte nur meine Schwester anrufen«, sagte er. Er gestikulierte in Richtung Badezimmertür. »Es ist in meiner untersten Schublade«, sagte er. »Nimm es.«
    Archie ließ ihn los, und Frank rutschte ein Stück an der Wand entlang.
    »Es tut mir leid«, sagte Archie.
    Er ging zu Franks Kommode und fand das Handy unter einem Stapel ordentlich gefalteter Unterhosen. Archie sah zu der Sicherheitskamera hinauf. Sie kümmerte ihn nicht. Man würde ihm das Handy nicht wegnehmen. Er ging sowieso.
    Dann ging Archie zum Eingang des Badezimmers zurück.
    Frank lag zusammengerollt auf dem Boden.
    »Hast du überhaupt eine Schwester, Frank?«, fragte Archie.
    Frank antwortete nicht.

_ 24 _
    Sarah Rosenberg trug eine schwarze Caprihose, Flip-Flops und ein weißes Hemd über einem grauen T-Shirt. »Ich bin mit alledem nicht einverstanden«, sagte sie.
    Archie packte. Es würde nicht lange dauern. Seine Bücher allein machten die halbe Reisetasche aus. Er verstaute die Toilettenartikel in der Außentasche und leerte nun gerade die Kommodenschubladen eine nach der anderen in die Tasche.
    Rosenberg sah sich um. »Wo ist Frank?«, fragte sie.
    »Morgendliche Gruppensitzung«, sagte Archie. Er raffte einen Armvoll Socken zusammen und warf sie in die Tasche. In Wahrheit wusste er nicht, wo Frank war.
    »Ich möchte abreisen«, sagte er zu Rosenberg. Er konnte es ebenso gut offiziell machen.
    Rosenberg schloss die Zimmertür. »Gestern sagten Sie noch, Sie seien eine Gefahr für sich selbst.«
    Archie dachte an Courtenay, die in ihrem Bett verblutet war. »Wie sich herausstellt, bin ich aber eine Gefahr für andere«, sagte er.
    Rosenberg setzte sich auf die Bettkante und schlug die Beine übereinander. »Wenn Sie immer noch Hilfe brauchen,

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