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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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Termin genannt, und Joanna war erfreut gewesen, den Tag nicht unbewusst übergangen zu haben. Noch während der Unterhaltung mit ihrer Freundin hatte sie eine Idee gehabt, was sie Ian schenken könnte. Sie wollte ihm eine lederne Aufbewahrungstasche für seine Schreibsachen nähen, die Platz bot für zwei Federkiele und Fächer für das Federmesser und das Tintenfässchen enthielt. Zum Transport konnte man die Tasche zusammenrollen und mit Bändern verschließen.
    Kaum waren Ronen, Charlotte und Jake nach Delaria abgereist, hatte sie mit der Umsetzung begonnen. In der Nähkammer hatte sie ein schönes Stück Leder gefunden. Dazu hatte sie Garnrollen in Braun- und Grüntönen mitgenommen, um die Außenseite der Tasche mit einem Muster aus Efeuranken zu verzieren und im Inneren eine Widmung einzusticken. Schon der Entwurf des Musters hatte zwei Tage gedauert, und das Nähen und die Stickereien hatten fast die ganzen Winterferien in Anspruch genommen. Doch es war ihr nur recht gewesen. Zwar war es reiner Aberglaube, doch sie hatte sich gesagt, wenn sie sich so viel Mühe mit seinem Geschenk gab, musste er einfach zurückkommen. Und so war es schließlich ja auch gewesen. Als die Tasche nach vielen Stunden kniffliger Arbeit und zerstochenen Fingern endlich fertig gewesen war, war sie sehr stolz auf ihr Ergebnis. Sogar Jake hatte die Tasche gelobt, als er aus Delaria zurückgekehrt war. Joanna hatte ihn gebeten, zwei gute Gänsekiele mitzubringen, und ihr war sehr feierlich zumute gewesen, als sie die Schreibfedern in die Tasche gesteckt und damit ihr Werk vollendet hatte.
    Nun stand sie hier vor der Halle und wartete auf Ian. Ob die Tasche ihm gefiel? Bis jetzt bewahrte er seine Schreibfedern in einem Leinentuch auf. Sie freute sich schon auf sein Gesicht, wenn er die Tasche aus dem bunten Stoff, den sie darumgebunden hatte, auspackte. Aufgeregt beobachtete sie weiter den Eingang und ein paar Augenblicke später erschien er – zu ihrer Zufriedenheit alleine. Eilig folgte sie ihm in die fast noch leere Halle. Ian wollte sich gerade hinsetzen, als sie ihn erreichte und am Arm berührte. Er drehte sich um und sein Gesichtsausdruck verhärtete sich.
    Joanna ignorierte seine Abneigung. „Alles Gute zum Geburtstag!“, begrüßte sie ihn fröhlich und hielt ihm das Geschenk hin.
    „Was soll das, Joanna?“
    „Du hast Geburtstag. Ich gratuliere dir und möchte dir etwas schenken. Vielleicht findet sich heute auch noch Zeit zu feiern“, schlug sie vor.
    „Mir ist absolut nicht nach Feiern zumute“, erwiderte er barsch. „Wenn du dich erinnern möchtest: Mein Geburtstag ist zugleich der Todestag meiner Mutter.“
    „Das habe ich nicht vergessen“, sagte sie. „Aber ich denke, an einem Tag ist Raum ist für beide Gefühle – Trauer und Freude.“
    „Das sehe ich nicht so.“ Er betrachtete sie voller Verachtung. „Aber ich erwarte nicht, dass du nachvollziehen kannst, wie sehr mich der Verlust meiner Mutter schmerzt.“
    „Das kann ich wahrscheinlich wirklich nicht“, antwortete sie leise. „Ich habe beide Elternteile verloren, und das ist natürlich etwas ganz anderes. “
    Ian schwieg, er hatte seinen Fehler bemerkt.
    „Möchtest du nicht dein Geschenk auspacken?“, fragte sie ihn versöhnlich.
    Widerwillig zog er den Stoff auseinander und warf einen abfälligen Blick auf den Inhalt. „Ich brauche es nicht, behalt es.“ Er drückte ihr das geöffnete Päckchen in die Hand.
    Ungläubig starrte sie ihn an. Niemals hätte sie gedacht, er könnte ihr Geschenk nicht annehmen. „Ich habe mir so viel Arbeit damit gemacht!“
    „Der Händler, von dem du es gekauft hast, wird es sicher zurücknehmen.“
    Für einen Moment fehlten Joanna die Worte, dann fasste sie sich wieder. „Was soll das, Ian? Warum bist du so abweisend?“
    Statt einer Antwort erhielt sie nur ein Schweigen, das sie in den Wahnsinn trieb. „Was ist nur in diesen Winterferien passiert, das dich so verändert hat?“, rief sie. „Kannst du es mir nicht endlich sagen?“
    „Du möchtest es wirklich wissen?“
    „Ja, ich denke, ich habe ein Recht darauf.“
    „Wie du meinst.“ Er sah sie kalt an. „Meine längere Abwesenheit von Greystone hat es mir ermöglicht, die Dinge mit mehr Distanz zu betrachten.“
    Ein unbehagliches Gefühl beschlich sie. „Was für Dinge meinst du?“
    „Dich.“
    „Mich?“
    „Liebe Joanna, hast du dich – wenigstens einmal  – ehrlich gefragt, wieso du keinen Ehemann findest? Warum selbst Lady Tamara,

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