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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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beteiligte er sich nicht am Unterrichtsgespräch – er wollte die Sache nicht noch schlimmer machen.
    Nach ihrem Vortrag verließ Joanna den Raum so schnell wie möglich. Im Treppenturm stieß sie fast mit Galad zusammen, der ihr entgegen kam.
    „Joanna, du kommst doch gerade aus dem Unterrichtszimmer der Studenten. Habe ich dort zufällig meine Ledermappe liegen lassen?“
    „Ja, da lag eine auf dem Pult, glaube ich.“
    „Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst blass aus. Gab es Schwierigkeiten beim Vortrag?“
    Joanna kamen fast die Tränen. „Nein, der Vortrag lief gut.“ Ihre Schwierigkeiten lagen ganz woanders. Sie wusste nicht, was sie von Ian erwartet hatte, aber nicht, dass er überhaupt keine Reaktion zeigte. „Ich fühle mich nur nicht wohl. Am besten lege ich mich hin.“
    „Mach das.“ Galad ging an ihr vorbei, die Treppe hinunter. „Es wird dringend Zeit, dieses Trauerspiel zu beenden“, sagte er zu sich selbst. „Länger mag ich mir das nicht anschauen.“ Er betrat den leeren Unterrichtsraum und sah seine Mappe sofort auf dem Pult liegen. Doch er interessierte sich weniger für diese als für Ian, der auf seinem Stuhl saß und Löcher in die Luft starrte. Ian bemerkte ihn und beeilte sich aufzustehen, um wie seine Mitstudenten zum Abendessen zu gehen. „Nein, bleib sitzen, Ian. Wir müssen uns dringend unterhalten.“ Galad schloss die Tür des Unterrichtssaals, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihm gegenüber. „Und jetzt will ich wissen, warum du und Joanna nicht mehr miteinander redet.“
    Verblüfft starrte Ian ihn an. „Warum interessiert dich das?“
    „Weil ich es nicht länger ertrage, euch beide unglücklich zu sehen.“ Bevor Ian etwas erwidern konnte, sprach er weiter: „Seit du im Mai zu uns gekommen bist, warst du jeden Tagmit Joanna zusammen. Bei der Eröffnungsfeier habt ihr zusammen getanzt und euch unterhalten. Und seit dem Tag danach habt ihr euch nicht mehr angeschaut – abgesehen von dem Streit beim Bankett. Ihr habt euch gestritten, das habe ich doch richtig beobachtet?“ Er wartete Ians Antwort nicht ab. „Ich kenne Joanna lange genug, um zu merken, dass es ihr nicht gutgeht. Und dass du nach Unterrichtsschluss hier sitzt und vor dich hinstarrst, ist für mich auch kein gutes Zeichen.“
    Ian gab sich geschlagen. „Ja, wir haben uns gestritten. Ich denke, der Grund war ihre bevorstehende Verlobung mit dem Earl of Saldham.“
    „Joanna will sich mit Lord Saldham verloben? Hat sie dir das erzählt?“
    „Nein“, Ian zögerte, „ich weiß es von Cedric. Als er mir beim Ankleiden für den Abend geholfen hat, meinte er, der Earl könnte ihr zukünftiger Verlobter sein. Und da sie mich am Vorabend belogen und mir deutlich gemacht hat, dass sie keinen Umgang mehr mit mir wünscht, bin ich zu dem Schluss gekommen, es wird ernst mit dem Earl. Das habe ich ihr dann auch gesagt.“
    Galad zog die Augenbrauen hoch. „Jetzt wird mir einiges klar. Ich vermute, Joanna hat dir nicht erklärt, was es mit diesem potentiellen Verlobten auf sich hat?“ Ian schüttelte den Kopf und er fuhr fort: „Gut, dann erzähle ich es dir. Dann wirst du alles in einem anderen Licht sehen.“
    Zweifelnd schaute Ian ihn an, widersprach aber nicht.
    „Joannas Eltern starben, als sie die Akademie beendet hatte und sich wieder ins Heiratsgetümmel am Königshof stürzen wollte. Stattdessen blieb sie auf Greystone und unterstütze ihren Bruder. Sie machte ihre Sache gut und mit der Zeit wuchsen ihre Aufgaben hier. Du hast selbst miterlebt, in welche Schwierigkeiten uns ihre Abwesenheit kurz vor Beginn des Ausbildungsjahres gebracht hat. Jake nahm die Hilfe seiner Schwester gerne an, übertrug ihr die Rolle der Burgherrin und gestattete ihr Freiheiten, die adlige Damen normalerweise nicht haben: das Führen der Apotheke, das Unterrichten und viel Mitspracherecht, was die Weiterentwicklung der Akademie anbelangt. Es war für ihn sehr angenehm, diese wichtigen Positionen mit jemandem zu besetzen, dem er absolut vertraute. Und es entband ihn vorerst von der zeitaufwändigen Aufgabe, sich selbst eine passende Ehefrau zu suchen.
    Mittlerweile sind vier Jahre vergangen und Joanna hat sich sehr verändert – ich kenne sie schon aus der Zeit davor. Sie ist eine selbstständig denkende Frau geworden, die es gewohnt ist, eigene Entscheidungen zu treffen, ohne vorher jemanden lange um Erlaubnis zu fragen. Und das ist nicht gerade das, was sich Ehemänner wünschen. Zum anderen hat sie

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