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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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riesigen Auswahl von vibrierenden Plastikdildos.
    »Jason, ist Carlos oben?«, rief sie ihm zu.
    Jason hob seinen Kopf, der in einem Karton voller Videobänder verschwunden war, und sah zu uns rüber. »Ich … Äh, ja, könnte sein. Ich habe ihn vor ungefähr einer halben Stunde raufgehen sehen. Eines der Mädchen ist runtergekommen, um ihn zu holen.«
    »Könntest du mal nachsehen und ihm sagen, dass ihn jemand sprechen möchte?«, fragte sie betont langsam, als wäre sie eine Mutter, die mit einem Kind spricht, das schwer von Begriff ist.
    »Und was soll mit diesem Karton hier passieren?«
    »Ich passe schon auf ihn auf«, versicherte sie ihm. »Okay?«
    »Na gut. Bin schon weg.« Jason schlurfte in Richtung Treppe.
    Wir warteten. Man konnte deutlich das eintönige Hämmern der Musik hören, die aus den oberen Räumen nach unten drang. Der Blick des Mädchens kehrte immer wieder zu dem Notizbuch zurück. »Sie dürfen sich gerne umsehen, wenn Sie möchten. Manchmal dauert es eine Weile, bevor die Typen wieder runterkommen. Ich weiß nicht, warum. Schließlich sollten sie doch schon genug Titten gesehen haben.«
    Ich nickte. »Was machen Sie denn sonst so?«
    »Ich schreibe gerade einen Artikel für The Stranger -über Verhütung.«
    »Der sollte bestimmt viele Leser finden.« Ich fragte mich, was eine junge Frau, die den Drang verspürte, ihren linken Nasenflügel anzuketten, wohl unter Verhütung verstand. Aber da ich sie nicht länger von der Arbeit abhalten wollte, sah ich mich in dem Laden um.
    Ich betrachtete gerade einen schwarz-violetten Leder-BH mit Marabufedern, als sich mein Magen verkrampfte. Hastig drehte ich mich um und entdeckte einen Koloss von einem Mann mit Bart, der auf mich zustrebte. Er war von Dunkelheit umgeben wie andere Menschen von einem Umhang. Seine Augen glichen zwei schwarzen Gruben unter dichten, hervorstehenden Augenbrauen. Er blieb einen halben Meter vor mir stehen und musterte mich von Kopf bis Fuß. Das Bedürfnis, so schnell wie möglich kreischend davonzurennen, fuhr mir durch Mark und Bein. Aber ich widerstand dem Drang und richtete mich stattdessen auf.
    Er verschränkte die Hände vor dem Bauch. »Sie wollten mich sehen?«, brummte er.
    Dieser Atem. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. »Alice hat mich geschickt«, fing ich an.
    »Alice.« Ein Gletscher war im Vergleich zu ihm extrem gesprächig.
    »Liddell.« Ich starrte ihm direkt in die Augen, auch wenn es mich alle Kraft kostete. Die Angst lauerte nur ganz knapp unter meiner Haut.
    »Gehen wir ins Büro«, murmelte er. Damit drehte er sich um und ich folgte ihm. Als wir an der Theke vorbeigingen, warf er dem Mädchen einen Blick zu. »Kümmere dich um Jason. Wir wollen nicht gestört werden.«
    »Kein Problem«, erwiderte sie, ohne den Kopf von ihrem Notizbuch zu heben.
    Eine Tür neben den Umkleidekabinen führte in einen kleinen Raum, der einen Schreibtisch, einige Stühle, mehrere Kartons und Aktenordner beherbergte. Carlos setzte sich hinter den Schreibtisch und wies auf einen Stuhl.
    »Setzen Sie sich.«
    Ich folgte der Aufforderung.
    Er legte die Arme auf den Schreibtisch, wobei er seinen linken Ellenbogen mit der rechten Hand umschloss. Seine Faust kam mir so groß vor wie eine Reklamefläche und hob sich deutlich von der schwarzen Lederjacke ab, die er trug. »Also – was willst du von mir, Geister-Frau?«
    Ich zuckte zusammen. »Wie bitte?«
    »Die kleben ja förmlich an dir«, brummte er und streckte die Hand nach mir aus. Ich zuckte zurück, aber er hatte bereits etwas in meinen Haaren erwischt und zog es heraus. Ein Hauch von Grau, wie ein nebliges Spinnennetz, hing an seinen Fingerspitzen. Er knüllte es zu einem Bündel zusammen und steckte es in seine Brusttasche. »Also, was willst du?«
    »Ich … ich bin Privatdetektivin und arbeite für Cameron Shadley.«
    »Edwards kleines blondes Spielzeug? Der Cameron?«
    »Ja, genau – der Cameron.« Ich nickte verärgert. »Aber er ist nicht mehr Edwards Spielzeug, wie Sie das nennen.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich möchte mehr über Edward in Erfahrung bringen, bevor ich ihn persönlich kennenlerne und mit ihm über Camerons Zukunft spreche«, fuhr ich fort. »Alice meinte, dass Sie mir vielleicht helfen könnten.«
    Carlos zog eine Augenbraue hoch und begann laut zu lachen – ein Lachen, das wie Schockwellen durch das Zimmer lief.
    »Haben Sie vielleicht noch eine Rechnung mit ihm offen?«, fragte ich kühn, obwohl ich innerlich vor Angst

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