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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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»Ich hasse es, dass du das sehen musst.« Sie küsst ihn auf die Wange, dann nimmt sie ihn an der Hand und führt ihn zu einem Sessel. Er setzt sich, und Gretchen sinkt vor ihm auf den Boden. Sie nimmt einen seiner Füße und zieht ihm die nasse Socke aus.
    Sie fährt mit den Fingern über seinen nackten Fußrücken, bis zur Spitze des großen Zehs. »Du hast schöne Füße«, sagt sie.
    Er weiß, dass sie lügt – seine Füße sind blass und voller Hornhaut, mit entzündeten Fußballen.
    »Anne glaubt, dass du recht hast«, sagt er. »Mit der Möglichkeit, dass der Mörder eine Frau ist.« Selbst in einem Augenblick wie diesem kehren seine Gedanken immer wieder zur Arbeit zurück. »Wenn es eine Frau ist, glaubt Anne, könnte sie Hilfe haben. Sie sagt, dominante Serientäter nehmen sich manchmal Partner mit weniger starker Persönlichkeit.«
    »Nicht Partner«, sagt Gretchen und schält ihm den anderen Socken vom Fuß. »Ich habe die Literatur gelesen.« Sie wirft den Socken auf den Boden. »Es sind eher Lehrlinge.«
    Archie zuckt mit den Achseln. »Henry hält es für totalen Quatsch«, sagt er. »Es stellt alles in Frage, was wir über Serienmörder wissen. Laut Lehrbuch sollten es pummelige vierzigjährige Weiße mit einem Mutterkomplex und einem Kastenwagen sein.«
    »Vielleicht sind das nur die, die erwischt werden«, sagt Gretchen und klettert auf seinen Schoß. Sie macht es sich bequem, aber dann blickt sie plötzlich nach unten und lächelt. »Du bist schon startklar erschienen?«, sagt sie und zieht eine Augenbraue verführerisch hoch.
    »Das ist meine Waffe«, sagt Archie.
    »Deine Waffe«, sagt Gretchen und klopft auf das Lederhalfter rechts an seinem Gürtel, »ist hier.«
    Sie schnallt das Halfter los und legt es auf den Beistelltisch neben dem Sessel.
    Dann greift sie in seine Hosentasche, zieht sein Handy, seine Schlüssel und das kleine Notizbuch für unterwegs heraus und legt alles neben die Waffe.
    Sie lässt die Hand in die andere Hosentasche gleiten und zieht sie mit einem Paar Latexhandschuhen wieder heraus.
    »Die brauche ich, wenn ich Beweismittel anfasse«, erklärt Archie.
    »Mhm«, sagt sie. Sie wirft die Handschuhe zu den übrigen Sachen auf den Tisch, dann öffnet sie die Schnalle seines Gürtels, fädelt ihn aus den Schlaufen und lässt ihn auf den Boden fallen.
    Der Gürtel war ein Geschenk von Debbie.
    Was tat er hier?
    Archie nimmt Gretchens Gesicht sachte in die Hände. Seine Stimme ist heiser vor Verzweiflung. »Wir müssen reden«, sagt er. »Ich kann so nicht weitermachen.«
    Sie zwingt seine Knie auseinander und gleitet zwischen ihnen nach unten, zurück auf den Boden vor ihm. Er hält sie nicht auf. Sie haben das früher schon gemacht. Aber er ist immer noch wie gebannt. Er kann sein Glück nicht fassen, dass eine Frau wie sie ihn will.
    Sie knöpft seine Hose auf und öffnet den Reißverschluss, und ihr Gesicht verschwindet unter dem Wirrwarr von blondem Haar, als sie den Kopf in seinen Schoß sinken lässt.
    Der Regen hört auf. Archie legt den Kopf in den Nacken und schließt die Augen.

_ 41 _
    Jemand hatte die Lichter ausgemacht. Als Susan in den Gang geflohen war, war sie auf eine tintenschwarze Wand gestoßen. Sie hatte noch nie eine solche Dunkelheit erlebt. Eine Sekunde lang stand sie starr da und wusste nicht, was sie tun sollte. Dann lief sie nach links und fuhr mit der Hand an der Betonwand entlang. Die Wand fühlte sich kühl an und löchrig, wo Betonbrocken im Lauf der Jahre herausgefallen waren. Sie konzentrierte sich darauf, um nicht von der Dunkelheit eingehüllt zu werden.
    In all der Schwärze war es entsetzlich laut. Rohre klapperten, Wasser gurgelte. Das Klatschen ihrer Stiefel auf dem Beton. Sie konnte ihr Herz schlagen hören und ihr Gesicht pochen. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie so laut geatmet. Jedes Geräusch war jemand, der ihr folgte, der ihr die Hand auf die Schulter legen, ihr den Kopf zurückreißen und ihr die Kehle aufschlitzen würde.
    Sie hörte eine Stimme in ihrem Kopf. Die Stimme klang stark wie die von Archie.
    Geh einfach weiter.
    Keine Panik.
    Finde hinaus. Ruf Hilfe.
    Ihr Handy war in ihrer Handtasche im Kesselraum, zusammen mit ihrer chemischen Keule. Aber Archie hatte sein Handy in ihr Handschuhfach gelegt.
    Susan schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Bewegung ihrer Hand entlang der Wand. In der dunklen Leinwand ihrer Augenlider lag ein Trost. Es war ihre Dunkelheit. Sie zwang sich, klar zu denken, nicht auf die

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