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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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nicht neben ihr. Und in der Scheune, in der die Vorführung stattfand, nahm er zwei Reihen hinter ihr, inmitten der Studentinnen, Platz. Enttäuscht schaute Joanna den Gauklern bei ihrem bunten Treiben zu. Die Truppe war sehr gut und oft hörte sie Ian hinter sich lachen. Wann hatten sie beide das letzte Mal gemeinsam gelacht? Sie konnte sich nicht erinnern.
    Nach dem Ende der Aufführung begann der Ausschank und die jungen Männer aus der Burg stellten sich an der Theke an. Als sie mit ihren biergefüllten Humpen zurückkamen, sahen sie Joanna unsicher an. Sie seufzte. Erwarteten sie ihre Erlaubnis, hier etwas trinken zu dürfen? Es war ihr klar, dass ihre Anwesenheit den Studenten unangenehm war. Mittlerweile fragte sie sich selbst, was sie hier wollte. Bis auf die Worte in der Burg hatte sie mit Ian nicht mehr gesprochen. Ab und an nickte er ihr zu, doch er machte keine Anstalten, zu ihr zu kommen. Deutlicher konnte er sein Desinteresse an ihr nicht zeigen. Am liebsten wäre sie zurück nach Greystone gegangen. Doch das war alleine zu gefährlich. Sie musste wohl oder übel bis zum Ende des Festes ausharren, bis Miles sie alle wieder abholte. Die Hoffnung, dass Ian ihr wenigstens etwas zu trinken vom Ausschank mitbrachte, hatte sich auch nicht erfüllt. Er war zwar mit einem Tablett voller Becher vom Ausschank zurückgekehrt, doch er hatte alle Getränke an die Studentinnen verteilt. Sie war ihm völlig egal. Wenn sie nicht verdursten wollte, musste sie sich selbst etwas holen. Joanna stöhnte auf. Bis jetzt hatten die Dorfbewohner noch nicht gemerkt, dass die Burgherrin im Dorf war. Das würde sich ändern, wenn sie aufstand und zur Theke ging. Dann würden sie darauf bestehen, dass sie sich zum Dorfvorsteher setzte. Sie verzog das Gesicht. Vielleicht war verdursten doch die bessere Alternative. In diesem Moment sprach jemand sie an und sie hob den Kopf. Laurentin stand vor ihr.
    „Lady Joanna, ich habe Euch etwas zu trinken geholt.“
    „Oh, danke. Ist das Bier?“
    „Äh, ja“, antwortete er ihr verunsichert. „Es soll sehr stark sein und … und Ihr seht aus, als könntet Ihr etwas Kräftiges vertragen“, fügte er ehrlich hinzu. „Aber ich hole Euch sofort einen Becher Wein, das passt natürlich besser zu einer edlen Dame wie Euch.“
    „Nein, ist schon gut. Bier ist prima.“ Joanna nahm einen tiefen Schluck. „Das war sehr aufmerksam. Setzt Euch zu mir, Laurentin.“
    Er nickte erfreut, nahm neben ihr Platz und begann eine Unterhaltung. „Hat Euch die Vorführung gefallen? Ich fand die Gauklertruppe sehr kurzweilig. Am Königshof haben wir oft Spielleute zu Besuch, und im Vergleich dazu war diese Kompanie nicht schlecht.“
    Joanna hörte Laurentin aufmerksam zu – wenigstens irgendjemand sprach mit ihr. Nach einer Weile stellte sie fest, dass der junge Mann durchaus unterhaltsam war. Zwar drehte sich ihr Gespräch nur um belanglose Dinge, doch es gelang ihm, sie abzulenken. Als die Gaukler aus ihrer Pause zurückkehrten und zum Tanz aufspielten, sah Laurentin sie mutig an. „Lady Joanna, hättet Ihr Lust, mit mir zu tanzen?“ Er bemerkte ihr Zögern. „Entschuldigt meine Unverfrorenheit. Das hätte ich nicht fragen dürfen.“
    Sie stand auf und reichte ihm ihre Hand. „Es wäre mir ein Vergnügen“, erwiderte sie mit einem Lächeln. Eilig erhob er sich und geleitete sie zur Tanzfläche. Joanna hatte noch nie mit ihm getanzt, doch nach kurzer Zeit hatten sie einen gemeinsamen Rhythmus gefunden und reihten sich vergnügt in den bäuerlichen Reigentanz mit ein. Laurentin erwies sich wahrhaft als Retter ihres Abends, und sie nahm sich vor, ihn zum Dank bei der nächsten Feierlichkeit auf der Burg ebenfalls aufzufordern. Gelegentlich sah sie sich nach Ian um. Die Erwartung, dass er mit ihr tanzen wollte, hatte sie längst aufgegeben. Er hatte nur Augen für die Studentinnen und ihre Gegenwart vermutlich längst vergessen.
    „Ich weiß nicht, warum er das macht.“ Laurentin sah sie mitfühlend an.
    Seine Frage riss Joanna aus ihren Gedanken. „Wer? Was?“
    „Warum er Euch ignoriert. Ich kann es nicht nachvollziehen.“
    „Äh, Laurentin, würdet Ihr mir bitte noch etwas zu trinken holen? Ich brauche eine Pause und möchte mich setzen.“
    Seine Wangen färbten sich rot. „Ich habe verstanden – es geht mich nichts an. Nochmal ein Bier, Lady Joanna?“
    „Unbedingt, Laurentin, ganz unbedingt.“
     
    Bei der Rückkehr nach Greystone half Laurentin Joanna beim Aussteigen aus dem Wagen

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