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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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früher sein zwischen ihnen!
     
    Noch vor Sonnenaufgang schloss Joanna das Kräuterhaus auf. In ihrer Hand hielt sie den schweren Essenskorb. Vorsichtig stellte sie ihn auf einem Tisch ab und zündete ein paar Kerzen an. Ihr fiel ein, dass sie keine genaue Zeit mit Ian vereinbart hatte. Aber wenn sie später noch auf das Fest wollten, war es nur logisch, zeitig anzufangen. Sie begann mit der Arbeit, nicht ohne hin und wieder aus der Tür zu schauen, ob er den Weg zum Kräuterhaus herunter käme. Doch es war keine Spur von ihm zu entdecken. Sie wurde unruhig. War ihm etwas zugestoßen? Diese Überlegung war nach den Ereignissen der letzten Monate gar nicht so abwegig. Nein, entschied sie, sie würde ihm noch etwas Zeit einräumen, bevor sie ihn suchen ging – vermutlich hatte er einfach verschlafen.
    Mittlerweile war es hell geworden, und Joanna löschte die Kerzen. Ihr Bauch knurrte, und sie setzte sich hin, um etwas zu essen. Appetitlos kaute sie auf einem Stück Brot herum. Wo war er nur? Hatte er ihre Verabredung vergessen? Das konnte nicht sein, schließlich hatten sie es gestern Abend erst ausgemacht. Enttäuscht starrte sie eine Weile vor sich hin, bevor sie mit dem Ordnen kleiner Schalen weitermachte. Immer wieder unterbrach sie ihr Tun, um auf Schritte zu lauschen, aber es blieb still.
    Um die Mittagszeit vernahm Joanna draußen Stimmen, die aufgeregt lachend durcheinander schwatzten – die Studenten machten sich auf den Weg zum Winterfeuer. Die Tür des Kräuterhauses stand offen, und sie sah die gut gelaunte Gruppe vorbeilaufen. Und Ian war mitten unter ihnen! Joanna blinzelte, weil sie es nicht glauben wollte. Und doch war es so: Ian ging geradewegs am Kräuterhaus vorbei zum Winterfeuer – ohne sie. Diese Erkenntnis traf sie hart. Er hatte ihre Verabredung vergessen! Wie konnte das sein? Es war doch sein Vorschlag gewesen, ihr zu helfen. Sie fand keine Antwort und ließ sich auf einen Stuhl sinken. In ihren Augen brannten Tränen. So sehr hatte sie sich auf einen gemeinsamen Tag mit ihm gefreut, doch scheinbar war ihm ihre Gegenwart nicht mehr wichtig. Eine gefühlte Ewigkeit verharrte sie regungslos. Den Gedanken, ihm nachzulaufen und ihn an sein Versprechen zu erinnern, verwarf sie sofort wieder. Sie hatte auch ihren Stolz! Er hatte einen Fehler gemacht, und sie würde warten, bis er zu ihr kam. Unendlich langsam stand sie auf und setzte ihre Arbeit fort.
    Erst kurz vor dem Abendessen war Joanna mit dem Aufräumen fertig und betrat die große Halle mit staubigen Kleidern und zerzausten Haaren. Sie war müde und sehnte sich nach einer heißen Suppe. Kaum hatte sie sich gesetzt, da ging Ian in Begleitung mehrerer Studentinnen am Herrschaftstisch vorbei und grüßte sie fröhlich und unbekümmert. In diesem Moment beschlich Joanna der Verdacht, dass sie unter Wahnvorstellungen litt. Hatte sie sich das Gespräch mit ihm gestern Abend nur eingebildet? War es reines Wunschdenken gewesen, und ihr Gehirn hatte ihr einen Streich gespielt? Sie war sich nicht mehr sicher und beschloss, erst einmal eine Nacht darüber zu schlafen.
    Doch am nächsten Morgen war ihr klar, sie hatte sich nichts eingebildet. Ian hatte sie versetzt und war dreist genug, sich dafür nicht einmal bei ihr zu entschuldigen. Sie warf ihm einen grimmigen Blick zu, als er die große Halle zum Frühstücken betrat.
    Er bemerkte es und kam zu ihr. „Warum schaust du mich so strafend an? Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte er.
    „Das ist eine sehr gute Frage. Denk scharf nach.“ Ihre Augen funkelten.
    „Ach, das Kräuterhaus.“ Er zuckte mit den Schultern. „Das habe ich total vergessen“, entschuldigte er sich halbherzig. „Brauchst du noch Hilfe?“
    „Nein, die Arbeit ist schon getan“, knurrte Joanna.
    Ian lachte laut. „Dann ist es ja gut.“ Er wollte weitergehen, drehte sich aber nochmals zu ihr um. „Das Winterfeuer war wirklich schön. Schade, dass du es nicht mehr geschafft hast, vorbeizukommen. Es hätte sich gelohnt.“
    Sprachlos sah Joanna ihm nach. Diese Antwort war so frech, dass sie sich ernsthaft fragte, ob sie sich um seine geistige Gesundheit Sorgen machen musste.
     
    Am Vormittag saß Joanna am Schreibtisch und versuchte sich zum wiederholten Male erfolglos ihrem Haushaltsbuch zu widmen. Das Gespräch mit Ian ging ihr nicht aus dem Sinn. Entschieden schob sie das Buch zur Seite. Sie wollte sich nicht von ihren schlechten Gefühlen überwältigen lassen und vor allem wollte sie nicht dieser bösen

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