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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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dieser Waffe finden?«, fragte Henry.
    Susan schaute auf ihre Füße und nickte.
    Wäre Henry eine Zeichentrickfigur gewesen, aus seinen Ohren wären jetzt Dampfwolken gekommen.
    Claire senkte die Stimme. »Geh an deinen Glücksort«, sagte sie.
    Henry stemmte die Hände in die Hüften und blickte zum Nachthimmel hinauf.
    Susan dachte, dass sie jetzt ebenso gut alles erzählen konnte. »Die Leute von dieser Sekte, die sagten, Jeremy erinnert sich, was passiert ist. Mit Gretchen, Sie wissen schon.«
    Henry fuhr zu ihr herum. »Das ist Blödsinn.«
    »Archie ist nicht dieser Meinung«, sagte Susan. »Einer der Typen hatte diese Narben auf der Brust. Schnittspuren. Ein Herz. Und dieses komische Dreiecksmuster. Er sagte, Jeremy hat es gemacht.«
    »Woher konnte er von den Dreiecken wissen?«, sagte Henry an niemand Bestimmten gerichtet.
    Ein rothaariger Streifenbeamter mit einem Dienstausweis, auf dem WHATLEY stand, tauchte neben Henry auf. »Verzeihen Sie, Detective«, sagte er. »Welches Verbrechen untersuchen wir hier?«
    Henry wies mit einem Nicken auf Susan. »Tätlicher Angriff.«
    Whatley sah Susan bedächtig an. Sie hatte die Serviette im Wagen gelassen. Ihre Wange blutete nicht mehr. Sie kam sich schlecht vor. Als würde sie jemanden enttäuschen.
    »Sie müssen eine große Nummer sein«, sagte Whatley und kratzte sich am Kinn. »Das ist ein Riesenaufwand für einen tätlichen Angriff.«
    Susan lächelte ihn strahlend an. »Es ist wirklich tröstlich, dass unsere Polizei so geballt reagiert«, sagte sie.
    »Gehen Sie wieder an die Arbeit«, sagte Claire.
    »Schon gut«, erwiderte Whatley, machte kehrt und ging ins Lagerhaus zurück.
    Henry neigte den Kopf nahe zu Susan. Er war nicht rasiert, und sein Kopf und sein Kinn wiesen denselben Anflug von Haarwuchs auf. »Wo ich heute auch hingekommen bin«, sagte er, »überall habe ich Sie angetroffen, bis zu Ihren purpurnen Haar spitzen in Gefahr.«
    »Die wollten Archie und mich da reinziehen«, sagte Susan. »Sie haben das alles inszeniert.«
    Henry warf frustriert die Hände hoch. »Gretchen ist da draußen und bringt Leute um. Im Augenblick kümmern mich Fintan English oder Jeremy Reynolds einen feuchten Dreck. Und Sie sollten sich auch nicht mit ihnen befassen.«
    »Was, wenn es zusammenhängt?«, fragte Susan.
    »Sie haben Blut am Kinn«, sagte er.
    Susan wischte mit dem Finger über den Fleck, sah ihn an und steckte den Finger in den Mund. Es schmeckte süßsauer. »Ketchup«, sagte sie.

_ 43 _
    Als Archie aufwachte, schwebte er. Er konnte den Boden ein Stück unter sich sehen. Sein Nacken war steif, sein Kopf schmerzte, und Rücken und Beine brannten wie Feuer. Seine Arme hingen ausgestreckt nach unten, die Fingerspitzen berührten fast den Boden. Er hob sie an. Die Anstrengung ließ ihn benommen werden. Der Boden bewegte sich. Doch es war gar nicht der Boden, erkannte er – es war er selbst. Er pendelte. Die Bewegung riss an seinem Körper, und ein wilder Schmerz erfasste ihn, ehe er einen Moment später wieder in Dunkelheit versank.
    Als er erneut aufwachte, hatte sich der Schmerz zu einem dumpfen Brennen abgeschwächt. Er hing immer noch über dem Boden. Er bewegte langsam einen Arm nach oben und langte über seine Schulter. Die Haut über seinem Schulterblatt war straff wie eine Trommel und wie ein Zelt sieben, acht Zentimeter weit nach oben gedehnt. Archie bewegte die Hand zur Spitze des Zelts und fand einen Metallhaken, der seine Haut durchdrang. Er versuchte sich umzudrehen, den Kopf umzuwenden, um zu sehen, ob er den Haken herausziehen konnte, aber jede Bewegung bedeutete brutalen Schmerz.
    Der Maskenmann schob sein Gesicht neben Archies. Er kauerte in einem schäbigen grauen Morgenmantel an seiner Seite, den Nylonstrumpf noch immer übers Gesicht gezogen. Wer wusste, wie lange er schon hier war. Archie nahm den Raum um sich herum kaum wahr. Das Licht war schwach. Der Boden war aus Beton. Sie hatten ihn woanders hingebracht. Er hob den Kopf, um sich umzusehen, aber er sah niemanden sonst, nur einen großen, leeren Raum. Leitungen liefen an der Decke entlang, und rostige Fassungen für längst verschwundene Geräte waren noch an ihr befestigt.
    »Mach nicht so ein Trauergesicht«, sagte der Maskenmann.
    »Was hast du mit mir gemacht?«, fragte Archie.
    Er stand auf, ging langsam um Archie herum und beugte sich vor, um die Stellen zu berühren, wo sich Haken in Archies Fleisch bohrten. »Sechs Haken in deinem Rücken, zwei an jedem Bein.« Er stieß

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