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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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ich rede von deinem Vampir.«
    »Wie bitte?« Ich schluckte.
    »Jetzt behaupte bloß nicht, dass du es nicht weißt«, entgegnete Quinton. »Bei mir ist der Groschen zwar nicht sofort gefallen, aber du hast ja auch einen wesentlich engeren Kontakt zu dem Kerl.«
    »Und woran hast du erkannt, dass Cameron ein Vampir ist?«
    »Ach, da gab es viele kleine Hinweise. Seine seltsamen Augen, die Erde im Kofferraum, die merkwürdigen Angewohnheiten. Die Reißzähne. Er ist bei weitem nicht der Einzige hier in der Gegend. Aber ich bin meistens vorsichtig und gehe ihnen so gut es geht aus dem Weg. Selbst wenn dich ein Vampir mag, kann man ihm letztendlich nicht wirklich vertrauen. Natürlich kann man den meisten Leuten nicht vertrauen. Aber das Trinken von Blut und die Überfälle auf Mitmenschen sind für mich persönlich dann doch nochmal was anderes.«
    Er sah mich einen Moment lang schweigend an. »Arbeitest du oft für Vampire?«, wollte er dann wissen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Cameron ist mein Erster.«
    »Dachte ich mir fast. Sei jedenfalls vorsichtig, sie sind unberechenbar. Solche magischen Wesen sind mir sowieso unheimlich. Es sieht vielleicht cool aus, was die alles können, aber es ist doch haarsträubend, wenn man darüber nachdenkt. Ich persönlich ziehe Elektronik, Physik und all die Dinge vor, die ich klar erfassen kann.« Er spielte mit dem Multimeter in seiner Hand und warf mir einen nervösen Blick zu. »Gib auf dich acht, okay? Ich kann recht viel wieder hinbiegen, aber bei Verwünschungen und dergleichen hört mein Können leider auf.«
    Ich warf ihm ein kleines Lächeln zu. »Ich werde auf der Hut sein.«
    »Gut. Und falls du irgendetwas brauchst, ruf mich an. Ich kann jederzeit vorbeikommen.«
    »Vielen Dank, Quinton. Das werde ich tun. Aber jetzt muss ich los, ich habe noch einen Termin.«
    »Kein Problem, aber bleib am Leben. Du schuldest mir nämlich noch etwas für das Auto«, sagte er und grinste mich gequält an, ehe er seine Werkzeuge zusammenpackte und ging.
    Ich schloss ab und wartete unten auf der Straße auf Mara.
    Wir fuhren Richtung Osten zum Lake Washington und standen schon bald vor dem Madison-Forrest-Geschichtsmuseum. Mara parkte auf einem Kiesparkplatz in der Nähe und betrachtete dann mit überraschter Miene das Haus.
    Wir stiegen aus und näherten uns dem Museum, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Ich hatte keine Ahnung, wer Madison Forrest gewesen war oder warum dieses Haus zu einem historischen Gebäude auserkoren und zu einem Museum umfunktioniert worden war. Man konnte allerdings nicht leugnen, dass es eindrucksvoll war. Der Sockel und das Erdgeschoss waren aus Stein erbaut worden, während der erste Stock und der steile Giebel aus einheimischer Zeder gefertigt waren.
    Die vielen riesigen Glasfenster unter dem überhängenden Dach mussten besonders zu jener Zeit ein Vermögen gekostet haben. Vier Gaslaternen, die mittlerweile durch Strom gespeist wurden, säumten den Weg vom Eisengitter des Parktors bis zur Eingangstür. Das Haus hatte eindeutig eine Aura – wie das der Danzigers, wenn auch längst nicht so freundlich.
    Mara blieb stehen und blickte zu Boden. »Ich wusste gar nicht, dass es auch auf dieser Seite des Sees einen Nexus gibt. Er befindet sich ganz in der Nähe des Hauses, ungefähr … ungefähr dort, auf der Straße.« Sie trat einige Schritte zur Seite. »Und ich kann ihn nicht binden, selbst wenn ich genau über ihm stehe. Irgendwie befürchte ich, dass wir hier auf etwas Übles stoßen werden. Vielleicht sogar auf den Grund der Blockade. Schau es dir doch mal von der Seite an – so, wie ich es dir gezeigt habe –, und sag mir, was du siehst.«
    Ich betrachtete das Haus, ohne es direkt anzusehen. Seine Aura, die eine seltsam undefinierbare Farbe hatte, kam von jener Stelle direkt unter Maras Füßen – wie ein Nebel, der auf das Haus zukroch. »Es sieht … krank aus.«
    »Komische Art der Beschreibung.«
    Ich zuckte mit den Achseln und schaute schnell in eine andere Richtung.
    Wir gingen auf den Eingang mit seinen massiven Zedernholztüren zu, lösten zwei Karten und spazierten dann durch das Museum auf der Suche nach dem Harmonium. Nach einer Weile entdeckten wir es im Salon im ersten Stock. Es war wirklich scheußlich – ein Meter achtzig groß und aus Holz, das mit Elfenbein, Knochen und Blattgold verunstaltet worden war. Außerdem hatte es jemand mit einem grellroten Stoff bezogen. Das Ganze wurde von einem wabernden Netz schwarzer und roter

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