Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
Hilfe brauchst, egal wobei, sprich mich an.“
5
„Die Knechte meinten, sie haben keine Idee mehr, wie die Pflanzen noch zu retten seien.“ Sie saßen zu viert am Mittagstisch und Galad gab ein Gespräch wieder, das er am Morgen mit einem der Männer geführt hatte.
Jake legte sein Messer beiseite. „Das sind keine guten Neuigkeiten. Die Handelspreise für Blauweizen liegen hoch, das Saatgut ist entsprechend teuer.“ Er rieb sich die Stirn. „Wenn die Pflanzen eingehen, sehe ich den Versuch als gescheitert an, Blauweizen in Greystone anzubauen. Wir können ihm einfach nicht die richtigen Wachstumsbedingungen bieten.“ Enttäuschung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
Joanna und Galad schwiegen, niedergeschlagen über den drohenden Misserfolg.
„Blauweizen braucht eine durchgehend hohe Bewässerung“, sagte Ian plötzlich. „Wir haben das in Darkwood mit Wasserkanälen auf dem gesamten Feld erreicht.“
Alle starrten ihn an. Ian hatte zum ersten Mal unaufgefordert gesprochen.
„Was sagst du da?“ Jakes Stimme überschlug sich fast.
Augenblicklich schien Ian zu bereuen, irgendetwas von sich gegeben zu haben, trotzdem antwortete er: „Ronen hat vor drei Jahren Säcke mit Blauweizensaatgut gekauft in der Hoffnung, hohe Gewinne durch den Ertrag zu erzielen. Erst dieses Frühjahr kam mir der Einfall mit den Bewässerungsgräben und wir hatten eine großartige Ernte.“
„Es war deine Idee?“, fragte Jake.
Ian lächelte freudlos. „Ich war ein bisschen öfter zu Hause als Ronen. Er hat mir das Saatgut gegeben und mich gebeten, verschiedene Anbautechniken auszuprobieren. Wenn er da war, haben wir die Ergebnisse besprochen.“
„Hättest du Lust, dir unser Blauweizenfeld anzuschauen, ob man dort ebenfalls eine Bewässerungsanlage bauen kann?“, wollte Jake wissen. Kaum hatte Ian genickt, rief der Earl einen Diener herbei und befahl, einen Wagen bereitzumachen. Nur aufgrund Joannas drohender Blicke wartete er ab, bis Ian aufgegessen hatte.
Während der Fahrt zum Blauweizenfeld schilderte Ian Jake, welche Anbauversuche er in Darkwood unternommen hatte. Der Earl hörte ihm interessiert zu und stellte gelegentlich Zwischenfragen. Als sie am Rand des Ackers ankamen, traten mehrere Knechte, die über die baldige Ankunft ihres Herrn benachrichtigt worden waren, zu ihnen.
„Das ist Lord Darkwood. Er hat einen Weg gefunden, über Wasserkanäle den Blauweizen zum Wachsen zu bringen“, erklärte Jake den Männern. „Er hat meine Erlaubnis, das Feld nach seinen Vorstellungen umzugestalten.“
Bevor Ian die Anbaufläche genauer in Augenschein nehmen konnte, hörten sie hinter sich lautes Rufen. Ein Botenjunge aus der Burg rannte auf sie zu und blieb keuchend vor Jake stehen. „Mylord, Lord Lionsbridge sagt, Ihr sollt dringend zurückkommen, der Händler der Sunrose sei angekommen.“
„Verdammt, er ist über einen Monat zu früh!“, rief Jake. „Ausgerechnet jetzt. Ian, kommst du alleine zurecht? Ich muss diesen Händler unbedingt empfangen. Mach hier, was du für richtig hältst. Mehr als eingehen kann das Zeug sowieso nicht.“ Er klopfte ihm auf die Schulter und stieg in den Wagen.
Am späten Nachmittag beendete Joanna ihre Arbeit in der Apotheke. Beim Abschließen der Tür vernahm sie plötzlich die Stimmen von Jake, Galad und einem fremden Mann. Schnell lief sie die Treppe hinunter zur Bibliothek. Auf dem Gang unterhielt sich ihr Bruder gerade mit dem Unbekannten.
„Entschuldigt die Störung“, unterbrach sie das Gespräch. „Dürfte ich meinen Bruder kurz alleine sprechen?“ Sie zog Jake in die Bibliothek, schloss die Tür und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Wo ist Ian?“
„Wenn er nicht zurückgekommen ist, dann vermutlich noch auf dem Feld.“
„Das kann doch nicht wahr sein! Ich versuche ihn zu Kräften zu bringen und du schickst ihn zur Feldarbeit. Ich gehe ihn suchen.“ Sie schnappte sich einige Stückes des Gebäcks, das auf dem Tisch stand, und einen Weinkrug und eilte hinaus. Kurzerhand stieg sie in die Kutsche, die eigentlich dem Händler zugedacht war, und befahl dem Kutscher, zum Blauweizenfeld zu fahren. Hinter sich hörte sie Galads ruhige und Jakes weniger ruhige Stimme, die dem Mann zu erklären versuchten, warum sich seine Heimfahrt noch verzögern würde.
Nach einer Weile kam die Kutsche am Blauweizenfeld an. Die Pflanzen waren hoch gewachsen, hingen jedoch verkümmert herunter. Joanna entdeckte, dass zwischen ihnen Furchen gezogen
Weitere Kostenlose Bücher