Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
Vom Netzwerk:
Archie leicht an, und der pendelte und musste gegen den Drang ankämpfen, sich zu übergeben. »Der Trick besteht darin, das Gewicht gleichmäßig zu verteilen«, fuhr der Maskenmann fort. »Sonst reißt einem die Haut auf.«
    Archie spürte, wie er die Aufhängung überprüfte. Sein Körper brannte bei jeder Berührung.
    »Die Haken sind an Nylonschnüren befestigt«, sagte der Maskenmann. Er kam wieder nach vorn. Archie konnte seine nackten Füße sehen. »Die Schnüre sind mit einem Flaschenzug verbunden, den ich bediene.« Archie spürte, wie er zehn Zentimeter weiter vom Boden fortgehoben wurde. Der Schmerz, als die Schwerkraft sich den Haken widersetzte, war verblüffend. Er überwältigte ihn. »Ich musste dich ausziehen«, sagte der Maskenmann. »Wegen der Haken. Tut mir leid.«
    Archie grimassierte durch seinen Schmerz. »Du machst mich allmählich ganz schön sauer.«
    Der Maskenmann streckte die Hand aus, legte sie auf Archies Schulter und stabilisierte ihn. »Atme aus«, sagte er freundlich. »Ich glaube, wenn du dich entspannst, wird es dir gefallen.«
    »Das hast du nicht aus Gretchens Spielanleitung«, sagte Archie.
    »Ich improvisiere.«
    »Lass mich Jeremy sehen«, sagte Archie.
    Der Maskenmann kauerte wieder neben Archies Kopf nieder. »Er versteht dich«, sagte er und nickte bedächtig. »Ich glaube, er kann dir helfen, wenn du ihn lässt.«
    »Ich dachte, es wäre eher andersherum«, sagte Archie.
    Der Mann fummelte an der Aufhängung über Archies Kopf. »Ihr habt viel gemeinsam.«
    »Lass mich ihn sehen«, sagte Archie. Archie hatte Jeremy immer gemocht. Er war ein merkwürdiges Kind gewesen. Ein ruhiges Kind. Er war von Gretchen Lowell entführt worden. Er hatte höchstwahrscheinlich die Folter und Ermordung seiner Schwester mit angesehen. Archie hatte Jeremys Behauptungen, sich an nichts zu erinnern, immer geglaubt, weil er sie glauben wollte. Sich an so etwas zu erinnern, sich an Gretchen zu erinnern, würde einen Menschen nachhaltig kaputt machen. »Nimm deine Maske ab und lass mich dich sehen, Jeremy.«
    Jeremy schälte sich den Nylonstrumpf vom Gesicht und ließ ihn auf den Boden fallen.
    »Du steckst tief in der Scheiße, Kleiner«, sagte Archie.

_ 44 _
    Susan trank einen Schluck lauwarmen Kaffee aus einem gesprungenen Becher und klickte durch einen weiteren Satz Kopfbilder im Polizeicomputer.
    »Und?«, fragte Claire.
    »Gibt es Bilder nur von ihren Zähnen?«
    »Glauben Sie mir, wenn dieser Bursche im System ist, tauchen die Zähne als besonderes Merkmal auf.«
    Die Büros der Task Force Beauty Killer befanden sich in einer alten Bank, die ihnen die Stadt vor vier Monaten zur Verfügung gestellt hatte, als Archie Sheridan von seinem Genesungsurlaub zurückgekehrt war, um den Heimweg-Würger zu jagen. Das letzte Mal war Susan hier gewesen, weil Gretchen Lowell aus dem Gefängnis geflohen war und Archie mitgenommen hatte.
    Es war zwei Uhr morgens, aber darauf wäre man bei all der Betriebsamkeit nie gekommen. Sie waren alle da, jeder einzelne Detective der Task Force, selbst die Angestellte vom Empfang. Internationale Landkarten bedeckten die Wände, Stecknadeln markierten jede Sichtung, jedes Verbrechen, das möglicherweise mit Gretchen zu tun hatte.
    Die Task Force beim Herald mochte im Lauf der letzten Monate gelangweilt und zynisch geworden sein – die echte Task Force Beauty Killer schuftete schwer.
    Drei Fotos waren über den Karten befestigt. Alle drei schienen anlässlich einer Verhaftung aufgenommen worden zu sein. Eins war von einer jungen Frau, die beiden anderen von Männern mittleren Alters.
    »Wer sind die?«, fragte Susan.
    »Unsere Opfer«, sagte Claire. »Alle drei waren obdachlos. Der Mann links hieß Abe Farley.« Sie stand auf und ging zu den Fotografien. Abe Farley hatte einen langen, grauschwarz gesprenkelten Bart und ein abgezehrtes, wettergegerbtes Gesicht. »Sechsundfünfzig«, sagte Claire. »Wurde zuletzt im Dezember 2004 gesehen. Das war sein Kopf, der beim Pittock Mansion herumgekugelt ist.« Sie berührte die mittlere Fotografie. Dieser Mann hatte schulterlanges, helles Haar und ein längliches, aristokratisches Gesicht. »Jackson Beathe«, sagte sie. »Zuletzt im März 2005 gesehen. Irgendwie gut aussehend, nicht?« Claire machte einen Schritt nach rechts. »Die Frau neben ihm auf der Bank im Rosengarten hieß Braids Williams.« Sie war schlank und dunkelhäutig und lächelte auf dem Bild. »Sie verschwand 2006. Todesursache steht noch nicht zweifelsfrei

Weitere Kostenlose Bücher