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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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Stimme zuhören, die sich wieder einmal in ihren Kopf geschlichen hatte. Es war an der Zeit, das Geschehen einmal vernünftig zu betrachten. Tatsache war, dass Ian seit nunmehr vier Wochen ihr gegenüber abweisend, wortkarg und unhöflich auftrat. Doch warum? Hierfür gab es zwei Möglichkeiten: das Auftreten seines Vaters war ihm weiterhin peinlich oder er schämte sich für ihre gemeinsame Nacht.
    Nach seiner Rückkehr hatte Joanna die erste Erklärung für die wahrscheinlichere gehalten, doch mittlerweile zweifelte sie an deren Richtigkeit. Schließlich kannte sie Ians Lebensgeschichte und hatte seinen Vater bereits vorher erlebt. Und außerdem, fiel ihr schlagartig ein, hatte sie mit Ian nach dem Vorfall geredet – während ihrer gemeinsamen Nacht. Und da hatte er vollkommen normal gewirkt. Das Erscheinen seines Vaters konnte also nicht der Grund für seine Verhaltensänderung sein. Damit blieb die zweite Möglichkeit: Er hatte Schuldgefühle, weil er mit ihr geschlafen hatte. Sie runzelte die Stirn. Vielleicht wich Ian jedem ernsthaften Gespräch aus, weil er annahm, sie würde ihn wegen dieser Nacht mit Vorwürfen überhäufen? Wollte er ihr mit seiner kühlen Haltung zeigen, dass sie keine Angst vor einer Wiederholung haben musste?
    Joanna war sicher, mit dieser Vermutung auf dem richtigen Weg zu sein. Das würde auch erklären, warum er sie gestern versetzt hatte: Er fürchtete sich davor, mit ihr alleine zu sein. Also musste sie Ian mitteilen, dass sie ihm die gemeinsame Nacht nicht übel nahm – im Gegenteil. Die Frage war nur, wie sie das anstellen sollte.
     
    An einem trüben Sonntagnachmittag Anfang Februar öffnete sich nach einem kurzen Klopfen die Tür der Apotheke. Im Dämmerlicht erkannte Joanna einen großgewachsenen Mann mit blonden Locken. Helle Aufregung erfasste sie und mit einem Aufschrei lief sie ihm entgegen. „Oh, Galad, ich glaube es nicht. Endlich bist du zurück.“
    „Er trainiert zwar jetzt täglich, aber Galad kommt nicht annähernd an meine breiten Schultern heran.“
    Verdutzt blieb Joanna stehen, dann ging sie lachend weiter. „Ach du bist das, Bennett! Das ist eine Überraschung.“
    Er verneigte sich und ergriff ihre Hand, um sie zu küssen. Doch Joanna entzog sie ihm und umarmte ihn stattdessen.
    „Gilt diese stürmische Begrüßung meiner Person oder ist sie nur der Tatsache geschuldet, dass ich Galads Bruder bin?“ Bennett zog eine Augenbraue hoch. „Nicht dass ich etwas dagegen hätte.“
    Joanna errötete. „Diese Begrüßung gilt beidem“, erklärte sie diplomatisch. „Was machst du hier?“
    „Der König zieht in einen Krieg. Ich begleite Theodoric als Berater und überbringe in dieser Stellung einige Anweisungen Seiner Majestät. Jake ist noch in der Bibliothek, um diese zu unterzeichnen und hat mich zu dir vorgeschickt. Bevor er gleich kommt, frage ich dich direkt: Was ist zwischen unseren Brüdern vorgefallen?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe immer noch keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sie sich gestritten haben.“
    „Das habe ich bereits von Ian erfahren.“
    Erstaunt sah Joanna ihn an. „Woher kennst du – ach, natürlich! Das Neujahrsfest in Lionsbridge.“
    Bennett nickte. „Wo ist Ian denn? Galad hat mir erzählt, ihr seid gut befreundet, und ich hatte gehofft, ihn bei dir vorzufinden.“
    „Das war früher einmal. Inzwischen kann ich froh sein, wenn er mich überhaupt noch ansieht, geschweige denn mit mir redet“, erwiderte sie bitter. „Er ist heute mit den Studentinnen ins Dorf gegangen. Die ersten Händler des Jahres sind gekommen.“
    „Idiot“, murmelte Bennett. Lauter sagte er: „Das ist äußerst bedauerlich.“
    „Was ist bedauerlich?“ Jakes Stimme erklang neugierig hinter ihnen.
    „Dass ich das Abendessen nicht mit euch allen gemeinsam einnehmen kann, da ich heute Abend wieder zurück im Lager des Königs sein muss“, antwortete Bennett.
    „Dann lasst uns die Zeit nutzen, wenigstens etwas zusammen zu trinken“, schlug Joanna vor.
    Bennett nickte und bot ihr seinen Arm zum Geleit.
     
    Bennetts Besuch hatte Joanna sehr gut getan. Auch wenn er keine Nachricht von Galad mitgebracht hatte, weckte allein sein Erscheinen in ihr die Hoffnung, wenigstens zwischen ihrem Bruder und seinem besten Freund könnte alles gut werden. In dieser Hochstimmung entschied sie, nun so schnell wie möglich das Gespräch mit Ian hinter sich zu bringen.
    Zwei Tage lang verfolgte sie ihn unauffällig, dann sah sie ihre Chance, als er spät

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