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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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‚Waffenhalle‘ wurde Joannas Lächeln freudlos. „Die Halle wird im Moment häufig genutzt.“
    „Stimmt“, erwiderte Galad. „Sie ist zu einem abendlichen Treffpunkt der Studenten geworden. Es scheint, die jungen Männer sind in diesem Jahr besonders daran interessiert, ihre Kampfkünste zu verbessern.“
    „Vor allem wenn sie so viel weibliches Publikum haben“, entgegnete Joanna in gereiztem Tonfall, den Galad jedoch nicht zu bemerken schien.
    „Welchem Mann würde das nicht gefallen?“, antwortete er mit einem Lächeln.
    „Ian genießt das bestimmt.“ Diese Bemerkung war ihr entschlüpft, bevor sie es verhindern konnte.
    „Ian?“
    Jetzt war es sowieso zu spät, dachte Joanna, also konnte sie ebenso gut nach ihm fragen. „Na, er ist doch jeden Abend in der Waffenhalle.“
    Galad schüttelte irritiert den Kopf. „Ja, er ist da. Aber für Schaukämpfe vor den Damen hat er keine Zeit. Er gibt drei sehr schwachen Studenten Nachhilfeunterricht im Fechten.“ Durchdringend blickte er sie an. „Hat dir Ian nichts davon erzählt?“
    Joanna schnitt eine Grimasse. „Hör auf so unschuldig zu tun, Galad, du hast mich ertappt. Ich weiß davon nichts, weil ich seit drei Wochen nicht mehr mit Ian rede. Und das eine Mal, als ich doch mit ihm gesprochen habe, stritten wir uns nur.“
    „Darf ich erfahren, warum du nicht mehr mit ihm sprichst?“
    „Weil Jake mich darum gebeten hat.“
    Ihre Antwort schien ihn zu erstaunen. „Davon weiß ich gar nichts“, gestand er.
    „Jake hat mir am Abend der Eröffnungsfeier deutlich gemacht, dass mein Zusammensein mit Ian die jungen Frauen abschreckt, sich ihm in heiratspolitischer Absicht zu nähern.“
    „Jake hat dir verboten, mit Ian zu sprechen?“, hakte Galad nach.
    „Nein“, erwiderte sie. „Er bat mich lediglich, etwas mehr Abstand zu halten.“
    Galad wirkte erleichtert, wenn auch nicht zufrieden. „Und du hast beschlossen, gleich gar nicht mehr mit ihm zu reden? Da wunderst du dich, dass ihr euch streitet?“
    „Aber meine Abkehr von ihm hilft doch gut“, sagte sie trotzig. „Er hat jetzt viel mehr mit den Studentinnen zu tun, als wenn er jegliche freie Zeit mit mir verbringen würde.“
    Galad faltete die Hände. „Ich weiß, das alles geht mich gar nichts an. Denke aber bitte daran, dass du, Jake und ich die Einzigen in der Burg sind, denen die volle Wahrheit über Ian bekannt ist. Und dass von uns dreien du diejenige bist, zu der er das meiste Vertrauen hat. Alle Studentinnen kennen nur die eine Seite seines Lebens und ich bin mir nicht sicher, dass sie die andere akzeptieren würden.“ Bevor Joanna etwas entgegnen konnte, war er aufgestanden. „Mehr werde ich zu dem Thema nicht sagen. Es ist deine Entscheidung. Ich wünsche dir eine gute Nacht und vergiss bitte die Waffenhalle nicht.“
    Nachdenklich blieb Joanna sitzen. So wie Galad es dargestellt hatte, wirkte ihr Verhalten wirklich überzogen. Aber sie hatte doch gute Gründe gehabt! Leider fiel ihr keiner mehr ein, mit dem sie rechtfertigen konnte, überhaupt nicht mehr mit Ian gesprochen zu haben. Das hatte Jake wirklich nicht von ihr verlangt. Außerdem brach sie gerade das Versprechen, das sie Charlotte gegeben hatte. Sie musste einen Mittelweg finden. Aber wie? Joanna beschloss, Galads Hinweis zu beherzigen und die Verbände aufzufüllen. Vielleicht fiel ihr etwas Sinnvolles ein, wenn sie Ian in der Waffenhalle stehen sah.
    Die Dämmerung war schon hereingebrochen, als sie mit ihrem Korb vor der Halle ankam. Heimlich spähte sie hinein. Tatsächlich, da stand Ian mit Laurentin, Colin und Francis. Ihr Mut verließ sie wieder. Sie konnte sich einfach nicht bei ihm entschuldigen. Nicht, weil sie ihr Unrecht ihm gegenüber nicht zugeben wollte, sondern aus Angst, er würde ihre Entschuldigung ablehnen. Und das würde sie nicht verkraften. Schnell ging sie weiter zum Kräuterhaus und fing an, dort Kleinigkeiten aufzuräumen.
    Auf dem Rückweg vom Kräuterhaus sah Joanna, dass die Halle im Dunkeln lag. Nur die Fackeln an der Eingangstür brannten noch. „Wenn ich schon hier bin, kann ich auch die Verbände einräumen“, murmelte sie. „Sonst muss ich den schweren Korb morgen wieder mitschleppen.“ Sie nahm sich eine der Fackeln und betrat die Waffenhalle. Die Verbände wurden in einer kleinen Truhe gelagert, die in der Ecke neben der Waffenkammer stand. Joanna überquerte die Trainingsfläche, steckte ihre Fackel in eine leere Halterung an der Wand und stellte den Korb ab. Dann öffnete

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