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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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worden waren, die den Verlauf der geplanten Wasserkanäle kennzeichneten, doch niemand war auf dem Feld zu sehen. Schließlich erblickte sie am Waldrand vier Knechte, die Baumstämme in Richtung des Blauweizenfeldes trugen. Sie stieg aus dem Wagen, um die ankommenden Männer nach Ians Verbleib zu fragen, da hörte sie ihn sprechen. Verwunderte horchte sie auf. Sein Tonfall war vollkommen ungewohnt: Sicher und bestimmt gab er Anweisungen und beantwortete geduldig Fragen. Dem Klang seiner Stimme folgend umrundete Joanna den Acker und endlich sah sie ihn. Barfuß und mit nacktem Oberkörper kniete er inmitten von Knechten und baute mit ihnen zusammen eine Holzrinne, in der später das Wasser fließen sollte. Einige fertige Gestelle lagen schon neben ihnen.
    Als Ian sie bemerkte, legte er den Hammer auf die Erde, stand auf und ging zu ihr. „Ich habe völlig die Zeit vergessen. Komme ich zu spät zum Abendessen?“
    Joanna war von seinem Anblick irritiert und wusste erst nicht, was sie sagen sollte. „Ich habe dich gesucht“, erklärte sie schließlich. „Was tust du da?“
    „Ich arbeite mit.“ Er klopfte sich seine schmutzigen Hände an der Hose ab. „So geht es schneller.“
    Das Ankommen eines Pferdes verhinderte ihre Antwort. Jake sprang aus dem Sattel und lief auf Ian zu. „Und, wie weit seid ihr? Wird es gehen?“, fragte er aufgeregt. Dass Ian aussah wie einer seiner Knechte, schien er nicht zu bemerken.
    „Die Planungen sind soweit abgeschlossen“, erklärte Ian. „Es fehlt vor allem Holz für den Bau der Wasserkanäle. Ich habe einige Knechte gebeten, Bäume zu fällen. Dann bleibt noch zu entscheiden, ob wir den Fluss stauen, oder ob wir ein Wasserrad errichten, um das Wasser in die Rinnen zu leiten. Wenn wir alle verfügbaren Knechte und Bauern für diese Arbeiten einsetzen, könnten wir in ein paar Tagen fertig sein.“ Sein Blick richtete sich vom Feld hinauf zum Himmel. „Wir hätten keinen Tag später damit anfangen dürfen. Mit Regen ist in der nächsten Zeit nicht zu rechnen. Ich bleibe bis zum Einbruch der Dunkelheit hier und -“
    „Nein!“ Joannas Stimme ertönte ungewöhnlich scharf. „Ian, du setzt dich sofort in die Kutsche und isst und trinkst etwas. Und wenn ich auf dem Weg zur Burg nur ein einziges Wort über Bewässerungsanlagen höre, werdet ihr mich kennenlernen.“ Sie warf ihrem Bruder einen bösen Blick zu und stieg in den Wagen.
     
    Beim Abendessen sah Jake seine Schwester ungeduldig an. „Jetzt darf ich aber wieder?“ Joanna nickte, wenn auch mit Missfallen, und sofort begann der Earl, Ian Fragen über seine landwirtschaftliche Tätigkeit in Darkwood zu stellen, die dieser ausführlich beantwortete. Am Ende des Essens sah Jake ihn offen an. „Ian, ich habe ein Problem. Der Händler, der heute da war, verkauft Saatgut verschiedener vielversprechender Pflanzenarten. Ich kenne mich nicht so gut aus und der Lehrer für Ackerbau, mit dem ich diese Dinge immer bespreche, ist noch auf Reisen. Aber ich kann nicht länger warten, weil das Schiff des Händlers in ein paar Tagen wieder ablegt. Ich habe hier Unterlagen, auf denen ich Notizen über die Wachstumsbedingungen der einzelnen Pflanzen, ihre Kosten und Erträge gemacht habe. Daneben habe ich notiert, auf welchen Feldern man sie pflanzen könnte. Würdest du dir das durchlesen und dir die Äcker ansehen? Morgen fahre ich mit Joanna zusammen nach Kerlington. Aber am Abend würde ich mich mit dir beraten und gemeinsam entscheiden, was wir kaufen können.“ Er reichte Ian eine lederne Mappe, die dieser nickend entgegen nahm.
    Erst als Ian auf seinem Zimmer war und an seinem Schreibtisch saß, holte er die Blätter heraus. Sie waren beidseitig dicht mit Jakes kleiner Schrift bedeckt und oft waren Preise oder Anmerkungen zwischen die Zeilen gekritzelt. Angestrengt versuchte er im Schein einer Kerze etwas zu entziffern, doch die winzigen Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Er legte die Papiere aus der Hand und rieb sich übers Gesicht. Es war zu schwierig. Für so etwas reichten seine bescheidenen Lesefähigkeiten nicht aus. Ian stand auf und lief im Zimmer auf und ab. Welch dummer Gedanke von ihm, nach Greystone zu kommen. Was hatte er geglaubt? Bald begann der Unterricht und er würde täglich anspruchsvolle Texte lesen müssen. Sein Vater hatte recht gehabt – er war nicht gut genug. Er hätte auf dem Acker in Darkwood bleiben sollen!
    Am Fenster blieb Ian stehen und betrachtete die Sonne, die hinter den Wipfeln

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