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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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hinterher?
    Ich dachte noch ein wenig darüber nach, war aber inzwischen viel zu erschöpft, um auf einen grünen Zweig zu kommen; schließlich musste ich ständig das Grau in Schach halten. Ich beschloss also, mich zu einem anderen Zeitpunkt eingehender damit zu befassen und machte mich auf den Heimweg. Je mehr Kilometer ich zwischen mich und den Pioneer Square brachte, desto besser ging es mir.
    Es war kurz vor eins, als ich endlich in die Tiefgarage meines Blocks fuhr. Ich war hundemüde und in Gedanken immer noch mit Alice beschäftigt. Wenn ich aufmerksamer gewesen wäre, hätte ich den Mann bestimmt bemerkt, als er aus dem Schatten der Waschküche trat.

Zweiundzwanzig
     
     
    Nebelschwaden und Schleier legten sich um die Ränder meines Blickfelds, aber ich war zu müde, um dagegen anzukämpfen. Ein fester Körper griff aus dem grau-silbernen Vorhang nach mir. Ich zuckte zurück und hechtete hinter dem nächsten Auto in Deckung.
    »Was zum Teufel wollen Sie von mir?«, rief ich und versuchte, das Grau von mir wegzuschieben.
    Die männliche Gestalt machte einen gepflegten Eindruck, schien muskulös und durchtrainiert – völlig untypisch für einen der üblichen Straßenräuber, die einen hier manchmal überfielen. »Nur Sie. Sie wollten ja nicht lange genug tot bleiben, das müssen wir ändern.«
    Er machte einen Satz nach vorn, erstaunlich schnell für einen Mann seiner Größe. Ich drehte mich zur Seite und bewegte mich rückwärts, so dass ich ihm einen Tritt in den Hintern verpassen konnte. Meine hohen Absätze würden das nicht mehr lange mitmachen. Er wandte sich um und griff nach mir. Wieder trat ich einen Schritt zurück, sprang über die Motorhaube und kam auf der anderen Seite wieder auf. So war er mir zumindest nicht mehr so nahe.
    Wütend holte er etwas aus der Innentasche seines Jacketts. »Ich werde Ihnen nicht weh tun. Jedenfalls nicht sehr.« Er hielt ein Messer in die Luft.
    Größer, schneller und stärker als ich. Und mit einem Messer bewaffnet, mit dem er sehr vertraut zu sein schien. Meine Chancen standen nicht gut. Ich duckte mich. Daraufhin lief er um das Autoheck und verschwand aus meinem Blickfeld. Rasch fuhr ich mit der Hand in das Pistolenhalfter unter meiner Jacke.
    Er kam um die Ecke des Trucks, und ich richtete den Lauf der Pistole auf sein Gesicht. »Verschwinden Sie!«, zischte ich und entsicherte die Waffe. Das Klicken des Hahns durchschnitt die Luft wie ein Hammer, der auf dünnes Eis trifft und es zersplittert.
    Der Kerl ließ ein Lachen ertönen, das mich bis ins Mark traf. »Sie werden mich doch nicht erschießen wollen!« Dann hechtete er auf mich zu.
    Ich zielte ein wenig tiefer und drückte ab. Der Rückstoß warf mich beinahe um.
    Die Kugel löste ein beachtliches Stück aus seiner Schulter, aber das hielt ihn nicht auf. Er schnitt nur eine schmerzverzerrte Grimasse und kam erneut auf mich zu.
    Ich sprang zur Seite, geriet aus dem Gleichgewicht und stürzte. Seine Klinge traf meinen Rock und schnitt durch den Stoff. Erneut zielte ich mit der Pistole auf ihn und drückte ab. Wieder schleuderte mich der Rückschlag ein wenig nach hinten, und das Dröhnen des Schusses hallte in meinen Ohren nach.
    Diesmal schien ich ihn getroffen zu haben, denn er trat einen Schritt zurück und taumelte etwas, behielt aber das Gleichgewicht Schwarzes Blut floss an seiner Jacke hinab. Er starrte mich an und entblößte dann einen Mund voller Haifischzähne.
    Ich schluckte. »Oh …«
    »Hey! Was ist da unten los? War das ein Schuss?« Die Stimme klang weit entfernt und seltsam metallisch in meinen Ohren.
    Der unheimliche Mann schaute in die Richtung, aus der die Stimme kam und wo nun Rick und sein Hund im ersten Stock unseres Hauses auftauchten. Dann starrte er noch einmal auf mich und die Pistole in meiner Hand, drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit der Nacht.
    Ich lehnte mich erschöpft gegen den Truck und stöhnte auf. Den Tränen nahe wollte ich erst einmal versuchen, die Kontrolle über meine schlotternden Knie zurückzugewinnen.
    »Hey, Rick!«, rief ich nach einem Moment, wobei mir beinahe schwarz vor Augen wurde.
    »Harper?« Einen Augenblick später öffnete sich die Tür unseres Appartementblocks und Ricks Hund erschien, der sein Herrchen hinter sich her zog. »Hey, Harper! Alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Ja, danke, Rick. Geht schon«, erwiderte ich und schob den neugierig schnüffelnden Hund beiseite. Mein Kopf dröhnte und jedes Geräusch wurde von einem hohen

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