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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Geräusche des Gebäudes und das Schlagen ihres Herzens zu achten und sich an den Weg zu erinnern, auf dem sie hereingekommen waren – und der sie andersherum wieder hinausführen würde.
    Sie ertastete Rohre und erinnerte sich, an ihnen vorbeigekommen zu sein. Sie war nahe dran. Dann streifte ihre Hand etwas. Sie blieb stehen und fuhr mit beiden Händen an der Wand entlang. Metall. Eine Türklinke. Das Treppenhaus. Sie drückte die Klinke, stieß die Tür mit der Schulter auf und schlüpfte hindurch. Sie zog die Tür hinter sich wieder zu.
    Die Dunkelheit war von anderer Art. Susan konnte die Umrisse ihres Körpers ausmachen, die Neigung der Treppe und an deren Ende eine weitere Tür. Diese war nicht vollkommen luftdicht, und durch die kaputten Dichtungen schien milchiges, wunderbares Licht. Oben im Flur brannten Lampen.
    Sie rannte die Treppe hinauf und in die von Neonlicht erhellte weite Fläche voller lackierter Kaffeetische, Schränkten und Wandschirme aus Papier. Sie blieb nicht stehen. Sie lief immer weiter. Durch die Tür in die Nacht hinaus und mitten auf der wie ausgestorbenen Straße bis zu ihrem Auto.
    Erst dann kam ihr zu Bewusstsein, dass sie keine Wagenschlüssel hatte.
    Sie war ausgesperrt. Und sie konnte nicht umhin zu denken, dass das Schicksal sie bestrafte, weil sie diesen beschissenen Beauty-Killer-Schlüsselanhänger gekauft hatte.
    Sie legte den Kopf an das Dach des Saab und kämpfte gegen Tränen.
    Er zählt auf dich.
    Sie hatte einmal einen Artikel über einen Autodieb geschrieben. Mit sechzehn hatte er bereits zweihundert Autos gestohlen. Sie begann um den Wagen herumzugehen, auf der Suche nach etwas, das ihr helfen würde hineinzukommen.
    Um in einen Wagen einzubrechen, braucht man einen Türstopper aus Gummi, einen Kleiderbügel aus Draht und ein Gummiband. Man biegt den Kleiderbügel gerade und macht einen Neunzig-Grad-Knick an einem Ende hinein. Dann wickelt man das Gummiband um die Spitze. Den Türstopper in den Türspalt rammen, damit man den Draht einführen kann. Wenn der Türstopper zu groß ist, erst ein kleineres Plastikteil hineinzwängen. Dann den Draht durchschieben und mit der Gummispitze auf den Entriegelungsknopf auf der Innenseite der Tür drücken.
    Man lernte eine Menge, wenn man Features für eine Zeitung schrieb.
    Das meiste davon war nutzlos.
    Susan hob ein Stück Randstein auf, das abgebrochen war, und schleuderte es in das Beifahrerfenster ihres Wagens.
    Die Scheibe zerbrach und ließ Glasperlen ins Wageninnere regnen. Susan langte hinein, sperrte den Wagen auf und holte das Handy aus dem Handschuhfach, das Jack Reynolds Archie gegeben hatte.
    Sie rief die Notrufnummer an.
    Und sie rief Henry an.
    Diesmal rief sie nicht bei der Zeitung an.

_ 42 _
    Susan sank tief in den Fahrersitz und wartete, wie es ihr Henry befohlen hatte. Sie hatte das Glas größtenteils von ihrem Sitz geräumt und ein paar verirrte Brocken von ihrem Top geschüttelt. Es war dunkel unter der Brücke. Susan wünschte, sie hätte in der Nähe einer Laterne geparkt. Der Wagen wackelte, wenn oben ein LKW vorbeifuhr. Beinahe war sie dankbar, als sie das Heulen der Sirenen hörte, das sich näherte.
    Susan reckte den Kopf. Polizisten fielen über das Lagerhaus her wie Kunden am ersten Tag des Schlussverkaufs über ein Billigkaufhaus. Sie gingen durch alle Türen gleichzeitig rein.
    Sie rutschte wieder tiefer, bis ihr Kopf auf Höhe der Gangschaltung war. Sie griff sich eine alte Papierserviette, die seit zwei Wochen auf dem Wagenboden lag, und drückte sie an ihre Wange. Sie roch nach Ketchup.
    Noch mehr Sirenen waren zu hören. In Susans Rückspiegel blinkte es rot, weiß und blau.
    »Bleiben Sie in Ihrem Wagen, bis ich da bin«, hatte Henry zu ihr gesagt. »Versprechen Sie es.«
    Susan fummelte am Türgriff.
    Aber alle diese Polizisten wussten nicht, wo Archie war. Sie schon.
    Was also tun? Einfach ins Gebäude rennen und die ganze Sache erklären? Sie versuchte, sich das Szenario vorzustellen. Es endete damit, dass sowohl sie als auch Archie wegen unerlaubten Betretens verhaftet wurden. Und was, wenn Archie den Kerl am Ende tatsächlich geschnitten hatte? Wie würden sie das erklären?
    Scheiße.
    Sie blickte auf das Telefon in ihrer Hand. Sie hatte die Polizei von dem Handy aus angerufen, das Archie von einem Drogendealer bekommen hatte.
    Vielleicht nicht der schlaueste Schachzug.
    Sie griff in das Handschuhfach und kramte das andere Gerät hervor, das sie Archie dort hatte verstauen sehen.
    Das

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