Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
Sesseln vor dem Kamin.
Ian folgte ihm und ließ sich stöhnend nieder. „Das war anstrengend“, erklärte er.
„Aber gar nicht schlecht“, erwiderte Galad. „Dir fehlt vor allem die Übung. Ich schlage vor, wir planen zwei Unterrichtseinheiten pro Tag ein. Dazwischen gebe ich dir Übungsaufgaben zur Nachbereitung des Gelernten.“
In gespieltem Entsetzen verzog Ian das Gesicht. „Übungsaufgaben?“
Der junge Lehrer grinste. „Natürlich, das gehört unbedingt dazu. Und sobald du deinen Wein ausgetrunken hast, will ich wissen, wie es um deine Kenntnisse im Rechnen und in fremden Sprachen bestellt ist.“
Kurz vor dem Abendessen beendete Galad den Unterricht. Gemeinsam gingen sie hinunter in die große Halle, fanden den Herrschaftstisch jedoch leer vor.
Sie waren bereits beim Hauptgang angekommen, als Jake eintrat. „Entschuldigt meine Verspätung und auch das Fehlen von Joanna. Sie ist furchtbar müde und sogleich zu Bett gegangen.“
„Ist etwas vorgefallen?“, fragte Galad besorgt.
„Nein. Aber der Tag war sehr anstrengend. Normalerweise übernachten wir immer in Kerlington, aber ich wollte unbedingt zurück, wegen unserer Besprechung.“ Jake sah Ian erwartungsvoll an, der froh war, den Earl nicht enttäuschen zu müssen.
„Galad hat mir geholfen. Meiner Meinung nach sind einige Pflanzen gut geeignet.“
Jake freute sich über diese Auskunft. „Lasst mich schnell etwas essen, bevor wir darüber reden.“ Kaum hatte er die Mahlzeit beendet, stand er auf und bedeutete Ian und Galad, ihm in die Bibliothek zu folgen.
Ian betrat den Raum zum ersten Mal. Gegenüber der Eingangstür, vor der Fensterfront, befand sich Jakes Schreibtisch. Auf der rechten Seite des Zimmers stand ein großer Eichentisch mit vielen Stühlen. Entlang der linken Wand waren die Bücherregale angebracht, unterbrochen von einem prunkvollen Kamin, um den herum mehrere Sessel aufgestellt waren. Auf diese steuerte Jake zu und ließ sich in eines der bequem aussehenden Möbelstücke hineinfallen. Er löste das Band von seinem streng geflochtenen Zopf und rieb sich den Kopf. Als er die Hände sinken ließ, umrahmten wilde Locken sein Gesicht, das dadurch viel weicher und jünger wirkte.
Die Veränderung verblüffte Ian, was Galad amüsiert zur Kenntnis nahm. „Viele Leute erkennen Jake mit offenen Haaren gar nicht. In gewissen Situationen ist das sehr vorteilhaft.“
Jake schnaubte. „Galad, keine peinlichen Geschichten jetzt. Lass Ian lieber erzählen.“
Ian stellte seine Ansichten vor und bald waren die drei Männer in ein Gespräch über Erträge und Anbaumöglichkeiten vertieft. Schließlich fasste der Earl die getroffenen Entscheidungen zusammen und wandte sich Ian zu. „Danke für deine Hilfe. Morgen werde ich unsere Entschlüsse an den Händler weiterleiten. Was hast du morgen vor?“
Nach einem zustimmenden Nicken von Galad erklärte Ian zögernd: „Ich habe Galad um Unterricht gebeten. Wir beginnen damit gleich nach dem Frühstück.“
„Das ist eine gute Idee“, sagte Jake.
Nach einer Stunde Lese- und Schreibübungen verließ Ian am nächsten Morgen zufrieden Galads Studierzimmer. Es war mühsam gewesen, aber wie gestern war es dem jungen Lehrer gelungen, dass er sich nicht dumm fühlte.
„Guten Morgen, Ian.“ Joanna, die heute länger geschlafen hatte als sonst, war aus ihrem Zimmer zu ihm in den Gang getreten. „Du hattest gerade Unterricht bei Galad, habe ich von meiner Kammerzofe gehört.“
In Gewohnheit der letzten Tage wollte Ian eine Antwort murmeln und zu Boden schauen. Doch dann erinnerte er sich an seinen Entschluss. „Ja, Galad hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt. Er ist ein guter Lehrer, allerdings gibt er viele Übungsaufgaben.“ Er blickte Joanna ins Gesicht – und bereute es sofort. Denn ihr Lächeln und ihre strahlenden Augen verwirrten ihn.
„Du kannst die Aufgaben bei mir in der Apotheke machen, wenn du möchtest.“
Er stimmte zu, worüber sie sich freute. Als er kurz darauf am Schreibtisch in der Apotheke saß, drehte er sich um und beobachtete Joanna, wie sie an dem Tisch in der Mitte stand und Kräuter in einem Mörser zerkleinerte. Obwohl er sie erst seit einer Woche kannte, mochte er sie sehr gerne. Genau genommen faszinierte sie ihn seit dem Moment, als er sie aus der Kutsche gezogen hatte. Er seufzte. Wenn er ganz ehrlich war, musste er sogar zugeben, dass er sich in sie verliebt hatte. Sich selbst konnte er das eingestehen, doch alles andere war in
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